Maier-Lyrik

Lyrisches von Helmut Maier

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Das wahre Leben

Die Asterchen, die roten, die feinen,
ich liebe sie,
sind sie auch angebunden
an eine Rosenstaude, eine gelbe
(ist”˜s das, was so entzückt?)

Auf jeden Fall ist es das volle Leben
der vielen, vielen Wildbienen.
Es ist ein richtiges Gewusel
und wenn schon eine auf der Blüte sitzt,
wenn noch die andre erst im Anflug ist,
so schwirren beide auf.

Wo doch so viele Blüten
zur Auswahl sind.

Ich liebe sie,
sie sind so vorsichtig
und keine will
die andre stören.

Ich liebe sie so sehr!

Deutschland im Mittelalter

Wir befinden uns wieder
im Mittelalter.
Wir glauben ”“ nicht: wir wissen –
dass Russland die Sanktionen
nicht überleben
kann.

Wir glauben ”“ immer noch –
dass Russland besiegt
werden kann,
wenn wir die entsprechenden Mittel
bereitstellen,
koste es, was wir uns
nicht leisten können.

Denn unsere Gesellschaft
wird immer ärmer, wenn
wir die Superreichen
nicht mitzählen.

Wir glauben ”“ immer noch –
dass wir die Guten sind,
dabei verletzen wir die Rechte
der Ärmsten im Land und verstehen nicht,

warum die Staatsfeinde davon profitieren.

Wir glauben ”“ und das immer noch –
dass wir das überleben
werden,
denn
in unseren Augen ist Putin
der Teufel in Menschengestalt
und den heißt es zu besiegen,
auch wenn die Weltlage
sich völlig verändert hat.

Und wir glauben ”“ und wirklich widerspricht das der Lage –
dass der Kapitalismus
den Menschen das Himmelreich verspricht
und wollen wir das immer noch glauben?

Oder


Wir kämpfen nicht.
Nein, wir geben Geld
und Waffen
und Kriegsgerät
in die Ukraine.

Oder: wir sind
nicht Antisemiten,
wir sind fürs Recht
auf Siedlungsbau,
das Palästinenser*innen
nicht haben
im Heiligen Land.

Oder wir beziehen
Gas aus Katar,
russisches Gas aus Indien,
Fracking-Gas
aus USA,
das nicht aus Deutschland stammen darf.

Oder, oder, oder …

Friedlich?

So friedlich.
Die Felsengipfel am nahen Horizont
in rotem Glanz.
Alpenglühen.
Immer wieder und
neu belebend
jedesmal.

Friedlich?
Als könnte es ewig so bleiben?
Wenn wir Menschen es
wirklich wollen
und nicht nach Vergeltung rufen,
wo wir Vergebung brauchen,
dann vielleicht
nach menschlichem Ermessen.

Aber nicht so,
wie es gegenwärtig aussieht,
so feindlich,
so auf Profit versessen,
ja: Profit von wenigen,
die uns glauben machen wollen,
dass wir auch „was hätten davon“.

Nein, so nicht.

Schwalben und Bergspitzen

Wir sitzen auf dem Balkon.
Vor uns eine Bergkette
mit schroffen Bergspitzen.
Eine Nebelkette lagert sich
den Bergen entlang
waagerecht ab,
bildet die Silhouette
der Berge dahinter
fast völlig nach.

Vor der Bergkette
weitere Berge und Hügel,
das Land noch davor
erfüllt durch die Schar
von eifrigen Schwalben,
die ihre Flugkunststücke
prächtig vorführten.

Ihre Schattenrisse
füllten die Fensterrahmen und Wände
neben dem Balkon, auf dem wir saßen:
so friedlich alles.

Donauzivilisation

Donauzivilisation

31. August 2014 / Helmut /

Im klaren Wasser des Goldbachs:

Neu erscheint „le temps de cerises“.

Uralten Ursprung erahne ich heute.

.

Nah ist hier Turda und nicht weit die Donau.

Hier war bereits gut Kirschen essen

vor über sechstausend Jahren.

.

Zauberhand führt mich hinüber

in die Zeit, als das Kupfer glänzte

erstmals in der Hochkultur Alteuropas.

.

Salvati Rosia Montana.

Hindert Europa nicht endlich doch

Sprengungen wie auch Zyanidvergiftung?

.

.

.

Meines Wissens läuft das Verfahren gegen den kanadischen Investor von Goldabbau in riesigem Ausmaß noch. Aber:

Das Berufungsgericht in PloieÈ™ti kam zu dem Schluss, dass die archäologische Entlastungsbescheinigung unrechtmäßig ausgestellt wurde. Das bedeutet, dass in dem Gebiet keine Bau- oder Bergbauarbeiten hätten durchgeführt werden dürfen und zeigt erneut welche maßgebliche Rolle die Versäumnisse des Investors für das gescheiterte Minenprojekt spielen.

Die Entscheidung des Tribunals, den Amicus Brief zuzulassen, ist zu begrüßen. Das ECCHR wird die rumänischen Organisationen weiterhin bis zum Abschluss des Verfahrens unterstützen, mit dem im Jahr 2023 zu rechnen ist.

Noch einmal

Noch einmal dieses Jahr
erwarten wir wärmere Tage.
Im Urlaub vielleicht.
Im Nachgeben gegen die Müdigkeit.
Im Aufstehen jeden Tag
mit dem Bewusstsein:
Heut packen wir’s.
Heut‘ ist der Höhepunkt
unserer Reise.

Noch einmal
will ich es spüren:
dieses Kribbeln im Bauch.
Geschafft:
Es wird so schön,
wenn man sich gehen lässt,
ohne Verzicht auf das Leben.

Dieses Leben,
das uns bewirkt,
das uns birgt,
das uns neu belebt,
das uns stärkt,
das uns stärker macht,
das uns auf später vorbereitet,
wann es wieder heißt:
Noch einmal.

Wieder Wegwartenzeit

S’ist wieder Wegwartenzeit.
Blau lächeln die Blüten uns an.
Sie wollen uns sagen:
He, wir warten
euch auf,
was der Herbst uns verspricht:

Goldene Zeiten,
vermischt mit Blau,
eingesponnen in
Olivenzweige,
noch saftig grün,
gehen langsam über in
mediterrane Töne,

klingen auch
schon in silbernen Klängen,
machen Spaß, gelassenen Spaß,
versprechen Ruhe
und Stille und lassen
die Hektik der Jagd
auf Güter im
vergehenden Gartengewirr
verschwinden.

Denn kaum ist Herbst,
drohen schon winterlich
herbe Stürme; doch
sollen sie nicht mehr Schaden
verursachen, will ich.
Denn im Frost dann
liegt wirkliche, häusliche
Ausgeglichenheit.

Und wir erwarten sie heiter.

Wetterwechsel

Heute morgen
ein paar Tropfen auf unserer Terrasse.
Sie hielten mich davon ab,
den Tisch und die Stühle
unter die Birke zu stellen
fürs Frühstück.

Nun aber ist wieder blauester Himmel;
der Regen hat sich laut Wetterbericht
ganz nach Norden des Vorhersagebereichs
verzogen (wie eigentlich vorhergesagt).

Meine Tochter und mein Enkel
sind auf der Reise in die Normandie.
Wie wird es ihnen gehen?
Jedenfalls wartet
der Mont St. Michel auf sie
und ich träume
in Erinnerung!

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