Lyrisches von Helmut Maier

Schlagwort: Spiegel (u.ä.)-Ecke (Seite 5 von 7)

ZFD – eine unbekannte Abkürzung?

Die taz („die tageszeitung“) macht heute die Titelseite auf mit folgender Überschrift:

„So kann Frieden klappen“.

Im Untertitel sagt sie: „Deutschland entdeckt die friedensorientierte Außenpolitik neu: Ziviler Friedensdienst feiert Jubiläum. Ministerin Wieczorek-Zeul: ‚Die kostengünstigste Sicherheitspolitik‘ “

Dominic Johnson kommentiert (ebenfalls auf Seite 1), dass der Zivile Friedensdienst seine Arbeit eigentlich im November 1999 aufgenommen habe, womit der 10. Jahrestag unpraktischerweise auf den Totensonntag fallen würde. Außerdem sei gut möglich, dass bis dahin eine neue Bundesregierung amtiere, welche die Zukunft sinnvoller Ansätze wie des Zivilen Friedensdienstes gefährde. Daher die Vorverlegung. „Aber es ist nicht falsch, mit guter Entwicklungspolitik Wahlkampf zu machen„, fügt er hinzu.

Siehe auch: https://www.taz.de/1/politik/afrika/artikel/1/gewaltfreiheit-kann-man-lernen/

Umfrage*

Wie ich mich freue:
Es gibt noch die Treue,
die Treue zum Leben.
Ich seh´s an der Sorge
der Jugend von heute:
Was von der Natur man sich borge
und zurück geben müsse,
darüber sorgen sich junge Leute.

Die Armut in der Welt kümmert sie,
nicht gegen Terrorismus der Kampf,
nicht des nach immer mehr Geld Strebens Idiotie.
Das an der vorderen Stelle zu sehn
sei doch Krampf.

Zerstörung der Lebensgrundlagen
der Menschen der Welt
fürchten sie zu meinem Behagen
genau wie das schreckliche Rennen nach Geld.

Umfragen, die dieses belegen,
lese ich gerne.
Schimpfen über die Jugend
ist da ganz ferne.

*Siehe Artikel „Sorge um den Zustand der Erde“ in der Esslinger Zeitung vom 15.8.09 (verkürzt wiedergegeben hier: https://www.ez-online.de/kinderleicht/Artikel456726.cfm )

Meinungsfreiheit, die zweite.

In einem windelweichen Artikel berichtet die EZ von vorgestern vom Rückgang der Krankmeldungen (so nenne ich sie). Gewiss, sie stellt schon im ersten großen Abschnitt die Frage: „Ist Job-Angst der Grund für den niedrigen Krankenstand?“ und lässt Annelie Buntenbach vom DGB entsprechend zu Wort kommen. Aber sie erklärt auch ganz objektiv, dass man das auch anders sehen könne: „Zum einen haben körperlich belastende Tätigkeiten an Bedeutung verloren. Zum anderen betreiben immer mehr Unternehmen eine aktive und systematische betriebliche Gesundheitsförderung.“, lässt sie den Arbeitgeberpräsidenten Dieter Hundt sagen.
Wenn ich die Hauptschlagzeile oben auf der ersten Seite der EZ aber mit der der taz vom gleichen Tag vergleiche, werde ich fast wütend: Die EZ jubelt geradezu: „Krankenstand auf historischem Tief“, während die taz in ihrer unvergleichlichen Weise Position bezieht:

„Angst geht arbeiten.

Pete Seeger wurde (wohl) neunzig – vorletzten Sonntag

In meinem Internet-Kalender
werde ich mir’s wohl
notieren muessen:
das Datum 3.Mai 2019:
„Stuttgarter Zeitung abonnieren.“
Als einen der letzten Wuensche
meines Lebens
koennte ich ja vielleicht
Pete Seeger noch erleben
als Hundertjaehrigen
auf seiner Welttournee,
wenn ich davon erfahren sollte
in der Stuttgarter Zeitung.
Jan Ulrich Welke
versprach es dort:
„Und wenn dieser Mann
hundert wird,
geht er vielleicht sogar
noch einmal auf Welttournee.
Wir melden uns,
wenn’s so weit ist.“

Das hochstaplerische Wunder von Baden-Württemberg

Oettinger erklärt s i c h zum Flughafen“ (Meldung der EZ vom 19.6.08)

Heißt das, dem Ministerpräsidenten des Landes ist es nicht mehr wichtig, dass er bei anderen landen kann, sondern bloß noch die bei ihm?

Oder erklärt erst dieser Satz der EZ die Lage?:

„Ministerpräsident Günther Oettinger hat für den kommenden Mittwoch eine Erklärung zum Thema ‚Flughafen‘ im baden-württembergischen Landtag angekündigt.“

Etymologische Scheuklappen (was Materie und Mutter Erde angeht)

Liegt die Manipulation
Nicht auf der Hand,
Dass zwischen materia
Und mater
In der rein patriarchalen
Sprachbetrachtung
Nirgends* ein Zusammenhang
Hergestellt wird?
(Und schon herstellen
Wäre eines Patriarchen
So würdig, so unwürdig
Es nur sein könnte ”“
Aber nicht dass jemand
Dächte, es wäre Scheu,
Nein, mann scheut sich)

*nach meiner bescheidenen vorläufigen Recherche (ich höre schon den Vorwurf des Vorurteils)

Spiegel (u.ä.)-Ecke: weitere Folge

Der Spiegel-Slang im Spiegel Nr. 15/7.4.08 erinnert mich an den geschickt-ungeschickten Pfleger in der ARD-Serie „In aller Freundschaft“, wenn der Sprichwörter oder Redensarten zerlegt und auf merkwürdige Art neu zusammensetzt.

Dort im Spiegel wird auf S. 176 etwas über Scarlett Johansson gesagt, die im Tom-Waits-Klassiker „I Wish I Was In New Orleans“ von 1976 „mit ihrer vorsichtig intonierten Stimme, die kaum fünf Töne umfasst, die Tom-Waits-Zeile ”šI´ll drink you under the table”˜ singt“. Es heißt da: „Das soll die blonde Süße sein, die dem jungen Tennislehrer in ”šMatch Point”˜ beim Pingpong-Spielen

die Augen verdreht?“

Datenschützer

Datenschützer im Visier der Fahnder“*

Ist ein Datenschützer als Datenschützer im Visier der Fahnder?
Sind die Datenschützer im Visier der Fahnder?
Sind die Datenschützer oder der Datenschützer moralisch im Recht?
Oder sind es die Fahnder?
Leben wir in einem Stasi-Staat,
in dem Datenschutz ein Fremdwort ist?
Leben wir in einem Staat,
der sich Datenschutz nicht leisten kann,
weil sonst die Gesellschaft zerbricht?

Oder ist der, welcher ins Visier von Fahndern geriet,
nur zufällig
Datenschützer?
Wer oder was führte uns dann
in die Irre?

* Hauptschlagzeile der Esslinger Zeitung auf der Titelseite am 21.2.2008

Sprachregelung

„Schaden personeller Art“
nennt der deutsche Kriegsminister
auf der Münchner „Sicherheitskonferenz“
Tote oder Verletzte,
die es bei einem Anschlag
möglicherweise gegeben hätte
durch eine Rakete,
die eingeschlagen ist,
aber nicht explodiert,
im Küchengebäude
des deutschen Feldlagers
in Kundus.

Mit dieser Sprache
leistet man „Überzeugungsarbeit“
zur Ausweitung
des Bundestagsmandats
für die deutschen Truppen
in Afghanistan.

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