Lyrisches von Helmut Maier

Schlagwort: Neue Maier-Lyrik (Seite 2 von 165)

Erfreuliches

Wie wunderbar!
Sehr erfreulich!
Oder: Wie schön!

Das Wetter?
Das Essen?
Begegnungen?

Nicht besonders!
Alles, was mich freut!
Überraschungen.
Etwas besonders Feines.
Eine lange ersehnte Post.
Etwas, zu dem ich sage: Wow!

Ach, wie ich mich danach sehne!
Auch schöne Tage,
mit schönem Wetter,
mit blauem Himmel.

Ein unerwarteter Kuss
meiner Liebsten.
Ein Wohlgefühl
besonderer Art.

Ein Brief, der mich packt.
Eben etwas Erfreuliches,
etwas, was jeden Tag passieren könnte,
oder auch nicht.

Ach, und etwas, woran
ich mich gerne erinnere.
Kleinigkeiten, wenig erwartet.
Große Feste, fröhlich mitgefeiert.

Etwas Erfreuliches eben.

Räume

Moscheen und Kirchen,
außen und innen,
Marktplätze,
intime Innenhöfe
mit Säulenschmuck
und schönen Bögen.

Räume.
Platz zum Treffen.
Platz zum Verweilen,
zum Meditieren.

Räume für Menschen,
für Gläubige und Nichtgläubige,
Räume sich zusammenzufinden,
Räume, um dort einfach zu sein,
zu atmen, zu staunen,
sich finden im Überirdischen
und sei es mitten im Leben.

Schöne Räume.
Große Räume.
Schmale Gassen,
kleine Plätze.
Und bitte nicht

kommerziell!

Ich träume

Ich träume schon

vom Blütenschmuck

in unserem Gärtchen.

„/“

Von Rosen, rot und gelb,

von Lilien, prächtig violett,

von Schneeglöckchen

und Märzenbechern,

vom Dost, der Bienenweide,

von Alpenveilchen wie im Gebirge,

von allem Möglichen

und ”“ wie ich hoffe:

Unmöglichen.

Ich träume

jetzt im Januar.

„/“

Denn schon seh”˜ ich

die weißen Spitzen

der Märzenbecher

herausragen

zwischen dem abgefallenen Laub,

das langsam zerfällt

in Humus.

„/“

Ich träume.

Und das ist das Leben

im Winter.





Imbolctraum

Weit, weit entfernt war heute d e r Tag;
fast dachte ich schon,
es wäre Imbolc heute,
die Lichtmess,
die Zeit,
wo vieles noch
in der Erde schlummert,
aber wo schon seit ein paar Tagen
die Märzenbecher-Triebe
aus der Erde herausdrücken.

Und ganz waren diese Tage
schon imbolc-mäßig
hell vom Licht, das strömte,
auch wenn es noch kalt war,
aber immer wärmer
jeden Tag.

Ich saß heute im Sonnenschein
im Wohnzimmer am Tisch,
heute, in der ersten Januarhälfte
und Imbolc ist noch ferne,
aber heute warf die Kristallkugel,
die am Fenster hängt,
große Punkte an die Wand
mir gegenüber:
orange, gelb, grün, blau und violett:
alles in bunten Kreisen
vereint,
rings um das große Batikbild
mit einer Meteora-Landschaft,
und orangefarbig, gelb, grün, blau und violett
Streifen, einer sogar mit orange,
gelb, grün, blau, violett, orange, gelb,
grün, blau und violett ”“ am Stück,
an der Zimmerdecke.
Und ein Lichtfleck auf der Batik.
Und die weiße Decke darüber?
Rot wie beim Alpenglühen
oder beim Sonnenuntergang.
Und ich fühlte mich wie
am 1. Februar.

Aber noch können Schneestürme kommen
und Regenwetter.
Und noch ist nicht Imbolc.
Aber es kommt!
Bald!

Zwischen Regen und Schnee

Zwischen Regen und Schnee,
zwischen Verzweiflung und Zuflucht,
zwischen Weh und Wehe!

Ich muss mich entscheiden:
Will ich dem Schlechten zu Leibe rücken
oder will ich mit dem Guten,
einfach dem Guten
meinen Stempel aufdrücken,
meinen nicht mehr harten Stempel,
sondern den weichen Zuspruch
angedeihen lassen?

Wehe will ich dem Bösen
nicht mehr sagen.
Weh will ich ertragen lernen.
Nein, ich will nicht Verzweiflung
nähren,
sondern die Zuversicht:

zwischen Regen und Schnee
will ich das Blaue sehen,
will an die Zukunft denken,
will dieses Jahr mitgestalten:

So soll es sein,
so will ich es haben,
ob Regen, ob Schnee, ob Sonne,
das Blaue der Zukunft
soll mich auffangen.

2021 bleibt mir und ich ihm, ehe ich mich an das Neue von 2022 gewöhnt habe

Das alte Jahr 2021,
ich kann”˜s nicht einfach gehen lassen.
Die Erinnerungen sind zu schön.
Die kann ich nicht einfach lassen.
Das Geschenk der Götter:
50 Jahre
dauert nun schon
unsere Ehe:
Goldene Hochzeit,
gefeiert mit der ganzen Familie.
Und dabei
auch noch 80 Jahre
meines Lebens,
im voraus mit einem
wunderbaren Büchlein
gepriesen,
in dem jedes Mitglied der Familie
ein von ihm gewähltes Gedicht
aus meinem Blog
mit einer grafischen Besonderheit
gewürdigt hat.
Und eine tolle Rede
von unserer Enkelin
beim Festschmaus
im Ferienhaus auf Römö
im pursten Sommer.
All das begeistert
und dankbar angenommen
von meiner Frau und mir.

Und das wirkt immer noch,
wirkt in mir,
wie eine gute Freundin
es erfahren hat
mit ihrem toten Mann,
den sie noch immer um
Rat fragen kann.

Und dieses neue 2022:
Kriegsgefahr liegt in der Luft.
Ich will es nicht glauben;
ich schiebe es gerne
weit von mir weg.

Und Corona:
keine Krone der Schöpfung,
sondern eine Geiselnehmerin,
die uns einsperrt,
wenn”˜s sein muss.

Und eine Regierung,
leider nicht so gut,
wie es ein neues Jahr
verdient hätte.

Nein, ich mag es
noch nicht,
dieses 2022.
Ich kann mich hoffentlich noch
daran gewöhnen.

Der kalte Mond am nicht so kalten Dienstag

Gestern kam ich mir zeitversetzt vor:
Ich wähnte, es wäre schon Wintersonnwende:
denn da stand der Vollmond klar am Himmel
und das am hellichten Tag,
jedoch war es „nur“ die Sonne,
vom Hochnebel fast verdeckt,
aber klar umrissen,
mal klarer, mal schlechter zu sehen.

Immer wieder musste ich mich umdrehen
auf dem Weg von Schanbach nach Aichelberg.
Um das zu sehen:
stets dabei den Wechsel im Auge!

Ach, es waren nur fünf Tage bis
der Mond die volle Größe erreichen würde,
am Sonntag, dem 19. Dezember,
und das wieder nur 2 Tage
bis zur Wintersonnwende.

Ach ja, es ist Wintersonnwende-Zeit,
mir schon einige Tage vorher
vorgetäuscht,
wenn auch nicht echt.

Nebensonne

Eiskristalle leuchteten heute Morgen
links von der Sonne.
Rechts von ihr stand eine dunkle Wolke
statt einer zweiten Nebensonne.
Und die Sonne selber strahlte
hell und klar in den Tag.

War das ein Zeichen
für den kommenden Schneefall?
Gibt so der Himmel ein Zeichen
für Merkwürdiges, das er im Schilde führt?


Das Graugeäst

Das Graugeäst der Bäume,
wie sollten die Verästelungen
wir wirklich kennen,
bei vollem Grün,
an dem wir uns ergötzen
immer wieder.

Doch immer wieder auch
der Blick in die Verästelungen,
die alles klarer machen,
Gesehenes uns deutlicher
und unvoreingenommener
erscheinen lässt.

Das Grau des Lebens
uns erscheint”˜s
so düster oft
und ach, wie klar
uns dabei
alles wird:

die Hoffnung eingeschlossen,
die wieder grün
und doppelt deutlich
uns alles macht.

Auch, wenn wir”˜s selber
nicht mehr erfahren,
so muss Erfahrung es doch sein,
die wir davon
dann weitergeben
können.

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