Lyrisches von Helmut Maier

Schlagwort: Gastlyrik (Seite 3 von 7)

Herbstlodern

Loderndes Sehnsuchtslilablau
von der Kristallkugel geworfen.
Illumination der weißgekalkten Wand.

Bruni ( https://www.wortbehagen.de/index.php ) hat als sehr hübschen Kommentar dazu Folgendes gedichtet:

wenn lilablau lodert
und Sehnsucht verspürt,

werden in Öfen Feuer geschürt,

bis Wärme die kalten Spitzen
unserer Finger berührt.

Venezianische Impressionen 7: Biennale-Ambiente

Ich stelle mir meine Worte vor
klingend
verklingend
in hoher Halle
abgedunkelt
Riesige Backsteinsäule
umspült
vom Eintauchen

Bruni (https://www.wortbehagen.de/index.php) hat ein sehr poetisches Kommentargedicht dazu geschrieben:

und es hallten deine Worte
durch die Weite der Hallen,
sangen von Festen,
die lang schon verklangen,
von versprochenem Pakt.

Geblieben sind steinerne Hallen,
hohl, die Worte, die einmal
hier klangen”¦

Auch Worte aus anderer Welt?

Demokratiedefizit*

Noch sehen sie so die Dörfler,
die Mächtigen auf dem hohen Ross,
sie könnten sie lenken: sie übertölpeln.

*ein 28er

Welche Freude: Bea (in ihrem Blog [ https://poeticaly.blogspot.com/ ] gibt es für FreundInnen des 28ers noch eine besondere Überraschung!) hat mit einem wunderbaren 28er geantwortet. Hier ist er:


das volk läuft mit? das volk spricht mit?
das volk lässt sich nicht blenden auch wenn
die worte noch so wohlgefällig perlen

Der tausendste Eintrag auf dem Maier-Lyrik-Blog

Den tausendsten Eintrag auf diesem Blog will ich virtuell gerne mit euch feiern. Brigitte Fuchs hat ja schon die langstieligen Gläser herausgekramt.
Zuerst nochmal der Mit-Vorfreude-28er von Syntaxia:

Tausend ist eine feine Zahl
So bin ich sicher bald zur Stelle
Dies Jubiläum mag ich nicht verpassen!!

Und jetzt mein Kommentargedicht zu Brigittes Gartenbild:

Was könnte ich noch mehr wollen
als in den Garten einzutreten:
dass sich alle Geheimnisse öffneten.

Vielleicht kann es hier problemlos alleine stehen und – im zweiten Schritt – zu dem Gedicht hinführen, das ich im ersten Monat des Bestehens dieses Blogs (Dezember 2006) hier veröffentlicht habe: einem Gebet:

Gebet an die Göttin

Ruach, Du göttliche Weite,
Du Leben Gebärende,
die Du uns in die Weite der Welt geboren hast,
sei Du der Raum, in dem wir wirken,
die Luft, in der wir leben und weben,
der Atem, der uns mit der Luft der Welt verbindet,
dem Hauch des Ewigen,
dem Kreis des Wiederkehrenden,
der Sicherheit des Wiederkommenden.

In der Mondin erkennen wir Dich,
im Sonnenschein spüren wir Dich,
im Kreislauf der Jahreszeiten erfahren wir Dich
und leben von Dir
und hoffen auf Deine Beständigkeit
und bewähren die Kraft Deines Wesens
in unserem Leben.

Und visualisieren möchte ich die Göttin mit einer Figur einer wohl indischen weiblichen Gottheit:

Göttin

Oben bleiben!

Heute noch so, morgen anders.
Unbestritten! Aber beliebig?
Zukunft und Zukunft ”“ nicht sind sie identisch.

Unumkehrbar ist unser Wille:
Wir nehmen Einfluss drauf, wie sie aussieht.

Dazu gibt es zwei Kommentargedichte.

Das eine ist von Curt (https://manacur.blogspot.com/):

Vexierbild – zur selben Zeit”¦

Vexierbild, das den
Handelnden verbirgt,

bist Puppe, du,
und Puppenspieler.

Warum sich nur
als Opfer sehen?

Das andere ist von Rosadora (https://www.rosadora.de/):

wille und zukunft,
sie sind nicht zu verwechseln.
heute nicht und morgen nicht.
wir können wollen das ist gut.

Die gemeinen Spatzen

Die Spatzen.
Sie schwatzen.
Wer weiß das nicht?
Missverständnis ist Pflicht:
Sie schimpfen.
Sie zetern.
Sie proleten
und wettern.

Ach, höre doch
ihr Liebeswerben,
ihre Entwürfe
von einem Morgen
mit weniger Sorgen.

Aber wer hört das?

Kommentargedicht zu SyntaxiasIm Garten matscht die Erde

Zwei Kommentargedichte haben mich erfreut:

Hier das von Rosadora

na ich, wer sonst,
ich liebe die spatzen,
die schwatzen
und zetern und werben,
um nicht ins verderben
abzuschwirren

… und hier das von Curt :

gemeine Stadt

Die Futterpflanzen meist vernichtet
Die Dächer alle abgedichtet
Zum Nesterbauen keinen Platz
Der arme Spatz

Wahrträume

Die spitzen Osterglockenknospen
können´s kaum erwarten
wachgeküsst zu werden
im Frühjahr.

Der schwarze Glanz des frühen
nächtlichen Himmels
weiß nichts mehr
von dem öden Grau

des Tages
und bietet sich
dem seh´nden Auge gar
als Sommernacht.

Rachel hat dazu ein schönes Kommentargedicht beigetragen und meinen Traum so wietergesponnen::

Schneeglöckchen läuten
im vollkommenen Blau des Tages
die Sonne wagt Strahlen in Gold
komm Frühling
wag es
längst hast du es gewollt

Brunis Kommentargedicht ist wunderbar zuversichtlich:

Nun kommt er rasch,
der Frühling, er spürt
unser Sehnen.

Deutlich hör ich sein Atmen,
frische Kraft durchströmt
seine Lungen.

Wie hieß doch die Melodie,
die er eben gesungen?

Es war ein lustiges Lied,
voller Farbe und Heiterkeit.

Stuttgart 21 plus*

Sauerstoffspendende Bäume
vom Bahnhof auf den Wasen verpflanzt.
An Smogtagen reise dorthin zum Atmen.

*ein 28er

Siehe https://www.rundschau-online.de/html/artikel/1296657100607.shtml
und https://baumpaten-schlossgarten.de/?seite=aktuelles&id=5

Barbara hat als Kommentargedicht eine schöne Dreizeiler-Variante verfasst:

Heute verfrachten sie Bäume,
morgen die Alten, weil´s ihnen so passt
und übermorgen?

Und hier das Kommentargedicht von Bruni:

da verfrachten sie die Erde.
Der Mond wird
unter der Erde scheinen
und bitterlich weinen.

Güte und Milde
werden vergehen
Nichts Nennenswertes
wird mehr bestehen.

Baum, Gebüsch und Gräser

Eines Tages machte der junge Baum
sich auf, seine Wurzeln zu finden,
kam zum Gebüsch, fragte,
ob es ihm bei der Suche
nicht helfen wolle,
und warum es sich
mit seiner Größe begnüge.

Das Gebüsch wunderte sich
über das Benehmen des Baumes
und brachte seine Beständigkeit
so auf den Punkt:
„Wir sind zufrieden mit uns.
Und unsere Eltern waren auch zufrieden.
Wozu sollten wir uns da bewegen?
wir haben uns bewährt.“

Da ging der Baum in die Steppe
und wollte mit den Gräsern erörtern,
warum sie sich nicht erheben,
sondern mit flachen Wurzeln
sich beugen dem Wind,
stets auch bedroht von der Dürre.

Das Gras verstand die Frage nicht,
verneigte sich vor der Mittagshitze
und flüsterte, fast entschuldigend:
„Wir sind dafür vorgesehen,
am Boden zu bleiben.
Daran haben wir uns gewöhnt
seit Jahrmillionen.“

Lange suchte der Baum,
bevor er seine Wurzeln
mit seinesgleichen vereinigte,
mit den Jahreringen wuchs
und lernte, nicht nur für sich allein
mit dem Wind zu spielen.

copyright Götz Schubert

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