Lyrisches von Helmut Maier

Schlagwort: Aus älterem Archiv (Seite 6 von 6)

Ein-Stimmung

Mit Meeresgrün
gewaschenes Himmelsblau.
Zerflossene Funkenspuren
rändern die Wolken,
buchen-silbergrau,
mit Goldstaub
aus dem Sonnenglutapfel.
Die Rokoko-Rundungen
der Solitude umspielt
die göttliche
Erfüllungs-Szenerie
einer Sommertags-Ahnung.
Diese Nacht,
was wird sie wenden?

Artisanne hat zu diesem Gedicht eine wunderschöne Perle gemacht.

Die vier Steinzeiten – meine Sicht von damals, von mir neu genossen

Den Stein entdecken,
seine Linien finden
und Formen.
Den Stein im Loch des Steins
umdrehen,
machen das Loch.
Die eignen Formen
den Höhlenfelsenformen
schenken
und die Farben.
Den Stein benützen
und den Stein sich
zum Gebrauch verformen.
Sich mit dem Stein
umgeben.
Und klare Formen lieben
und eine klare Welt
sich schaffen.
Das Werden und Vergehen
im Stein bewahren.
Sich anvertrauen
diesen Steinen,
die aus der Mutter Erde
kommen.
Und mit den Steinen
eine Welt erschaffen
der Ordnung,
die sich wandelt,
und diesen Wechsel
in die Bahnen bannen
von Stein um Stein,
von Steinen über Steinen,
vom kolossalen Bau
steinerner Bahnen,
die noch die Nachwelt
kennt.
Die Steine finden,
die eine Vorwelt stellte.
Aus ihnen seine
Zauberriten schöpfen.
Sie sich zu eigen machen
und als Tempel achten.
Und Worte ihnen schenken,
die sich ganz verbinden
mit den Steinen.
Menhire sie benennen
und Dolmen
und so der Nachwelt
sie verknüpfen mit
dem eignen Erbe
aus Asien.
Die Steine dann
entdecken
und die Wörter,
die überlebten,
Welterbe sie dann nennen
und mit dem Ach
des eitlen Sehens
verbinden
oder als Wurzel
unseres Seins
doch gelten lassen,
auch wenn wir sie
erkennen
nicht.

Ende der Serie zu meiner diesjährigen Bretagnereise und – verstohlen – eine kleine Ruhepause.

Windfluten – ein Bretagnegedicht von 1997

Aus den Fluten Gestieg’ne,
nun rufst du den Wind vom Meer:
Er läßt deine Haare flattern.
Und wenn die Wellen
auf die Klippen hochspringen,
sammeln sich leuchtende Flächen
in den heiligen Becken.

Im Vergehen schon wieder
verströmen die Brunnen
doch Kraft
im Labyrinth der Felsen.

Den weißen Gischt
unter den Wolkenhaufen
packt ein Sturmwind
aus dem graugrünen Gewoge.

Die Stirne
umstreichen
Gischttropfen und Schauerschleier
gemeinsam
und wecken den Widerhall
meiner Worte.

Die Windkräfte reißen sie mit sich
über die Heide.
Erst in den fernen Dolmen
legen sie sich
zur Ruhe.

Ausweg

Angstvolle Schritte ins Abseits
führen zurück auf
ausgetretene Pfade
und
nicht in Neuland.

Auf kühnes Marschieren
in Neuland
lauert das
Moor.

Lernen wir nicht
zu fliegen,
Wunder werden
dann nimmer.

Wörterwelten – ein Gedicht aus dem Archiv (zum Thema ‚Worte‘) herausgekramt

Aus Kehlen schlüpfen Wörter und
aus Wörtern werden Welten.
So haucht uns Ewigkeit
ein neues Leben jedes Mal
wie Duft der Blumen
in die Nase.
So schaffen wir
aus uns
vereinigt mit der Ewigkeit
uns neue Welten
mit Wörtern, die geboren
aus diesem Einssein
in uns wachsen.

Wie aber kränken Wörter auch,
gezeugt von Mordgedanken,
und zeugen noch
von andern Wörterwelten,
als wir sie wünschen.

Und doch eröffnet Einssein
mit der ungeteilten Ewigkeit
uns Einssein in den Wörtern,
die Vielfalt aller Wörter aber
den Reichtum
einer vielgestalten Welt.

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