Maier-Lyrik

Lyrisches von Helmut Maier

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Was taugt was?*

Wir haben uns an sie gewöhnt,
die Sonne, wie sie scheint im Sommer.
Im Winter schwindet fast der Glaube an sie.

Fehlende Tugenden: Kleingläubig
halten wir sie nicht für möglich mehr.

*ein Janka

Auffallend

Nur kleine Restchen von Schnee
– im Straßenkandel
– auf dem Autoabstellplatz
– auf den Rändern der Stufen zur Haustüre hinauf
– auf dem Erdhügel im Gärtchen
– inmitten der Lavendelzweigchen

Der Winter ist
aber noch lange nicht zuende.

Mut

Beim Weihnachtsgedichte-Wettbewerb von Rosens Lyriksalon in Esslingen habe ich als Teilnehmer ein Päckchen Russisch Brot erhalten. Das habe ich vor dem Verzehr noch damit gemacht:

 -

Imbolc

Glauben wird durch Schauen ersetzt,
Hoffen und Bangen durch Gewissheit.
Der Schauer beim Schauen
durchzieht die Adern des Daseins.
Genüge finden am Sosein
lässt jauchzen.
Und nochmal neue Hoffnung
darf wachsen
ganz unbeschwert und leicht
auf noch nicht Vorstellbares.
das glückliche Träume gebären
noch irgendwann.

Begegnung mit dem Schicksal

Neulich bin ich dem Schicksal begegnet,
dem freundlichen, darf ich gestehen.
Ich hatte gerade die Behandlung beendet,
die eine Vorstufe des Krebses auf der Kopfhaut
erfolgreich abgetötet hatte. Der Arzt meinte,
glücklich sei er jedesmal, wenn es möglich sei,
zurückzudrehen im Stand zu sein die Zeit
(was für eine Metapher: zurückzudrehen die Zeit!)

Wie ich so auf dem Weg war zum Bus,
begegnete ich dem Schild, das die Metapher
so trefflich emporhob ins Metaphysische
durch seine Anspielung auf das glückliche Schicksal
(auch wenn es rein lustig war es zu sehen):
An einem Friseursalon hing das verheißende Schild
„C h i c s a a l“

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