Maier-Lyrik

Lyrisches von Helmut Maier

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Beltane

Als Ausonius die blonde Bissula besang,
da schwang Maienlust durch die Luft.
Ein Feuer ward entzündet bei hellem Klang.
Uraltem Ritus folgte die Symphonie von Sang und Duft.

Belenus lächelte gar milde.
besiegt noch nicht vom doppelgesichtigen Janus.
Noch gehörte er zur antiken Gilde
der Götter, die um Rat gefragt beim bevorstehenden Annus.

In die Sphäre der Kelten war eingedrungen zwar
die Macht der Römer, die ihre Städte dort ließen
und deren Namen und wie sie bis heute hießen.

Beltane noch aber feierten Jahr um Jahr
die Erben der Unterworfenen, auch unter manch neue Herrschaft,
und feierten es im Bewusstsein einer neuen, heilenden Kraft.

Kreislauf

Ich werf´ mich hinüber
ins Weite
und komme doch wieder
auf den Punkt.
Ich kreise im Orbit
des Seins und hoffe
nicht zu verglühen
beim Absturz.

Ich lebe im Werden, im Streben
nur verwurzelt
im Mutterboden
der Sammlung.

Herbstblätter vom Vorjahr
ernähren mein Wachsen.
Die Kraft hole ich mir
aus der Ruhe des Winters.
Mein nacktes Zögern
deckt mir der Schnee
der Erlaubnis.

Wohlwollendes Keimen
kündet im Innern
die Hoffnung des Frühlings.
Krokus und Herbstzeitlose,
im Blühwunsch geeint,
trennt der Sommer nur
des Gedeihens.

Quino sei Dank*

Ach ja, Mafalda hat bereits
die fünfzig hinter sich gelassen.
Bloß ich Idiot, ich habe das nicht gemerkt.
.
Da gab es eine, die gleichzeitig mit mir
die feine Gesellschaft in Frage stellte.
.
*ein Janka

Ach*

Ach, hörten wir endlich auf sie,
die Frauen und Männer der Vernunft.
Wir könnten alle gut und friedlich leben.
.
*ein Achtundzwanziger

Die Amsel*

Wie sieht die Amsel uns Menschen?
Etwa so wie wir die Wildschweine,
wenn sie aus dem Wald brechend uns begegnen?
.
*ein Achtundzwanziger

Freie Fahrt*

Freie Fahrt für freie Bürger**.
Wann endlich gilt das umweltschützend
für alle im öffentlichen Nahverkehr?

*ein Achtundzwanziger
** beim zweiten Lesen darf/muss es natürlich ‚Menschen‘ heißen; denn ‚Bürger‘ entspricht keinesfalls gendergerechter Sprache. Aber für den Überraschungs-Kick muss es schön ‚Bürger‘ heißen, weil das ein groteskes, aber (leider) wohlbekanntes Zitat ist.

Der Achtundzwanziger hier war meine geistige Vorbereitung auf das Erleben bei dieser Veranstaltung im Stuttgarter Rathaus:
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