Maier-Lyrik

Lyrisches von Helmut Maier

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Im Anfang

Im Anfang war der Klang
und der Klang war im All
und das All war der Klang
und die Worte folgten dem Klang
und erzählten von vielerlei Leben,
ließen sie klingen und
machten sie fühlbar, erkennbar
und lebbar in vielerlei Klängen
und es geschahen Wunder,
wie eines zum anderen kam
und die Menschen sich verstanden
und lobten in vielerlei Stimmen
die unterschiedlichen Sichten der Dinge.
Und die Klänge erfüllten die Erde
und die Liebe verwandelte
Missklang in Harmonie
und ließ jauchzen die Menschen
und in Umarmungen
wuchsen die Kräfte
sich einzufinden ins Ganze
und neu es zu leben.

Der löbliche Anfang

Der Theaternebel am Himmel,
löchrig ist er geworden über Nacht
und nach dem Sturm vom Vortag.
Ein großes Loch
hat die Sonne
in die Wattemasse gefressen.
Angeknipst hat der neue Tag
diese Lampe,
in löblicher Absicht:
einzustimmen auf den
geschäftigen Ablauf des Tages:

„Ich gebe euch Zeit,
genügend Zeit lasse ich euch
alles das zu tun,
was nötig ist
für das Wohl aller Menschen
in Reichweite der Sonne,
die uns alles das ermöglicht
und gönnt.“

Der Dritte

Sonnenschein und Regennässe
vereint auf der Rinde der Rosenzweige
in überirdischem Glänzen.

Es hebt mich empor aus den Niederungen
alltäglicher Unzulänglichkeiten,
lädt ein an der Vereinigung Teil zu nehmen
und die Welt mit neuen Augen zu sehen
als der Dritte im Bunde.

Die störende Sphäre

Ich kenne eine Sphäre,
die mir den Grund zu spotten liefert:
Das weiß ich nun,
dass Ingenieurskunst Tand ist
(wie schon Fontane wusste),
dass teuere Investitionen,
gestützt auf sichere Zukunftsprognosen,
zu todsichern Katastophen führen,
wenn sie in Megaprojekte gesteckt werden
(die uns als Bestgeplantes angepriesen
und so für unser gutes Geld
uns also im Billig-Jakob-Stil
verkauft werden). Ich weiß,
der Brecht, der hatte Recht:
Mach du nur einen Plan, ja,
und so weiter ”¦

Berechnung der Natur soll uns gelingen?
Ach ja, was ich vergaß zu sagen, war:
Die Atmosphäre war’s, die alles durcheinander warf,
die alle Physik der Sterne ad absurdum führt:
Die sind berechenbar, weil zwischen ihnen
leerer Raum besteht, der keine Reibung kennt.
Hier auf der Erde, da reibt sich alles ja an allem
und die Natur ist unberechenbar, wenn man’s vergleicht
mit Bahnen der Planeten und der Sterne,
und dieses alles lässt mich spotten,
was brave Gläubige mir sehr verübeln.

Von wem ich diese lachende Weisheit habe?
Der Harald Lesch ist es,
dem ich solche Erkenntnis danke.

Siehe (evtl. noch einmal): https://www.youtube.com/watch?v=_ccCrhWhkTQ – um nachzuprüfen, ob ich Unsinn rede; bzw. um noch viel mehr zu erfahren, was für unser Überleben notwendig ist …

Frühblüher

 -

Wildwachsende Alpenveilchen,
nicht in den Alpen
habe ich sie
das erste Mal gesehen.

Im Gebirge auf Sardiniuen
wachsen sie wie auf der Schwäbischen Alb
die Märzenbecher in Scharen
im lichten Wald.

In jedem Frühjahr
erblühen in unserem Gärtchen
auf dem Vofderen Schurwald
diese beiden Migranten
zusammen als Künder der Hoffnung
und öffnen das Herz uns
für das Neue,
das uns zu beglücken verspricht.

Alpenveilchen und Märzenbecher,
gemeinsam mit Schneeglöckchen
und Winterlingen
begrüßen sie dann
nach und nach Krokusse,
die dann bleiben bis Ostern.

Osterglocken, Narzissen und Tulpen
übernehmen da den bunten Schmuck
und Schlüsselblümchen
und Lungenkraut
und Scharbockskraut.

Die schönste Zeit
in unserem Gärtchen,
jedes Jahr ein neues Geschenk
ganz von alleine.

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