Maier-Lyrik

Lyrisches von Helmut Maier

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Wie wohnen und wo? (Geordnete Aufschriebe einer Führung)

Ubi habitare?
Habit.
Gewohnheit.
Gesellschaftsbild Wohnung.
Zeiten,
in denen Hausmädchen
moderner sind
als Hausmütterchen.
Und Späteres
weniger modern
als Früheres.

Vielleicht war
die Stuttgarter Kochenhofsiedlung
mit ihren steilen Dächern
von 1933
wirkmächtiger als
Le Corbusier und seine Kollegen,
die Dachgärten planten
für die Weißenhofsiedlung:
Internationale Ausstellung.
1927
in Stuttgart.

Wohnen, wo andere
vorher
hinwanderten
auf ihrem Sonntagsausflug
(ins Ausflugslokal
des Herrn Weiß:
dem Weißenhof).

Wohnen in einer
mobilen Welt.

Mobiliar
als Immobilien-Teil.

Umzug als Reise
nur mit dem Koffer.
Gepäckträger denkbar.
Möbelpacker nicht.

Araberdorf
war der Vorwurf
der Unverständigen:

Ent-Würfe
braucht Traditionelles nicht:
Es lebe das romantische Deutschland
mit roten Dächern.

Aphorismus 3

Ein wortloses Lächeln im Herbst kann mehr wert sein als alle Aufgeregtheiten des Frühlings.

(Angeregt durch „Gemeinsame Erfahrungen“ von Sabine Fenner: hier.
Vielen Dank, Sabine!)

BWL

Während andernorts die Äpfel rar
waren und die Ernte überreich
auf unseren Fluren,
lohnte das Pflücken sich
überall dieses Jahr ganz besonders
und die Bäume halten Weihnachtskugeln nun
nicht mehr vor für das Fest
auf den Wiesen.

Enthüllung im Spätherbst

Verdeckt vor dem Blick
die Berge der Alb.
Verdeckt und verborgen
die Wälder, die gelben.
Die Bäume erstehen erst
und ihr Doppelgold
von Laub und glänzendem Licht
aus den Nebeln,
den Neuerern.
Und ich sehe.

Nachwuchs

Mein Enkeltöchterchen Cleo (seit kurzem 4 Jahre alt) aus Magdeburg ist auf einem der seltenen Besuche bei uns in Aichwald. Im Wohnzimmer hat sie ein Schneckenhäuschen in der Hand und ich höre sie vor sich hin deklamieren:

„Schnecke, Schnecke, komm heraus
aus Deinem Schneckenhaus!“

Sie betont die Trochäen deutlich ”“ in der zweiten Zeile mit ”šaus”˜ als Auftakt.
„Das reimt sich“, sagt sie mehr zu sich selber. Dann rennt sie zur Tür und ruft zu ihrer Mutter (unserer Tochter) zwei Stockwerke im Reihenhaus höher:

„Mammi, Mammi, ich habe ein Gedicht gereimt!“ und sie wiederholt ihr ”šGedicht”˜.

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