Maier-Lyrik

Lyrisches von Helmut Maier

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Schluss mit Gedichten im Unterricht?

In Spiegel ONLINE vom Sonntag, 18.01.2015 ”“ 12:55 Uhr (https://www.spiegel.de/schulspiegel/pressekompass-zu-schulkritik-via-twitter-von-naina-a-1013571.html) wird auf die Frage eingegangen, ob es nicht besser sei, in der Schule Mietrecht und Versicherungskunde zu lernen – statt Geschichte und Lyrik. Die Schülerin Naina hatte via Twitter eine entsprechende Debatte losgetreten.

Ich fürchte, dass bei mehr Gewicht auf Steuer-, Miet- oder Versicherungsrecht im Unterricht genauso nur Faktenwissen eine Rolle spielen könnte wie bei dem jetzigen Schwerpunkt auf Geschichte und Literatur. Wirklich wichtig ist doch, dass Schülerinnen und Schüler lernen , dass Mieten, Steuern und Versicherungen keine ewig gültigen Regelungen darstellen, warum es sie so und nicht vielleicht besser anders gibt. Diese Fähigkeiten etwas zu beurteilen lassen sich vielleicht genauso gut mit Hilfe von Gedichten oder durch Beurteilung von geschichtlichen Situationen lernen. Die lassen das womöglich eher zu als „reale“ Gegenwartsgegebenheiten, welche eine normative Kraft des Faktischen entwickeln und sich als ewig gültig in die Gehirne einbrennen, obwohl sie vielleicht völlig ungerecht sein können.

Ich probier’s nochmal

Das Raunen der Gespenster

Wieder ist ein Vulkan ausgebrochen.
Wieder haben wir den Beweis:
Recht hatten wir, dass wir gewarnt haben
vor der Gefahr der Vulkanisierung Europas.

Höre sie nur!
Höre genau hin, was sie sagen!

Mit Wutausbrüchen dem Wüten begegnen
müssen wir. Das ist unser Auftrag.
Den Anhängern des Gottes des Feuers –
wir stellen uns ihnen mutig entgegen.

Höre sie nur!
Höre genau hin, was sie sagen,
was sie raunen:

Genug ist genug! Kampf dem römischen
Heidentum, das 2000 Jahre lang
die Schläfer Vulkans befeuerte. Jetzt
dringen sie auf uns ein:
Schon viele Tote hat es gegeben:
Tod den Vulkaniseuren.

Höre sie nur!
Höre genau hin, was sie sagen,
die Gespenster im Finstern:

Einhalt dem tödlichen Treiben! Dem Vulkanismus
sagen den Kampf wir jetzt an. Jetzt
zeigt er sich offen. Reifen brennen
nun auf den Straßen. Zu viel Gummi!
Geschmolzene Masse ”“ schon in Paris
kommt sie den Menschen entgegen.
Bald schon wird sie auch hier sein in Dresden, in Köln und in Stuttgart.
Haben wir denn nicht Recht?
Tod den Vulkanen!

Was die Gespenster dir sagen,
mag dich erregen.
Aber prüfe die Worte!

Für eine atomwaffenfreie Welt – trotz allem!

Im April und Mai dieses Jahres wird in New York die Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrags stattfinden. Wohl in der Annahme, dass deren positives Ergebnis zur Abschaffung der Atomwaffen nicht sehr wahrscheinlich ist, verpflichtete sich die österreichische Regierung,bei einer Konferenz in Wien im vergangenen Dezember ( siehe https://www.ippnw.de/startseite/artikel/aac100a0fe3f6ff6dcdb6df78f9ab683/ippnw-fordert-bundesregierung-auf-s.html ) sich gemeinsam mit allen relevanten Akteuren zeitnah für eine vertragliche Ächtung von Atomwaffen einzusetzen. Die IPPNW und viele andere Friedensorganisationen fordern die Bundesregierung Deutschlands auf, sich der österreichischen Initiative anzuschließen. Das ist unterstützenswert. Die Kampagne „atomwaffenfrei. jetzt“ kann hier unterstützt werden: https://www.atomwaffenfrei.de/ressourcen/newsletter.html
Hier gibt’s noch einen rückblickenden Artikel von Andreas Buro: Die Enttäuschungsgeschichte vom Streben nach einer atomwaffenfreien Welt (https://aixpaix.de/muenchhausen/obama.html)

Weitere detaillierte Informationen gibt es z.B. hier beim Sendemanuskript vom 10.01.2015 von „Streitkräfte und Strategien“: https://www.ndr.de/info/sendungen/streitkraefte_und_strategien/Sendemanuskripte-als-Download-oder-Newsletter,newsletter106.html

Dass noch immer Atomsprengköpfe in Deutschland in Büchel lagern, die Teil der atomaren Teilhabe Deutschlands im Rahmen der NATO sind und entgegen einem Votum des Bundestags n i c h t aus Deutschland abgezogen, sondern „modernisiert“ werden sollen, ist ein gewichtiger Teil des Skandals um das Atomwaffenproblem.

Notwendigkeit einer Selbstrezension

Auf Grund verschiedener Kommentierungen (sogar meiner eigenen 🙁 ) an verschiedenen Stellen bin ich zu dem Schluss gekommen, meinen Beitrag „Wider die Gefahr (gegen die wirkliche)“ selber rezensieren zu müssen:

Mein Text scheint nicht das Gelbe vom Ei zu sein. Das hängt vielleicht einerseits damit zusammen, dass sein Erscheinen so kurz nach dem schrecklichen Attentat auf Charlie Hebdo lag, das alles überlagerte, was ich auszudrücken versuchte. (Dazu nachher noch was!). Andererseits habe ich wohl zu sehr damit gerechnet, dass Ihr Leser_innen mir beim Denken um ein paar Ecken herum folgen würdet. M i r ging es n i c h t darum, den Terror jeglicher Art (also auch den gegenüber Charlie Hebdo bzw. die Freiheit des Wortes) mit dem Vergleich/der Metapher „Vulkan“ plastisch zu machen. Das kann man vielleicht mit gutem Recht. Ich wollte auch n i c h t – schon g a r nicht – der Prophetie eines Ausbruchs dieses „Vulkans“ Recht geben. Dieses vermeintliche „Recht“ werden die Anhänger von Pegida für ihre „Spaziergänge“ bzw. „Trauermärsche“ rechthaberisch in Anspruch nehmen. M i r war es ganz im Gegensatz dazu darum zu tun, die Widersprüchlichkeit des Redens jener Agitatoren zu entlarven (was mir offenbar nicht gelungen ist), indem ich d e r e n inhärente Metapher vom Vulkan ad absurdum führen wollte, der ja irgendwann ausbrechen m ü s s e. Ich wollte das damit erreichen, dass ich ihre Ineinandersetzung von Islam und Islamisierung als höchlich verzerrend entlarven wollte – und das zwar damit, dass ich die Begriffe Vulkan und Vulkanisierung genauso zusammenstellte, was sich ja in diesem Zusammenhang bei genauerer Betrachtung als total u n s i n n i g herausstellen müsste, so wie die Behauptung, ein paar Prozente von Anhängern des Islam könnten oder die Mehrheit davon wollte sogar Europa islamisieren. Dadurch dass ich noch die Vulkaniseure ins Spiel brachte, wollte ich das noch verstärken. Und die Einführung der Schläfer einer antiken Religion: der Anhängerschaft des römischen Gottes Vulkan sollten das zusammengewürfelte Argumentationsschema von Pegida als lächerlich darstellen. Die Wut der Pegida-Bewegung, wie ich sie persiflierend dargestellt habe/darstellen wollte, ist möglicherweise übertrieben, aber als durchaus wahrnehmbar erlaubt, finde ich. Tja, ob ich nun mehr Licht ins Dunkle gebracht habe? Ich hoffe es.

Wider die Gefahr (gegen die wirkliche)

Wieder ist ein Vulkan ausgebrochen.
Wieder haben wir den Beweis:
Recht hatten wir, dass wir gewarnt haben
vor der Gefahr der Vulkanisierung Europas.
Mit Wutausbrüchen dem Wüten begegnen
müssen wir. Das ist unser Auftrag.
Den Anhängern des Gottes des Feuers –
wir stellen uns ihnen mutig entgegen.
Genug ist genug! Kampf dem römischen
Heidentum, das 2000 Jahre lang
die Schläfer Vulkans befeuerte. Jetzt
dringen sie auf uns ein:
Schon viele Tote hat es gegeben:
Tod den Vulkaniseuren. Einhalt dem
tödlichen Treiben! Dem Vulkanismus
sagen den Kampf wir jetzt an. Jetzt
zeigt er sich offen. Reifen brennen
nun auf den Straßen. Zu viel Gummi!
Geschmolzene Masse ”“ schon in Paris
kommt sie den Menschen entgegen.
Bald schon wird sie auch hier sein
in Dresden, in Köln und in Stuttgart.
Tod den Vulkanen!

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