Maier-Lyrik

Lyrisches von Helmut Maier

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Sprachproblem

Lese ich von barmherziger Leute Verhalten,
die etwas übrig haben für mich?
Oder sind das geschäftstüchtige Leute,
die auf sich aufmerksam machen wollen,
bzw. auf ihr Angebot?
Ich lese am Straßenrand:
„Hot meal left“.

Überraschung

Reise ins Vereinigte Königreich.
Unlauter wäre es gewiss
zu behaupten, ich hätte es gesehen:
Avalon!
Nun ja,
wenigstens d i e Avalon war’s.

Spektakulärer Mut

Aktiv gegen Stuttgart 21

Spektakulärer Mut
zur Demokratie,
der Tsipras befallen,
erfasst er sein Land?
Wird der stehen?
Wird Griechenland stehen mit ihm?
Ständige Anfechtung
zwingen wir ihnen auf
und schlafen noch gut.
Wir jedenfalls werden
postdemokratisch eingeschläfert.
Wie erwacht wahre Demokratie
in Europa und durch wen?

Dieter Jungbluth,
Karen Larisch
und Olaf Böttcher,
erwarten wir
mit ihnen zusammen
das Wunder?

Beherzt und herzhaft

In der Gemischtwarenhandlung
für Herzensangelegenheiten:
Wieviel Mut darf’s denn sein,
bzw. wie hochprozentig?

Einen Sack voll, aber
nur 0,9 Tollkühnheitsgrade bitte.
Darf’s etwas mehr sein?
Ich bin doch nicht lebensmüde.

Und gleich aufgeben
ist meine Sache nicht.
Außerdem wenn ich Erfolg habe,
will ich ihn doch noch genießen.

Mutig und willig

Mutig und willig
und sich bewusst
der eigenen Möglichkeiten –
was braucht es mehr,
um die Welt zu verbessern?

Aber wie wahnsinnig ist es
und wie wahnsinnig
muss ein Mensch sein,
das zu tun?

Gewiss ist es sehr schwierig die Welt oder auch nur ein kleines Stück davon zu verbessern und es braucht vieles und viele das zu bewerkstelligen. Vielleicht braucht es vor allem viele besondere EINZELNE, die Ideen und Mut genug haben, viele andere mitzuziehen. Gute Beispiele gibt es z.B. hier im Nachtcafe vom 26.6.:
https://swrmediathek.de/player.htm?show=c5f98090-1c81-11e5-b3c7-0026b975f2e6

Philosophie

Ob ich nun Kopf stehe oder
es sich um eine zersprungene Welt handelt,
wie soll ich das wissen?

Mein Gehirn jedenfalls
ist in einer misslichen Lage
für diese diffizilen Unterscheidungen.

Marx und Hegel wären da
auch sich nicht einig
und könnten sie nimmer retten, die Welt.

Gewiss, ich könnte meine Lage
freiwillig verändern und wüsste dann,
wovon ich rede.

Aber was hülfe es denn?
In Ordnung brächte die Welt ich
wohl auch so nicht.

Wer könnte sie je
richtig verstehen?

Lyra-Gesang

Dazu wollen gar zu gerne sie
uns bringen am Ende der Metaphern
dass wir freundlich gestehen:
unser poetisches Reich,
nicht sei’s von dieser Welt;
also müsse die Realität,
die todesschwangere,
nicht ihm sich unterwerfen.
Nein, nicht Unterwerfung
verlangt es,
sie wollen’s nicht hören;
auch verlangen will’s nicht,
die Ohren halten Politiker
trotzdem zu:
man verlangt ja so viel von ihnen.
Das ewige Leben empfangen
und Unmögliches doch
für möglich halten;
auch das woll’n sie nicht:
zu viel Anspruch hielten sie
nicht und nimmer mehr aus.
Und sie klatschen erfreut in die Hände,
geben wir’s zu: Es ist nur ein Lied.
Es sagt nicht, wie’s sein kann,
sondern nur, wie’s könnte,
wäre da die Realität nicht,
die unpoetische,
die sie als Dichtung wahrzunehmen
nur bereit sind
zwischen ihren Scheuklappen,
und nicht als Diktum,
obwohl diese beiden Zwillinge sind,
von derselben göttlichen Mutter,
der wohlmeinenden, gnädigen
Mutter.
Wollen wir diese verleugnen?

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