Lyrisches von Helmut Maier

Tschechisch-Unterricht auf dem Maier-Lyrik-Blog ;-) -Teil 5

Wer was zu sagen hat

Wer sind die Stummen?
Und wer die des Wortes Mächtigen?
Barbaren waren der Sprache
der Griechen nicht mächtig.
Wer nicht deutsch spricht
in Deutschland
(außer den Sorben ”“ und Dänen
– natürlich),
hat sich vom Migrationshintergrund
noch nicht gelöst und hat
nichts zu sagen.

Wie stellt sich das dar
im ”šslovnik”˜,
dem tschechischen Wörterbuch?

Der Slowake (tschechisch ”šSlovak”˜)
wie der Slowene (tschechisch ,Slovinec”˜)
und wie der Slawe (tschechisch ”šSlovan”˜)
ganz allgemein (also auch der Tscheche,
wie auch der Sorbe)
sind des ”šslovo”˜ ja mächtig,
des Wortes,
nicht aber, der stumm ist
(tschechisch ”šnemy”˜),
also der ”šNemec”˜,
der Deutsche.

Und der glaubt,
zum Volk der Dichter und Denker
zu gehören.

Die angeführten tschechischen Wörter sind mit den richtigen Akzenten hier aufgeführt.

6 Kommentare

  1. @miro

    Hm…
    ?

  2. Helmut

    Lieber @miro, ich habe das, was ich mir schon so zurechtgelegt hatte, hier einigermaßen bestätigt gefunden: „Der Ursprung des Slawennamens ist in der sprachwissenschaftlichen Forschung noch ungeklärt. Im Allgemeinen wird angenommen, dass er vom gemeinslawischen *слŏвŏ (heute slóvo) ‚Wort‘ abgeleitet wird, womit sich die Sprechenden oder Beredten selbst von den ‚Stummen‘ (némec) abgrenzten, wobei das Wort Némec sich zur Bezeichnung für die Deutschen entwickelt hat.“ Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Slawen

    Liebe Grüße
    Helmut

    P.S.: Ich hoffe, Du kannst den ironischen Unterton richtig einordnen!

  3. @miro

    Lieber Helmut,

    all das was Du in dem Kommentar schilderst, ist mir auch bekannt…
    in meiner Muttersprache sagt man auch „Nemac“ (der Stumme), im
    Plural „Nemci“ (die Stummen) für die Deutschen…

    …mein Fragezeichen sollte meine Unentschlossenheit zum Ausdruck
    bringen: den ironischen Unterton kann ich leider nicht „einordnen“ …

    mfG
    @miro

  4. Helmut

    Wenn bei Dir kein ironischer Unterton ankommt, lieber Miro, ist ja vielleicht auch gar keiner enthalten – oder ein satirischer: einer, der die Abwürdigung anderer Kultur auf die Schippe nimmt?

    Liebe Grüße
    Helmut

  5. LadyArt

    Lieber Helmut,

    ich bin begeistert. Es ist ein ganz wunderbarer Gedanke, den Du hier zu Papier gebracht hast.

    Meine Meinung dazu ist folgende:

    Jedes Volk (Stamm, Gruppe, Familie)ist in seiner Einfachheit und Schlichtheit, in seiner ungebildeten Natürlichkeit zuerst einmal davon überzeugt, dass es selbst das einzige, wichtigste und wunderbarste ist, weil es in der Lage ist mit seinesgleichen zu kommunizieren.

    Das ist ein Sandkastenspiel. – so wie in jedem Land die Weltkarten jeweils ihr Land im Zentrum haben, weil sie doch auch für sich gesehen der Mittelpunkt der Welt sind.

    Erst durch die Schrift, durch die Scholastik (das Katalogisieren von Sprache und Fakten) überhaupt ist es nicht nur für den gebildeten Wissenschaftler, der schon ein wenig über die eigenen Grenzen und Mauern hinausschaut, möglich geworden, solche Zusammenhänge überhaupt zu erkennen, sondern auch, wie in Deinem (unserem) Falle jetzt: Eine ironische Anmerkung daraus zu machen.

    Das ist sehr erfrischend.

    Wir Deutschen haben ja das Welsche, noch im Kauderwelsch = totales sprachliches Durcheinander.

    Dass Miro die Ironie nicht nachvollziehen kann, ist für mich klar, seine Muttersprache ist Serbisch, welches auch eine der vielen slawischen Sprachen ist, allerdings ist ihm, vielleicht, beim Kennenlernen des Wortes niemals zum Bewusstsein gekommen, dass es eben auch „stumm“ heißt. So wie wir Begriffe neu lernen ohne sie zu hinterfragen.

    @miro
    Liege ich da richtig, Miro?

    Übrigens die Ungarn sagen „német“ – was allerdings aus dem Slawischen adaptiert ist (Die Ungarn wissen nicht, dass das Wort von „stumm“ hergeleitet ist).

    Für die alten Griechen waren alle, die nicht Griechisch sprachen „Barbaren“ = Stammler.

    Dass ich begeistert bin, habe ich Dir schon gesagt. Ich hätte nur eine ganz winzige Anmerkung zu machen:

    Im letzten Satz sagst Du:

    Und der glaubt,
    zum Volk der Dichter und Denker
    zu gehören.

    Das ist doch nicht ganz richtig, lieber Helmut. ( 🙂 )

    Der Deutsche glaubt, dass er das Volk der Dichter und Denker i s t.

    Das war eine weitere ironische Übersteigerung von mir!
    Bitte das scherzhaft zu nehmen.

    Liebe Grüße
    Gabriele

  6. Helmut

    Vielen Dank für den schönen Essay, liebe Gabriele. Tja, „der Deutsche“ – Einzelperson oder Volk? Das ist ja wie „Wir sind Papst“ 🙂 !
    Was die Ironie angeht: Die ist immer Ansichtssache! Miro kennt die Übersetzungsbedeutung. Aber dass das Ironie auslösen sollte, ist für ihn wohl einfach nicht relevant – wie für viele, die mit großem Ernst sich der Verhältnisse annehmen.

    Danke für Dein Kommentieren und liebe Grüße von
    Helmut

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