Lyrisches von Helmut Maier

Im Klinikum

Wo ich mich befinde,
wo ich hause:
unbehaust.
Wo ich mich finde,
von wo ich fern bin,
lebe ich
mein gegenwärtig virtuelles Leben,
das ich unbesehen
Leben nenne.

In der Klinik hier,
wo man mir Gutes tut,
bin ich
– geboren in dieser Stadt,
hier um die Ecke –
ein Türke,
passe mich an, lehne mich auf,
sehne mich nach Hause,
dahin, wo ich eigentlich
ein Zugezogener bin.

Hier, wo ich geboren bin,
bin ich ein Fremder.
Der Türke,
der hier ein Fremder ist
mit Migrationshintergrund,
ist hier zu Hause.

Aber er sehnt sich nach dort,
wohin er nur zurückkehren wird
im Urlaub.

Meine Unruhe werde ich
verloren haben,
wenn ich entlassen werde
aus dieser Klinik,
wo mir ein neues Leben
geschenkt wurde wieder.

Mein virtuelles Leben
wird mein wirkliches Leben
wieder sein.
Er bleibt der
mit dem Migrationshintergrund.

2 Kommentare

  1. petros

    Dieser Zweispalt kommt mir irgendwie bekannt vor…

    LG
    Petros

  2. Helmut

    Das soll Literatur unter anderem ja wohl leisten.

    Liebe Grüße
    Helmut

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