Maier-Lyrik

Lyrisches von Helmut Maier

Die Spinne

Die Spinne hängt
vor meinem Fenster
am seidenen Faden.
.
Aber ist sie nicht auf Beute aus?
Und kommt nichts in ihre Fänge?
.
Grau ist der Himmel im Hintergrund.
Wie grau ist ihre Zukunft?
.
Sie bewegt sich praktisch nicht.
Nur baumelt sie ein bisschen im Wind.
.
Vom Netz sehe ich nichts.
Ich weiß so wenig von ihr.
.
Ich öffne das Fenster.
Husch, da ist sie verschwunden.
Hoch gestiegen ganz schnell.

Die Ahornblätter

Die Ahornblätter, jetzt auf dem Boden,
sie strahlen vielfarbenen Glanz aus
trotz scheußlichem Regenwetter.
Der Herbst kennt sich aus!

Er weiß, wie er‘s macht.
Und der Ahorn hilft ihm dabei.
So, wie ich die Kälte heuer
besser vertrage als am plötzlichen Sommerende,
so ergötze ich mich an den Farben der Blätter.

Und so bereitet der Herbst mich vor
auf den noch kälteren Winter,
der ja nun doch bald kommt.
Und dann mag ich das Grau und das Weiß.

Wieder was gelernt

Ich habe wieder was gelernt,
nämlich dass Windows nicht
alles besser machen wird
und Facebook auch nicht.

Wenn einem ein Fachmann erklärt,
dass die einfach Knöpfe vertauschen
ohne Notwendigkeit,
ist man als Laie total aufgeschmissen
und braucht Ratgeber.

Gut,
wenn es die noch ab und zu gibt!

Herbsttemperaturen

Was für ein Schreck das war,
als Ende des Sommers
plötzlich die Temperatur
von 35 Grad fiel auf 15 Grad!

Ich fror ständig, zitterte im Pullover
am hellen Tag, konnte es nicht fassen.

Seither habe ich mich jetzt im Herbst
an die kälteren Temperaturen gewöhnt:
17 Grad auf dem Schurwald heute
ist schon eine warme Brise,
auch wenn es später wieder regnen soll.

Morgen erst kommt mit dem Regen wieder
die normale Temperatur von 13 Grad zurück.
Und ich finde es wohl als fast mild!

Wissen

Ist vision: Wissen?
Was ich sehe, weiß ich gewiss;
ob das nach ein paar Tagen
noch so ist, weiß allerdings niemand genau.

Ob das, was ich im tele-vision sehe,
der Wirklichkeit auch so klar entspricht?
Oder hat die künstliche Intelligenz
mein Gehirn vernebelt?

Manche Visionen entsprechen wohl
ganz genau dem Wissen über die Dinge,
die sie gezeigt haben.
Dann ist genau Vision: Wissen.

Der Seher weiß das!

Demokratie – was ist das?

Ob man aus dieser gegenwärtigen Politik
wieder herausfinden kann,
ich weiß es gerade nicht.

Ob man dazu eine neue Führungsfigur finden kann,
ob man sie überhaupt braucht?
Ist es nicht auch gefährlich,
schnell jemand dafür zu finden,
der demokratisch genug gesinnt ist?

Höcke und die AfD wäre auf jeden Fall
schrecklich mit ihrem Deutschtum.
Was haben denn die „Deutschen“ für einen Vorteil?
Keinen.

Und Merz mit seiner Anti-Einwanderungs-Vorstellung?
Grässlich. Grässslich verblendet!
Wer könnte denn ohne Migrant*innen
noch in einem Krankenhaus behandelt werden?
Und überhaupt: Was macht Deutsche besser als Migranten?
Nichts!

Und die neuere FDP? Lindenberg, der nichts kennt als
keine Schulden für den Staat produzieren
und Freiheit beim Tempo auf den Autobahnen?
Und die Grünen, die nicht mehr Friedenspartei,
sondern Kriegspartei sein wollen,
und das gegen Russland.

Und Scholz, der keine Neuerungen in der SPD
und im Staat haben will? Wie will er mit einer so kleinen SPD
weiter regieren? Mit einer Hypothek
als früherer Hamburg-Chef, der damals
die Freiheit niederknüppeln ließ?
Und für den die Juden, die für Demokratie sind
im leider nur das „Wohl“ für Israel Wollenden,
aber nicht für die Palästinenser*innen,
gar „antisemitisch“ sind, weil sie gegen eine
ganz nach rechts gerückte Regierung auf die Straße gehen?

Wie will man da eine Lösung finden für dieses Land?
Ist da die herkömmliche Demokratie noch gut genug?
Bräuchte es nicht eine Gesellschaft und einen Staat,
der für die Vielfalt der Gutmeinenden einträte?

Manchmal

Wenn ich in meiner Stube sitze
und fast traurig dreinschaue
oder auch, wenn ich überglücklich bin,
schaue ich gerne zum Fenster hinaus
in unser Gärtchen und sehe,
wie der Hibiskus blüht,
wie die Rosen da oben stehen,
sehe, wie der Himmel sich bewegt
und wenn er auch sich zuzieht
und die Wolken neue Nässe bringen
oder wenn die Sonne lacht
und die Luft lau ist und hell
und ein Vogel huscht durch das Gestrüpp.
Dann komme ich wieder zu mir,
vergnüge ich mich mit dem Sein,
egal ob es stürmt oder hell ist und klar
und lache der Dinge.

Schlaftrunken noch

Schlaftrunken sitze ich im Sonnenschein
bei einer Tasse Kaffee und genieße ihn.
Voller Glück sehe ich die bunten Tücher
im Sonnenlicht hängen: goldgelb, gelb gestreift
und violett und mit prächtigem Rostrot.

In der Blüte der Nachtkerze vom Abend vorher
tanzt eine Wildbiene. Tanzt sie oder kämpft sie?
Kommt sie wieder heraus aus der sich schließenden Blüte?
Da, sie findet heraus. Sie wusste nichts
von dem Krieg in der Ukraine, vom Krieg gar
dort und da: in Gaza, so tödlich in jeder Minute.
Sie ist wieder frei und fliegt davon!

Und morgen könnte Stuttgart eine Atomrakete treffen,
sobald die Mittelstreckenraketen aus Amerika
auch in unserem Land stationiert werden.
Und aus ist”˜s mit uns. Wir verheddern uns
in den runden Blättern der sich schließenden
prächtigen Blüten der Nachtkerze und das war”˜s.
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