Lyrisches von Helmut Maier

Schlagwort: Neue Maier-Lyrik (Seite 9 von 165)

Vögel

Die Vögel sammeln sich.
Sie üben wohl noch
seit ein paar Tagen.
Auf einem hochgewachsnen Baum
versammeln sie sich.

Mit Zwitschern
sprechen sie sich Mut zu,
zwitschern sie sich ab?

Es ist ein weiter Weg
nach Süden.

Dann schwingen sie sich wieder
ganz hoch in die Lüfte,
verdecken den Sonnenschein gar.
Sind’s Stare,
die zu hundert und mehr
den Himmel bevölkern?

Nur wenige Kraniche
in einer Linie
hintereinander
scheinen das Treiben
unbeeindruckt
zu durchqueren.

Unten auf der Erde
hör ich Hufgeklapper.
Autos gibt es hier
fast nicht
auf dem autofreien Langeoog.
Aber Fahrräder.
Tausendweise.


Spätsommer

Oben – am tiefblauen Himmel – der Mond.
Abnehmend, fast halb.
Grad fliegt ein Flugzeug vorbei.

Die Brüstung des Balkons:
auch blau gestrichen.
Aber was für ein Kontrast!

Unten die fast letzten Rosen.
Nur noch wenige Knospen
sind vielversprechend!

Die leeren Triebe ragen in den Himmel.
An den Herbstastern: die ersten roten Spitzen.
In der Birke zilpt
eine Blaumeise ihr einsames Lied.

Spätsommer-Idylle!

Von der besten Seite


Was ist die beste Seite?
So wie ich sein will?
So wie ich wirklich bin?
So wie du mich gern hättest?

Ich will doch immer meine beste Seite zeigen.
Was hättest du davon,
wenn ich nicht so sein wollte,
wie du mich haben möchtest?

Ein Macho, wie er im Buche steht?
Ein Schwächling, der nach dem Wind sich dreht?
So einer, wie er den andern gefällt?
Einer, so wie er passt in die Welt?

Oder nimmst du mich einfach
so wie ich bin?
Dann immerhin
muss ich nicht immer
meine beste Seite dir zeigen.

Denn du liebst mich
so wie ich bin.

Morgen*

Morgen gibt´s Temperatursturz.
Heute noch haben wir die Hitze.
Das war es dann wohl mit dem heißen Sommer.

*ein Achtundzwanziger

Luther verehren?

Ich weiß wohl,
er würde heute noch
ein Apfelbäumchen pflanzen.

Werde ich ihm
heute noch
nacheifern wollen?

Bin ich dafür nicht zu alt?
Oder gilt das für immer:
„Wenn morgen die Welt unterginge …“

Jedenfalls werde ich heute noch
ein Gedicht schreiben:
„Was kann ich noch tun? ”¦

Was kann ich noch tun?
Ich kann
den Hiroshima-Tag
mitgestalten in Esslingen.
Ich kann
Petitionen auch unterschreiben.
Ich kann
einem Bundestagsabgeordneten
einen Brief schreiben.
Ich kann
felsenfest darauf vertrauen,
dass das Gute doch endlich siegt.

Und ich bin
wieder getrost!

Und ich weiß,
dass ich Luther
wieder bewundern darf
für seine Courage:
Hier stehe ich.
Ich kann nicht anders.
Mein Visions-Glaube
helfe mir!

Unfassbar

Nur noch hoffen kann ich,
weiß ja nicht mal,
ob ich’s noch erfahre,
wird Trump wiedergewählt?
Wird eine Impfung gegen die Tollwut
doch endlich gefunden?
Verzeihung! Ich meinte gegen Corona!

Zehn Jahre kann ich noch leben.
Zehn Monate vielleicht nur?
Oder zehn Tage?
Alles ist möglich!

Wie kann ich’s wissen?
Werd‘ ich noch 79?
Feiere ich noch Goldene Hochzeit?

Das Ausrufungszeichen als Wolke
am blauen Himmel
ist verschwunden.

Ich weiß nicht:
Tritt Merkel noch einmal an?
Wird Söder Bundeskanzler?
Wer wird Vorsitzender der CDU?

Und Bolsonaro?
Und Putin?
Und Orban?
Und wann ist Polen verloren?

Und wie heiß wird der Hochsommer?
Und wie kommen die Menschen zurecht
mit dem Anstieg der Temperaturen?

Statt der Vernunft

Nach dem Shutdown
nun schon das dritte Mal wieder
letzten Montag:
Montagsdemo gegen S21
und für den Erhalt des Kopfbahnhofes
Stuttgart.

Doch mindestens seit 2010
und schon wenige Jahre später:
Alternative
mit der Möglichkeit
zum Umstieg
und zu einer viel günstigeren
Lösung für den Bahnverkehr
in Stuttgart.

Denn: dieser Bahnhof
wird nie genehmigt werden können,
ohne dass Tausende Menschen
mit dem Tod bestraft werden,
wenn das vorhersehbare Unglück
dann zuschlägt.

Und die Grünen
in Baden-Württemberg?
Nach ihrem Wahlsieg
gegen die CDU
und dem missglückten Volksbegehren
eisern für den Tiefbahnhof,
eisern für das tödliche Verderben,
eisern fürs weiter so
mit dem Weiterwursteln
mit S21.

Und das Ende?
Offen!
(nachdem 8 Milliarden verbraucht sind).

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