Lyrisches von Helmut Maier

Schlagwort: Neue Maier-Lyrik (Seite 10 von 165)

Ressourcen

Ritzen im Plattenbelag,
ausgefressene Verfugung der Mörtelstellen,
was tut sich da unten in Höhlungen
unter der Sommerterrasse?

Geflügelte Wesen treten hervor,
verschwinden wieder,
kommen wieder hervor:
Sonnentanz bei über 25 Grad.

Die geflügelten Wesen,
daneben die Arbeiterinnen,
ein immerwährendes Hin und Her.

Wo ist die Königin?
Wann kommt es zum Flug?
Ich konnte ihn nicht mehr beobachten.

Die geflügelten Ameisen werden sich
in den Lüften um die Königin bemühen.
Einer nur wird gewinnen.
Was für eine Verschwendung
von Ressourcen –
nur für diesen Augenblick der Lust.

Optisch*

Ich lasse eine Lücke frei
in meinem engen Bücherregal.
Das sieht irgendwie dann doch belebter aus.

*ein Achtundzwanziger ( https://www.maierlyrik.de/blog/der-dreizeiler-mit-dem-namen-achtundzwanziger/ )

Dass ich mir d a s wünsche

Was ich mir
für Deutschland wünsche
und wo möglich
auch für andere Länder ”“
ist es ein Testament?
Ein unerfüllbares?

Das ist es, was ich mir wünsche:

Schon v o r dem Ende der Corona-Krise (das dann vielleicht mit dem Impfen gegen den Virus möglich wird) wünsche ich mir den Abzug der noch 20 übrigen Atombomben im deutschen Büchel, viel mehr Geld für Friedensfachkräfte, d.h. entsprechend weniger Geld für die Bundeswehr, den Erhalt des Kopfbahnhofs in Stuttgart, d.h. den Umstieg vom weiteren Bau des Schiefbahnhofs mit der Gefahr von Brand-Katastrophen zu einem weit sichereren und viel effektiveren Bahn-Knotenpunkt Stuttgart, eine freiere Schulbildung mit weniger Notendruck als bisher und eine bessere Bezahlung für Pflegekräfte und andere „systemrelevante“ Berufe und eine linksgerichtete Koalitionsregierung nach der nächsten Bundestagswahl, die noch mehr Reformen durchführen kann.

Möglich wäre es ja schon,
was ich mir wünsche.
Kein Wolkenkuckucksland!
Aber erwartbar?

So vieles, was wir uns wünschen,
geht nicht in Erfüllung.
Und das Leben
geht weiter.

Aber es geht
nicht so weiter,
ohne dass ich es gewünscht hätte.

Dass ich es mir wünsche,
zeigt: Noch bin ich lebendig!

Berufstätige Frauen

Meine Frau hat es nicht nötig,
arbeiten zu gehen.
Ich verdiene doch ordentlich.
Sie soll mir lieber ein gepflegtes
Zuhause ermöglichen.
Dafür braucht ihr nichts zu teuer zu sein.

So etwa hätte ein Mann
vor 50 Jahren
argumentieren können
und seiner Frau verbieten,
einen Beruf auszuüben.

Ich hätte das damals nicht gewusst,
dass ich das Recht auf meiner Seite
gehabt hätte.
Ich bin recht froh darüber.
Meine Ehe wäre wohl kaputt gewesen,
wenn ich es in Anspruch genommen
hätte.

Epona*

Epona, mit Rosen geschmückt,
im Korb liegen Früchte, Fruchtbarkeit?
Schutzgöttin der Pferde und der Reisenden.

Im Kastell von Köngen ausgegraben.
Im Landesmuseum in Stuttgart gezeigt.

*ein Janka

« Ältere Beiträge Neuere Beiträge »

© 2024 Maier-Lyrik

Theme von Anders NorénHoch ↑