Als Kommentar zu meinem Gedicht „Walpurgisgedanken am Harz“ hat Bruni Kantz mir dieses Gedicht „Hexe Grünspan“ geschickt, das ich hier noch einmal, dieses Mal als Gastlyrik, präsentieren will (und darf):
Kennt Ihr die Hexe Grünspan,
auch Frau des Grünwalds genannt?
Sie lebt nun schon SEHR lange!
Mindestens einhundertfünfundsiebzig Jahre
und ein halbes, plus einen Tag, zwölf Stunden,
vierundfünfzig Minuten und etliche Sekunden.
Ihr Haar ist durchwirkt von silbernen Fäden,
die Kleider, grünlich, moosig und verblichen,
sind von dezenter Eleganz, doch brüchig
und an vielen wichtigen Stellen
im Laufe der Zeit doch sehr zerschlissen.
Im Alter gebeugt und trotzdem gerade,
gestützt mitunter auf ihren Stock,
begegnet sie uns im Collagenwald,
in dem sie entstand und den sie nun hütet
mit all ihrer Kraft und vor allem mit Geist.
Sie ist sehr bescheiden
und zeigt sich nicht gerne.
Man braucht gute Sicht
und Schärfe der Augen,
damit man erkennt, wer hier unterwegs
im dämmrigen Abend und Gegenlicht.
Ein Silbersalamander an ihrem Gewand,
Schatz und Schutz zu gleichen Teilen.
Es werden sich Himmel und Erde verweilen.
Heilkräfte, Heilsames, Bewahrendes und
Kraft der Erde bündeln sich im Collagenwald,
der in meinen nächtlichen und täglichen Träumen
und selbstverständlich
in meiner Phantasie entstand.
Ja, Ihr habt es verstanden,
es gibt sie nur hier
auf meinem handgeschöpften Papier!
Doch so lebendig wie sie
ist oft der echte Mensch nicht ”“ gleich neben dir.
08. August 2006
Dazu kommentierte Bruni noch: Es ist eigentlich die Bildbeschreibung zu der Collage, die ich von ihr gemacht habe.
Für alles mußten sie herhalten, die “Hexen”. Tat der Rücken weh und man konnte sich nicht mehr gerade halten, dann konnte ja nur eine “Hexe” schuld sein ”¦, also hatte man einen Hexenschuß!