Lyrisches von Helmut Maier

Schlagwort: Gastlyrik (Seite 2 von 7)

Ach!

Ach, wie verbogen bist du doch, Zeit:
ich habe dich nie recht verstanden.
Du bist nicht verrückt und du bist nicht gescheit;
du verläufst grad so zwischen den Quanten.

Ach, wie gekrümmt bist du leider, du Raum:
wie gekrümmt sind die Leiber, die Buckel.
Du nährst uns und wehrst nicht Visionen und Traum:
doch wir hängen zu sehr noch am Nuckel.

Ihr tut nichts, ihr seid nichts;
ihr seid alte Tanten.
Ach, und ihr seid nichts als rostende Wanten.

Ihr ruht nicht , ihr seid nichts;
ihr lasst uns nur suchen.
Bei euch können Sinn wir und Grund niemals buchen.

Ach, wie verbogen bist du doch, Zeit:
ich habe dich nie recht verstanden.
Du bist nicht verrückt und du bist nicht gescheit;
du verläufst grad so zwischen den Quanten.

Ach, wie gekrümmt bist du leider, du Raum:
wie gekrümmt sind die Leiber, die Buckel.
Du nährst uns und wehrst nicht Visionen und Traum:
doch wir hängen zu sehr noch am Nuckel.

Hier noch das aufschlussreiche Kommentargedicht von Curt (und hier seine bildkräftige Aussage auf seinem Blog: https://manacur.blogspot.de/2013/02/in-raum-und-zeit.html :

Raum und Zeit ”¦

Beide getrennt betrachtet
schienen sie absolut und fest
Einstein hat sie entmachtet
”˜relativ´ gab ihnen den Rest

vorher schon nicht kapiert
schließlich zu kompliziert

als Raumzeit und verbunden
als Maßstab nur das Licht
kann man sie jetzt erkunden
und wir verstehn sie nicht.

Jedesmal überraschend*

Sich Zeit zu nehmen zu schauen.
Wie sie ganz plötzlich sich entfalten!
Alle vier Blütenblätter zu einem Kelch.

Strahlend gelb leuchtend im Dunkeln.
Zeitrafferwunder der Nachtkerze.

*ein Janka

Petros hat daraus einen Tanka gemacht:

Zeit nehmen. Schauen
Wie sich sich jäh entfaltet.
Vier zu einem Kelch.

Strahlt leuchtend gelb im Dunkeln.
Stundenwunder Nachtkerze.

Frühlingsgebaren*

Auf dem goldgrundgleichen Blaugrund
sind Zweigzeichen lebensgrün gesetzt.
Farbtöne zeigen Klangfarben der Stimme.

Üppiges Frühlingsgebaren
hat die Potenz einer Weltsprache.

*ein Janka ( https://www.maierlyrik.de/blog/der-janka/ )

Durch den Achtundzwanziger von Christin von Margenburg (https://colorsigns.wordpress.com/) bin ich gewahr geworden, dass mein Janka ein Pfingstgedicht ist:

Wie sie aneinander liegen
und sich halten am blauen Himmel
fast unbemerkt, die Festtage der Kirche.

Einbinden wollen sie uns

Einbinden lassen
will ich mich nicht,
auch nicht von irgendeinem
Bundespräsidenten.
Die Gefahr ”“ was sage ich ”“
der Verdacht liegt nahe:
Einwickeln wollen sie uns,
ein Korsett anlegen.
Schön soll es aussehen,
wenn wir vorgeführt werden
den Entscheidern.
Mitentscheiden
wollen wir,
nicht mit einstimmen
in den Chor
der Zujubelnden
oder auch nur
der Überwältigten.
Binden und Knebeln
ist nicht demokratisch.

Curts ( https://manacur.blogspot.com ) Kommentargedicht darf ich Euch auf keinen Fall vorenthalten:

ganz euphemistisch
eingebunden
fühlt sich der Bürger
honoriert
wird kategorisch
abgefunden
spürt nicht den Würger
garantiert
vergisst euphorisch
hinzuschauen
merkt nicht, wie komisch,
dass mit Klauen
er eingewickelt wird.
Es ist ein Grauen!

Marie saß auf dem fernen Stein, umglänzt von Licht von Sternen fein.

Der Sterne Licht
von Liebe spricht
nur die Marie
erkennt das nicht.

Wie soll sie auch,
im fremden Land,
in dem sie nichts
als Wüste fand.

Sie sehnt sich halt
und das ist wahr,
nach jenem, der
ihr Liebster war.

Doch der ist fort,
kommt nicht zurück.
Bleibt nur der fer-
ne Sterneblick.

Dunkel die Nacht.
Kalt ist der Stein.
Jetzt steht sie auf,
läuft querfeldein.


Sie trifft
die Liebe ihres Lebens,
der Sterne Licht
schien nicht vergebens.

Eine Gemeinschaftsarbeit von Rachel, Anna-Lena, Uta, Barbara und Helmut

Gemeinschaftsleistung

Siehe Geschüttelt und doch standhaft – äh, sesshaft, äh ”¦https://www.maierlyrik.de/blog/2012/04/11/geschuettelt-und-doch-standhaft-aeh-sesshaft-aeh/#comments

und vor allem die KOMMENTARE
mit ihrer Fortsetzungs-REIMEREI

(Vielen Dank für Deine tolle Idee, Barbara)

Und Täteräh: HIER IST DAS ERGEBNIS:

Der Sterne Licht
von Liebe spricht
nur die Marie
erkennt das nicht.

Wie soll sie auch,
im fremden Land,
in dem sie nichts
als Wüste fand.

Sie sehnt sich halt
und das ist wahr,
nach jenem, der
ihr Liebster war.

Doch der ist fort,
kommt nicht zurück.
Bleibt nur der fer-
ne Sterneblick.

Dunkel die Nacht.
Kalt ist der Stein.
Jetzt steht sie auf,
läuft querfeldein.

Sie trifft
die Liebe ihres Lebens,
der Sterne Licht
schien nicht vergebens.

Ganz herzlichen Dank an Rachel, Anna-Lena, Uta und Barbara. Und Anna-Lena hat den Ehrenpreis verdient.

Das verkrüppelte Birkchen*

Nur wenig herausgewachsen
aus dem Schotter neben den Gleisen,
bald aber ganz abgewendet vom Fahrtwind,

aufgerichtet gen Himmel wachsend dann
ein Weilchen und doch schließlich geköpft.

*ein Janka: https://www.maierlyrik.de/blog/der-janka/

Das Kommentargedicht von Bruni ( https://www.wortbehagen.de/index.php ) will ich Euch nicht vorenthalten; es muss natürlich ins Offene:

ein Birkensprößling,

wild gewachsen,
unerwünscht
doch kaum beachtet
weil verwachsen
scheel betrachtet

platt gewalzt
und abgeholzt

endlich Ordnung
nix mehr stört

Birkensprößling
war verkrüppelt,
heißt verkehrt

Reste einfach
weggekehrt

Ergötzen

Zum Ergötzen der Zaghaften:
Auf grünen Flächen sind bunte
Herbstblätter-Teppiche ausgebreitet.
Ornament-Baumgeäste stehen stolz drüber.

ELsa ( https://schreibtalk.blogspot.com ) hat ein Kommentar-/Komplementär-Haiku dazu beigesteuert. Hier möchte ich es präsentieren:

auf laubteppichen
bäume wie scherenschnitte
winter entgegen

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