Lyrisches von Helmut Maier

Schlagwort: Bekenntnisse (Seite 2 von 11)

Ess-ling-(g)en

Wie wunderbar,
wie berührend,
vielfach Ess-ling-(g)en,
Ess-ling-(g)en,
Ess-ling-(g)en
gesungen zu hören
voller Inbrunst
in den Gesängen
der afrikanischen Trommelgruppe
bei der Demonstration
auf dem Esslinger Hafenmarkt
für die Seenotbrücke
im Mittelmeer
und das Recht auf Leben
der Geflüchteten und
der um ihr Leben Kämpfenden –
gegen die Heimattümmelei
des Heimatministers
und seiner Nachäffer
und seiner Vorbilder
in den alten, menschenverachtenden
Garden der Volksverderber!

Ess-ling-(g)en.
Ess-ling-(g)en.
Ess-ling-(g)en.
Ess-ling-(g)en.
Ess-ling-(g)en.
Ess-ling-(g)en ”¦

Rechtsstaat

Rechtsstaat
ohne die garantierten Rechte?
Treten Umfragen
nun an die Stelle des Rechts?
Pöbeldemokratie?
Beugt sich ihr
die herrschende Politik?

Nein!
Ich spreche nicht von der Türkei.
Auch Trump ist mein Thema nicht.
Schon gar nicht Putin.
Ihn kümmert Mehrheitsmeinung
weniger bis gar nicht.

Gerechtigkeit
müsste die Grundlage sein
von Demokratie und Rechtsstaat.

Imbolc

Glauben wird durch Schauen ersetzt,
Hoffen und Bangen durch Gewissheit.
Der Schauer beim Schauen
durchzieht die Adern des Daseins.
Genüge finden am Sosein
lässt jauchzen.
Und nochmal neue Hoffnung
darf wachsen
ganz unbeschwert und leicht
auf noch nicht Vorstellbares.
das glückliche Träume gebären
noch irgendwann.

Begegnung mit dem Schicksal

Neulich bin ich dem Schicksal begegnet,
dem freundlichen, darf ich gestehen.
Ich hatte gerade die Behandlung beendet,
die eine Vorstufe des Krebses auf der Kopfhaut
erfolgreich abgetötet hatte. Der Arzt meinte,
glücklich sei er jedesmal, wenn es möglich sei,
zurückzudrehen im Stand zu sein die Zeit
(was für eine Metapher: zurückzudrehen die Zeit!)

Wie ich so auf dem Weg war zum Bus,
begegnete ich dem Schild, das die Metapher
so trefflich emporhob ins Metaphysische
durch seine Anspielung auf das glückliche Schicksal
(auch wenn es rein lustig war es zu sehen):
An einem Friseursalon hing das verheißende Schild
„C h i c s a a l“

Gegen Rechtsaußen. Für das Menschenrecht.

Fast alles, was uns die angebliche Alternative zu einer demokratischen Gesellschaft für unser Volk aufzeigen will, aber in völkisch verblendeter Manier daherkommt und schnurstracks zu Unmenschlichkeit und einer Diktatur führt, ist widerwärtiger Schwachsinn.
Abschaffen wird man Schwachsinn nun aber bestimmt nicht können. Woran wir arbeiten müssen, soweit wir das vermögen, ist von einer Welt zu träumen zuerst, aber dann auch zu erzählen, die für alle Menschen (oder zumindest für den größten Teil der Menschheit) erstrebenswert ist – auch unter dem Aspekt, dass sie nicht auf dem Weg zu ihrem Ende ist. Das würde dem Schwachsinn den Boden entziehen, auf dem er wirken kann.
Eine bedingungslose Grundsicherung wäre wohl so etwas, was vielleicht anfangs nur in reichen Ländern möglich ist, aber perspektivisch in einer gerechter werdenden Welt überall möglich werden müsste. Das wäre eine Welt, in der jede Person, aber auch jede Vereinigung welcher Art auch immer, ihre Kreativität ohne eine Grundangst leben könnte, eine Kreativität, die allen Menschen zugute kommen will.

Hoffnung auf Vernunft

Wie wunderbar: global
kann diese Hoffnung werden:
Global das Drängen
nach neuer Aufklärungsphilosophie.
Dies Drängen, diese Hoffnung
stärker sind sie als jede Unterdrückung:
Wie kann Vernunft, die sich nun speist
aus edlem Menschenwollen,
endlich Gerechigkeit zu etablieren,
durch Kerker und durch Mauern
ewig mundtot gemacht
und je nun zu verstummen
gebracht noch werden
durch ödes Herrschaftsgebaren?
Wir werden frei sein wie schon Menschen waren,
die kühn die Knechtschaft überwanden.
Wir wollen trauen endlich auf Vernunft
und uns nicht fürchten vor der Kraft von Dogmen.

Sehr angerührt hatte mich unter anderem ein Post von Barbara Naziri auf Facebook: https://www.facebook.com/BlackBary/posts/1675842335805241?comment_id=1676009355788539&reply_comment_id=1676071949115613&notif_id=1515161901336550&notif_t=feed_comment_reply&hc_location=ufi

Eine neue Aufklärung ist nötig

Eine weltweite neue Aufklärung ist nötig, die zeigt, dass ein wirklich gutes Leben nur ohne übertriebenen Reichtum und ohne Herrschaft über andere Menschen möglich und erstrebenswert ist. Das schließt wahrscheinlich eine neue Reformation der patriarchalen Religionen mit ein.

Frieden machen?

Wir dürfen keinen Frieden machen,
keinerlei Frieden
mit dem Unfrieden.

Krieg ist Unfrieden.
Aber nicht nur der Krieg,
auch Unterdrückung,
auch Ungerechtigkeit,
auch die Zerstörung der Lebenswelt
vieler Menschen
oder sogar aller.
Auch die unfriedliche Bekämpfung
des Krieges
ist Krieg,
ist Unfrieden pur.

Aber wir dürfen Unfrieden nicht dulden,
schon gar nicht in Kauf nehmen,
schon gar nicht befördern,
schon gar nicht bewirken,
schon gar nicht anstreben.

Frieden soll sein,
der dem Unfrieden den Boden entzieht,
der uns stark macht
gegen die Verheißungen
des Unfriedens,
gegen die Verharmlosung
des Unfriedens,
gegen die Eliminierung
des Bewusstseins,
dass Unfrieden gefährlicher ist
sogar noch
als romantische Kriegsgelüste,
weil es doch
immer schon Kriege gegeben habe
und die Ungleichheit
des Lebensrechts
von Menschen
unterschiedlicher Völker
und Klassen
und den Mangel an
Verantwortung und Güte
gegenüber allen Menschen in Not.

So dumm können wir
ernsthaft nicht sein,
dass wir nicht erkennen, wohin
die Herrschaft der Menschen
über andere Menschen,
die Herrschaft über die Natur,
die Herrschaft über die Logik
uns schließlich führt,
führen muss.

Bestimmt nicht
zum Frieden
und bestimmt nicht
zum Verschwinden
des Unfriedens
und niemals
zum Glück;
aber ganz sicher
am Ende
zum Ende der Menschheit.

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