Lyrisches von Helmut Maier

Schlagwort: Aus älterem Archiv (Seite 4 von 6)

Dies ist das Land

Dies ist das Land
die Erde
die Urmutter Geist
uns Seelen geschenkt
dem Stamm der Menschen
Dies ist das Land
Mit seinem weißen Gischt
der dahinstürzenden Wasser
stiftete es die Sonne an
zu verweilen
auf ihrem höchsten Stand
vor Erstaunen
Und wir wollen die Küsten des Himmels
erstürmen
wo doch
so viele Lebenskreise
unserer Vorfahren
in einer einzigen Sequoia
sich versammeln
dicht über der Erde
Noch flüstert Tehama
Verweilten wir doch
und hörten ihr zu
trotz ihrem schwefligen Atem
Sie spricht von der anderen Welt
die uns in dieser lässt
die Schönheit erkennen
und die Gefahren
und uns hilft
sie zu meistern
in der Verwandtschaft
des Geists unserer Seelen
mit dem
von Mutter Erde und Großvater Licht
Und die Nacht lässt uns träumen
vom vorigen Tag
für den nächsten

Frieden? (Impression in Cornwall)

Plötzlich wagt sich
das Rotkehlchen
in die Stube herein,
hüpft auf den Fernsehschrank,
verkündet den Frieden
des Artus,
flattert irritiert durch den Raum
und entflieht.

Da,
um zu versinken
ein Blau
zwischen des Plinius
Pinien
über den viktorianischen Dächern
von Fowey.

Der Wind treibt die Fähre
schneller zum Fußpfad.
Und schon
sammeln die Wolken
das Sonnengold
von den Wiesen der Klippen
und segeln dahin.

Kein Stäubchen trübt mehr
die Sterne.
Spüre ich da Avalon?

Einfriedung (Umbrische Gedanken)

Manchmal wandle ich
im Garten der Klara
und kose die Blumen.
Keine Erklärung fordern die Formen,
die Farben
zaubern gelassene Freude
ins Antlitz.
Aber ich bleibe im Innern.
Vertraute Enge,
wovor verschließt du mich?
„Warum musst du ein Heiliger sein,
Franziskus?“,
höre ich seufzen.
Das Maßwerk der Mauerbögen,
was maßt es sich an?
Welcher Wurf
zerschellt an der Schönheit?
Doch in unendlicher Ferne
verrauchte vielleicht ein Festes
ohne die Klarheit
der maßvollen Nähe.

Vater und Mutter?

Mit dem Vaterunser
ist es
wie mit dem Paternoster:
Immer im Kreis,
aber dem der Ziege am Pflock,
der auf der Stelle treten bedeutet.
Nicht im fruchtbaren Zyklus des Werdens
von Winter und Sommer.
Immer auf und ab,
börsengleich,
das heißt letztlich doch: ab:
mit Stellenabbau,
ohne lebendige Entwicklung.
Aber er ist
ja vielleicht
überfordert,
der Alleinerziehende.

Noch Herbst

Lebensziele im Blick
den Zielpfeil doch
bremsen.
Die Fülle des Lebens
durchbohrt der.
Wünsche nach Wiederkehr
feiern.
Auskosten
die Schlangenwege.
Voranschreitend
verharren
im Staunen des Werdens.

Serpentine

Klug
wie die Schlange
zu gehn
und sich
die Mitte
von beiden
Seiten
besehn.
Und wieder und wieder
am Bauch sie zu fühlen.
Wenn auch
die Zeit
auf der Serpentine
einfach so liegen
bleibt.
Aber ein Hauch von Ewigkeit
begleitet dich
da,
wenn du
den Pfeilweg
nicht gehst,
der ordnend
die Ordnung
verletzt.

Signum*

Den Purpur des Birnenblattes
zum Zeichen erhoben:
Wer hat das segnende Sagen?
Oder besser: Wer nicht?

Vor dem Vergessen Triumph.
Unauslöschlich bleibt er
in unserm Erinnern.

*… aus der gleichen Quelle wie „Wurzeln“

Wurzeln

Wurzeln suchen
im Kompost der Vergangenheit.
Wurzeln reißen
aus tradiertem
Unrecht.
Wurzeln treiben
im versendeten Blumentopf.

Wurzellos
Herrschaftsrechte über das
Mutterland
der Menschen
aufrechterhalten.

In Wurzeln verkrochen
keine Triebe
mehr entfalten.

Sterben
und sterben lassen
und sein gutes altes Recht
verteidigen
im zukunftslosen Acker.

Oder Wurzelgeflechte
nicht mehr entwirren
und Halt geben dem Lebenden.

zu finden schon 2004 bei https://www.lyrik.at/php/werk.php?task=werk&werknummer=30975&email=helmutmaier@culturebase.org#werk , wobei die Adresse helmutmaier@culturebase.org nicht mehr besteht.

Sonnenstrahl auf den Grenzwegen

Sind nicht gar zu scharf
die Grenzen
und zu dicht
nicht die Fronten,
können Grenzwege entstehen
und Möglichkeiten
des Austauschs.
Auf,
franst sie aus,
ihre Ränder,
diffundiert durch sie hindurch
mit Freude,
mit Liebe,
mit Hoffnung.
Und die Grenzen
werden
euch zu trennen
nicht mehr vermögen.
Aber vergeßt auch dann nicht
das Einzige,
was Grenzen wirklich
Gutes uns gaben:
Orientierung.
Merkt euch genau:
Aus welchem Osten
kam euch
das Licht?

Anmerkung: Ich habe die Rechtschreibung so belassen, wie sie zur Zeit der Entstehung dieses Gedichts gültig war.

Fliegen

Wer muss schon
an den Himmel glauben,
wenn sie, wenn er
schon Flügel hat,
damit zu fliegen?

Wer wird schon
Flügel erst sich wünschen,
wenn er, wenn sie
mit Poesie
bereits Erfahrung hat
vom Fliegen?

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