Ein Keil in die Nacht geschlagen.
Hammerschläge verhallen.
Stille breitet sich aus.
Lichtfunke glüht.
Frost regiert noch ein Weilchen.
Das wärmende Feuer:
Wir entfachen´s.
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Eva gab uns den Apfel
nicht.
Die Schlange war’s,
die göttliche,
die uns Avalon,
das Apfelland,
verhieß.
Und wir eroberten es
und
fanden die Äpfel
nicht.
*ein Gedicht von 2001
Das letzte Warten hat begonnen.
Den Atem eines Neuen spür´ ich schon.
Er schlüpft in alle Poren,
begeistert Haut und Haare,
erwärmt das Innerste,
lässt neue Träume keimen
und neue Verse,
die das Licht schon spüren,
das sich in aller Heimlichkeit
ins Tagewerk einschleicht
und plötzlich strahlend scheint,
als wäre immer es gewesen.
Das letzte Warten,
das ist eins des Hoffens
auf ganz gewiss Erwartetes,
auf Schlüsselblumen, Lämmerhüpfen,
auf Maienduft, auf grünend
stetes Wachsen, auf Kraft
des Aufstehns und Inangriffnehmens.
Und letztes Warten ist es nur
im Wissen um ein Wiederkehrendes,
das keinen Leerlauf meint,
kein Hecheln hinter unerfüllter
und hemmend hinkend machender
und träge Dämmerung befördernder
Anford´rung her.
Befreit gebunden an das Leben,
ganz ungebunden an den Todeswillen,
geborgen in dem Glauben an
die glaubenlose Zuversicht
des sprühend in das Morgen Tanzens
im heutigen Genuss
des Kreisedrehens
und des Kreischens.
So lasst ein Lichtlein uns entzünden
und leuchten in die starren Räume.
So lasst uns ruhen in dem Dunkel,
dem immer neu das Licht
den Platz einräumt,
um neue Kraft zu schöpfen.
So lasst das Leben uns erneuen.
Auftakt
Ein Keil in die Nacht geschlagen.
Hammerschläge verhallen.
Stille breitet sich aus.
Lichtfunke glüht.
Frost regiert noch ein Weilchen.
Das wärmende Feuer:
Wir entfachen´s.
(Der Frost kann dieses Jahr wohl nur – aber vielleicht besonders – metaphorisch verstanden werden.)
Damit bei allem Weihnachts- und Adventstrubel die Vorbereitung auf das alte Fest der Wintersonnwende nicht zu kurz kommen muss, hier die drei Gedichte dazu aus meiner alten Sammlung „Wintergedichte“ (https://www.maierlyrik.de/Wintergedichte.pdf):
Wandel
Weniger werden die Tage
des schwindenden Lichts.
Die Sanftheit des Dunkels,
die Wonne des Winterschlafs
wird schon gemindert.
Ein Neues wird kommen.
Genommen wird und gegeben.
Trauer ist ja ein Teil
jedes Wandels.
Auftakt
Ein Keil in die Nacht geschlagen.
Hammerschläge verhallen.
Stille breitet sich aus.
Lichtfunke glüht.
Frost regiert noch ein Weilchen.
Das wärmende Feuer:
Wir entfachen´s.
Nüchternwerdung nach dem Feiertagsrausch
Wenn nun die Nächte kürzer wieder werden,
so raffe ich mich auf und sage
dem Winterschlaf Ade,
wenn jeden Tag uns von Natur aus schon
mehr Raum im Licht für Tätigkeiten bleibt,
so wie die Alten sagten:
„zu Nutz und Frommen“:
wenn Nützliches gleich Angenehmes heißt:
nicht noch mehr Dividende,
die nicht mehr als geteilt,
die als gerafft, geraubt zu gelten hat,
nein, dass ich vom Gemeinbesitz der Menschen
weltweit das, was mir zugeteilt, annehmen kann,
dass meine inn´re Würde drunter nicht leidet.
Ruhmreiche Schande wünsche ich mir nicht.
Wenn ich melke aus dem,
was hinter den Dingen liegt,
wie fasse ich diese Milch?
Sie zerrinnt mir
schon beim Erwachen,
schon wenn ich nüchtern
wieder geworden,
schon wenn ich in der Hand
die Dinge selber wieder fühle.
Dann zerrinnt sie mir
zwischen den tastenden Fingern.
Oder ich trinke sie
und versinke in der anderen Welt
und finde mich nimmer.
Am Käse nehme ich mir
endlich ein Beispiel.
Statt zu zerrinnen,
gerinnen in Festes
soll mir die heilige Milch.
Und wenn schon
aus Saurem geronnen,
so soll´s doch kein Quark sein.
Also in Form gebracht
reife der FORMATICUS,
der formaggio
der fromage
meiner Eingebungen
zum Gedicht
und sei eine köstliche Speise.
Den tausendsten Eintrag auf diesem Blog will ich virtuell gerne mit euch feiern. Brigitte Fuchs hat ja schon die langstieligen Gläser herausgekramt.
Zuerst nochmal der Mit-Vorfreude-28er von Syntaxia:
Tausend ist eine feine Zahl
So bin ich sicher bald zur Stelle
Dies Jubiläum mag ich nicht verpassen!!
Und jetzt mein Kommentargedicht zu Brigittes Gartenbild:
Was könnte ich noch mehr wollen
als in den Garten einzutreten:
dass sich alle Geheimnisse öffneten.
Vielleicht kann es hier problemlos alleine stehen und – im zweiten Schritt – zu dem Gedicht hinführen, das ich im ersten Monat des Bestehens dieses Blogs (Dezember 2006) hier veröffentlicht habe: einem Gebet:
Gebet an die Göttin
Ruach, Du göttliche Weite,
Du Leben Gebärende,
die Du uns in die Weite der Welt geboren hast,
sei Du der Raum, in dem wir wirken,
die Luft, in der wir leben und weben,
der Atem, der uns mit der Luft der Welt verbindet,
dem Hauch des Ewigen,
dem Kreis des Wiederkehrenden,
der Sicherheit des Wiederkommenden.
In der Mondin erkennen wir Dich,
im Sonnenschein spüren wir Dich,
im Kreislauf der Jahreszeiten erfahren wir Dich
und leben von Dir
und hoffen auf Deine Beständigkeit
und bewähren die Kraft Deines Wesens
in unserem Leben.
Und visualisieren möchte ich die Göttin mit einer Figur einer wohl indischen weiblichen Gottheit:
Aus Urzeiten heraus,
in Urzeiten hinein,
im Gleichgewicht
Atmen der Tiere und Pflanzen,
im Tanz der Mikroben und
der Kristalle.
Nano-Leben erblüht
in der Stadt-Architektur
und in den Tropfsteinhöhlen.
Ruinen erleben das Leben.
Erinnern, eräußern,
gerinnen und lösen,
aus sich heraus gehen,
sich äußern,
schöpferisch sterben
und leben,
außer sich sein.
Im Atmen sich äußern
und innern,
im Verschlingen und Schaffen
überleben.
Den Vertrag
werd ich gewahr.
Meinen Forderungen
kommt er entgegen.
Ich vertrau ihm.
Seliges Sitzfleisch des Wartens.
Wer sind wir doch wieder!
Sind wir nicht von selber Geburt
wie die durch unsere Ahnen
Gedemütigten, Ermordeten?
Wie deren überlebenden Enkel?
Sitzen wir nicht im gleichen Boot
mit allen Menschen des Globus?
Das Glück der Schuldlosigkeit
holen die Hündchenhalter verhohlen
vom Baum des Vergessens.
Wessen Hündchen sind wir
und heulen dem neuerdings doch
verloren gegangenen Wohlergehen hinterher
und tanzen im Zirkus der gleichen
neuen Chancen?
Die weltweite Pest
des Gewinn-Glücks
reitet mit heiligmäßigem Harnisch:
Zwangsbruderschaft der Armen
mit den edlen Rittern
des Zinsertrags.
Den hellen Sammetpfötchen
der dunklen Tannenzweige
vergleichen wir unser Heute lieber
als mit dem Rauch der Vergasungsöfen:
Er kommt von selber,
der weltweite Wohlstand
nach der europäischen Seuche.
Naturgesetze machen wir
schon zu unsern Komplizen
und weggeworfene Scham
ist ja der Humus
des Baums des Vergessens.
Welchen Orakelspruch
empfange ich
in dieser eingeschloss’nen
schönen Welt
auf Malta?
Der Oleander und
die Bougainvillen
blühen üppig,
und
der Eukalyptus und
die Mandelbäume
spenden Schatten – und
die Sonnenschirme.
Die Wespe mit dem
freischwebenden Hinterteil
besucht uns auch
und nippt vom Wasser, das
aus unserm Swimmingpool
verspritzt wird,
und die goldnen Sandsteinmauern,
sie sind für ihresgleichen,
auch die hoch darüber
weggeschwirrte Libelle,
kein Hindernis,
und auch die hochgesicherten
Kunstschmiede-Eisentore
nicht.
Wir pilgerten hierher,
wo schöne Rundungen
die Toten bargen
in Xemxija
des tempelgebärenden Volks,
das aus Sizilien
kam
vor siebentausend Jahren
und hier den Schrein
bereitete
in dieser schönen, neuen Welt.
Auch in der Eingeschlossenheit
der schönen Tempelrundungen
empfingen Pilger
aus den alten Welten
den Orakelspruch.
Und endlich angekommen,
erwarten
für unsre alte Welt
auch wir nun
das Orakel
und legen unser Ohr
ans Loch.