Wirft die Sonne noch genügend Schatten diesen Herbst? 😉
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Europa befindet sich zur Zeit wohl – wie immer? – zwischen Stillstand und still standing.
Aus Lessings Ringparabel:
„Es eifre jeder seiner unbestochnen
Von Vorurteilen freien Liebe nach!
Es strebe jeder von euch um die Wette,
Die Kraft des Steins in seinem Ring‘ an Tag
Zu legen! komme dieser Kraft mit Sanftmut
Mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun,
Mit innigster Ergebenheit in Gott
Zu Hilf‘!“
Diese Worte sollten den jeweils gleichen Rang der Religionen verdeutlichen ”“ versinnbildlicht durch die Ringe. Wie wäre es, wenn die Zukunft der Demokratie erforderte, dass sich Parteien mit ihren unterschiedlichen Weltanschauungen einer vergleichbaren Überprüfung unterziehen müssten? Gewiss, die Vokabel „Gott“ müsste dazu in einer säkularen Gesellschaft etwa durch „humanistische Grundüberzeugung“ ersetzt werden. Auf „humanistisch“ oder Gleichwertiges müsste man sich dabei versteifen; denn menschenfeindlicher Rassismus wäre durch Lessings Sicht gewiss ausgeschlossen. Die AfD müsste also zu beweisen suchen, dass ihre Werte nicht auf deutschstämmige Menschen oder sonst eine Einzelgruppierung einer Gesellschaftsschicht allein zugeschnitten, sondern auf alle Menschen anwendbar wären. Die anderen Parteien natürlich auch. Eine derart ausgerichtete Meinungsbildung und von ihr getragene Politik könnte der Demokratie eine ganz neue Strahlkraft verleihen. Nicht die Macht des Stärkeren, nicht einmal die Stärke einer Mehrheit wäre dann für demokratische Entscheidungen ausschlaggebend, sondern der Nachweis einer Beschlussfassung im Sinne einer „von Vorurteilen freien Liebe“. Lessing könnte dazu Nachhilfe geben ”“ so wie er es bei der Einschätzung von Religionen auch noch heute tun muss.
Wie nun, ihr Herren, seid ihr stumm,
dass ihr kein Recht könnt sprechen?
Was gleich und grad ist, macht ihr krumm,
helft niemand zu sein Rechten?
Mutwillig übt ihr Gwalt im Land,
nur Frevel geht durch eure Hand,
was will zuletzt draus werden?
Ihr ungerechten Herren wisst,
dass ihr der Armen Dulden
doch einmal bitter büßen müsst
als euer eigen Schulden.
Der bösen Taten Klagemund
wird euch in eures Herzensgrund
ein bitter Urteil sprechen.
All Erdenrund ist voll Geschrei,
verletzt sind Recht und Sitten.
Ihr armen Menschen kommt herbei,
ists nicht genug gelitten?
Wir brauchen aller Seel und Kraft,
dass nach viel böser Leidenschaft
ein neu Geschlecht erwache.
Dieses Lied von Heinrich Schütz* sang gestern der Chor der Lebenslaute als Zugabe beim ganz großartigen Vorkonzert zur morgen (29.8.2016) um 10 Uhr geplanten Konzertblockade vor dem Afrikom in Stuttgart-Möhringen. Dort, in der Kommandozentrale der amerikanischen Streitkräfte für Afrika, wird jeweils die Kill-Liste für den tödlichen Einsatz der militärischen Drohnen, z.B. in Afrika, erstellt – einen Einsatz, der durch keine richterliche Urteilssprechung legitimiertt wird außer durch die Unterschrift des amerikanischen Präsidenten unter diese Todesurteile. Diese wiederum treffen auf je einen der so zum Tode Verurteilten weitere zahllose „Unbeteiligte“.
Die Blockade des Afrikoms ist also durch die deutsche Verfassung gerechtfertigt. Sie sagt in Artikel 26: „(1) Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen.“ Eine Blockade des Afrikom ist also eine Art Nothilfe im genannten Sinn.
*Choral von Heinrich Schütz (1585-1672) nach dem Psalm 58 „Wie nun, ihr Herren“ von Cornelius Becker (1561-1604)
71 Jahre Hiroshima und Nagasaki
Gedenkveranstaltung
am Samstag, 6. August 2016
ab 10.00 Uhr
an der Nikolauskapelle, Innere Brücke, Esslingen
Siehe https://www.friedensbuendnis-esslingen.de/veranstaltungen.html