Lyrisches von Helmut Maier

Schlagwort: Allgemein (Seite 17 von 93)

Ende des Kapitalismus? – Was mir von einem spannenden Vortrag von Ulrike Herrmann in der Esslinger Dieselstraße heute, am 26.11.2017, als Fazit geblieben ist

Der Kapitalismus ”“ nicht die Marktwirtschaft ”“ hat mehr Wohlstand in den kapitalistischen Ländern mit sich gebracht, nämlich durch gewinnverheißende Investitionen in größere Produktivität. Zu denen wurden und werden die Unternehmen allerdings erst durch steigende Löhne gezwungen, weil sie sonst nicht mehr konkurrenzfähig wären/gewesen wären. Die Gewerkschaften haben also durch Erkämpfung höherer Löhne einen wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung gehabt.

Das heißt aber nicht, dass der gesellschaftliche Unterschied zwischen Reichen und Armen dadurch aufgehoben worden wäre. Das ist in einer Demokratie auf Dauer nicht tragbar. Außerdem ist der Kapitalismus auf ständiges Wachstum angelegt. Da wir aber auf dieser Erde keine unendlichen Resourcen zur Verfügung haben, ist die ständige Weiterentwicklung des Kapitalismus unmöglich und sein unvermeidliches Ende kann höchstens durch den Verlust der Demokratie aufgeschoben werden.

Wir haben also keine andere demokratische Chance als eine demokratische Alternative zum Kapitalismus zu finden. Wie aber kommen wir friedlich zu einer ökologischen Kreislaufwirtschaft?

Prozess gegen die DB vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart

Wenn ich den Rechtsvertreter des Projekts Stuttgart 21 beim gestrigen Prozess vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart über Herausgabe von Informationen im Zusammenhang mit den Risiken bei Stuttgart 21 richtig verstanden habe, hat er bestritten dass die DB als juristische Person eine öffentliche Aufgabe der umweltbezogenen Daseinsvorsorge übernommen hat.

Das finde ich unglaublich. Ist die Bahn als Unternehmen wirklich nicht mehr der öffentlichen Daseinsvorsorge vepflichtet? Hat also die Bundesrepublik mit der Gründung der Bahn AG auf die Erfüllung der entsprechenden Aufgaben der Bundesbahn wirklich verzichtet?

Ich halte dem Bundesgesetzgeber mindestens zugute, dass er bei der Gründung der DB AG darauf vertrauen durfte, dass dieses Unternehmen schon vom Artikel 14, Absatz 2 des Grundgesetzes her „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ entsprechende Aufgaben zu erfüllen hätte. Aber genügt das?

Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts von letzter Woche zum Fragerecht der Abgeordneten spricht doch eigentlich eine andere Sprache.

Hanf-Senryu (und weitere Informationen etymologischer und europageschichtlicher Art))

Mein neuestes Hemd:
zu fünfundfünfzig Prozent
besteht es aus Hanf.

– – – – –

Kommt der Hanf – zumindest das Wort – von hier?:

„>







Aus dem Etymologie-Duden erfahren wir: Das Wort Hanf „stammt aus einer unbekannten ost – oder südosteuropäischen Sprache“ – mit dem hilflosen Zusatz „vielleicht aus dem Skytischen“.

Harald Haarmann zeigt in seinem Buch „Das Rätsel der Donauzivilisation. Die Entdeckung der ältesten Hochkultur Europas“, dass es Wörter im Altgriechischen gibt (häufig Wörter, die wir als Fremd- oder Lehnwörter – meist über das Lateinische – auch in unserer deutschen Sprache übernommen haben), die es in a n d e r e n indoeuropäischen Sprachen n i c h t gab. Sie müssen wohl aus der im Etymologie-Duden genannten „unbekannten“ Sprache stammen – eben aus einer Sprache jener Donauzivilisation.

Zum Teil lyrisches Review meiner Englandreise in den Lake District

I. Brügge

Vom Weltkulturerbe Brügge
ging der Weg über die Esslinger Brücke
einst zum Kaiser in Wien
(da musste man hin:
der nahm Waren an zur Genügge).

Dieser Limerick führt zur Chronologie meiner Englandreise – nicht zur Reise von Brügge nach Osten, sondern aus dem Kreis Esslingen n a c h Brügge, der Weltkulturerbestadt, wo wir Station machten vor dem letzten Stück Reise auf dem ‚Kontinent‘ nach Zeebrügge, wo unsere Nachtfähre nach Hull ablegte, wo wir ausgeschlafen am nächsten Morgen ankamen.

II. Kingston upon Hull

Englisches Frühstück, ne Sache,
die hoffentlich keiner verlache:
für mich Paradies!
(andre finden es fies;
da ist’s niemandes Pflicht, dass er’s mache.)

Praise be his bravery;
He did not stop
doing what had to be done.
Oh such a man ”“like him I really know none
succeeding to abolish slavery.

Wenigstens englisch radebrechend musste ich eine Form finden, seine Einmaligkeit gebührend zu würdigen: William Wilberforce, der große Sohn von Hull.

Unbedingt wollte ich vor unserer Weiterreise sein Geburts- und Wohnhaus aufsuchen in einer Gegend, wo es eine Wilberforce Universität, einen Wilberforce Court, ein Wilberforce Institute for the study of slavery and emancipation, einen Wilberforce Dreive und zwei Denkmäler für ihn mit jeweils einer Statue von ihm gab ”“ eines bei seinem Geburtshaus.

III. Flamborough

Erwähnt werden soll so zwischendurch, dass wir von Hull aus zuerst nahe bei den Klippen von Bempton auf der Wold Farm bei Flamborough campierten und dort die Gannets kennengelernt haben: Vögel, die besonders hier in großer Zahl nisten: Vögel, die im Erwachsenenstadium eine Flügelweite von fast 2 Metern erreichen können. Für die Puffins (Papageientaucher) waren wir zu spät dran im Jahr.

https://www.maierlyrik.de/blog/wp-login.php?action=logout&_wpnonce=0b637829f7

IV. Haworth

Dichterinnen (ein Janka) [Siehe: https://www.maierlyrik.de/blog/der-janka/]

Schon mal von Haworth was gehört,
vom dichtenden Schwesternterzett gar
aus dem erst halben vorletzten Jahrhundert?

Dichten war damals wohl ganz in der Regel
Frauensache noch nicht; doch bei den Brontes!

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Allerdings veröffentlichten sie, Charlotte Brontë, Emily Brontë und Anne Brontë, ihre Werke zuerst unter männlichen Pseudonymen. Wir besuchten das Haus, in dem sie den größten Teil ihres Lebens verbrachten: in dem damaligen Pfarrhaus in Haworth in Yorkshire (ihr Vater war dort Pfarrer).

Emily Brontë veröffentlichte als einzige einen meines Wissens bisher in Deutschland wirklich bekannt gewordenen Roman: Wuthering Heights (Sturmhöhe).

Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschwister_Brontë

V. Cumbland Farm

Nach dem Haworth-Besuch kamen wir noch am selben Tag im Lake District an: auf dem Campingplatz der Cumbland-Farm ganz im Westen des Lake Districts und besuchten dort Ravenglass mit seiner Küste und einem antiken römischen Badehaus und auch das Wastwater – unseren ersten See des Lake Districts. Auf der Cumbland-Farm waren wir übrigens praktisch in Sichtweite von SELLAFIELD (Das bemerkten wir erst spät – huhu!!!)

VI. Mitten im Lake District

Lake District

In ehrfurchtsvoller Erwartung
hab ich das Land bereist,
in dem das Dichten blühte:
das Wordsworth-Land.

Empfangen hat es mich
rings um die Seen
mit allen Tönen
der Grünpalette,
mit Einsprengseln
von Felsengrau und braunen Pflanzenresten
und auch mit einer Überfülle
von Blumengärten,
die in die wilde Natur
wie selbstverständlich überschwappen
in Cumbria.

Plain living und high thinking
umfingen in Dove Cottage mich
und leise Schauer des Erstaunens
über das edle Zuhause
des Dichterfürsten durchfuhren mich
im Rydal Mount.

Victoria

Tausend Grashalme im Blick.
Jeder trägt noch Wassertropfen
vom letzten Regen auf sich.
Sie vereinen sich zu einem Funkelgewirr.
Sich drein zu verlieren laden sie ein:
Einzutauchen in eines
der zum Phänomen kristallisierten
eigenartig fremden Kosmos-Ereignisse
ist unausweichlich geworden.
Die Bronte-Schwestern lassen grüßen.

Lyriküberlegungen beim Grasmere und Rydal Water

Fahrrad und Fels,
Glockenblumen, fest verwurzelt,
Wolken, die ziehen:

Solches ins Gedicht zu heben.
lieber Dichter,
würde gerne dir Wordsworth erlauben
(er stand ja im Austausch mit manchem).
Gut heißen würde er es,
sich freuen,
dieses Alltägliche erhaben zu sehen
(hier sage ich nicht nur „erhoben“).

Beim Auto, das die Täler
erfüllt mit Dauerlärm,
wäre das wohl etwas Andres.
Zum einfachen Leben gehörend
(plain living)
würde er es
wohl nicht gelten lassen –
nimmer! –
(wenn er es kennen würde heute;
der Eisenbahn stand er dann später ja
sehr kritisch gegenüber:
„Gibt es denn keinen Winkel mehr
in diesem Land, der sicher ist
vor unbedachten Übergriffen?“*)

High thinking war für ihn was andres;
auch dann noch, als er Herr war
über Rydal Mount.

Urlaubssplitter

Der Himmel über Cumbria:
Nebel schickt er herab,
das Treiben hier unten
zu erkunden.

Mal zeigt er sich blau bepunktet,
lässt endlich die Sonne hindurch,
durch ziehende Wolken und
meint es dieses Mal nicht schlimm,
auch wenn er Regen schüttet
auf die Grünpalette,
den Boden aufweicht,
so dass die Wohnwagen
und die Campingbusse
im Morast versinken müssten,
ließen vorsichtige Farmer
auf ihren Campingplätzen sie zu.
Wenn der Traktor stark genug ist,
kann er den einen oder andren
ja herausziehen
aus dem Schlamm-massel.

Was aber wäre Cumbria
(das ‚u‘ spricht man als ‚u‘ hier)
ohne Tourismus?
Ein abgelegener Ort,
wo ein Wordsworth
die reine Natur emporheben könnte
zu metaphysischen Höhen?

Lake?

Einen einzigen Lake gibt es,
jedenfalls bestimmt im Lake District:
Wir haben ihn nur von der Ferne gesehn:

Bassenthwaite Lake heißt er (einst Bassenwater 😀 ) .
Die andern heißen Mere, Water oder Tarn.

*ein Janka

Im Lake District

Die Seen hatten´s uns angetan:
Wastwater, Derwentwater, Ullswater,
Elterwater und Loughrigg Tarn,
Windermere, Thirlmere.
Grasmere und Rydalwater.
Neun nur von rund tausend.

Sie und/oder ihr Umland
haben wir erfahren,
auch im uralten Sinn.
Befahren haben wir
mit dem Schiff das Ullswater.
Erwandert haben wir einiges.
Den Grasmere und das Rydal Water
haben wir auf den Spuren
von William Wordsworth
umrundet.

Wir waren
im Lake District.

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