Maier-Lyrik

Lyrisches von Helmut Maier

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Wegwarte

Petros hat das Wegwartenfoto zu meinem Gedicht Wegwartengunst geschickt – mit folgenden Worten:

Hallo Helmut,

das Foto habe ich auf Kreta gemacht… ich hatte es für meinen Kommentar aufbereitet und es hat jetzt nur ein Format von 300 x 300 px. Aber du kannst es dir ja mal ansehen.
Die Wegwarte wächst dort in jedem Straßengraben… manchmal sieht es auch aus wie ein Kornblumenrain.

LG
Petros

Wegwartengunst

Wegwartengunst,
Begleitung auf dem Weg
ins Hoffnungsreiche,
dem treuen Reich gewählter Reise,
so ausgewählt wie schon bestimmt
durch Ratschluss aus dem Geist
des ewig neuen Wissens
um die gewies”˜ne Richtung
zum Gutes nur gebärenden
und nährenden und treuen Leben hin.

Boulevard beleuchtend

Warum steht die Nachricht
heut´ auf der Titelseite?
Mitgefühl mit den Opfern,
Journalistenpflicht wenigstens,
Opfer zu ehren?

Keine Toten; „60 Verletzte“
im Untertitel.
Mein Lokalblatt Boulevard?
Oder politischen Hintergrund
doch beleuchtend?
„Bombenanschlag auf Zug
in Russland“!

Im Untertitel ausgesprochen dann:
„Ermittlungen wegen Terrorverdachts“.
Und der Einleitungstext ein wenig
ausführlicher noch:
„Die Generalstaatsanwaltschaft
ermittelt wegen Terrorverdachts.“
„Wir können aber auch andere
Gründe für einen Anschlag
nicht ausschließen“,
ergänzt schließlich der Text.

Andere Gründe für einen Anschlag
als Terrorismus?
Gibt es Terror-freie
Bombenanschläge?
Oder ist Terror nur der
von den Staatschefs attestierte?

Zitate aus der EZ (Esslinger Zeitung) von heute. 

Heimkehr II

Immer wieder setze ich mutig
meine Mittelpunkte auf meine Umkreise
und ermögliche mir neue Ausblicke
auf neue Horizonte rundum mit neuen
waldbedeckten Höhen hinter Nebeltälern
und sonnendurchfluteten Fluren.

Aber ich setze den Zirkel selber
nur vorsichtig an, ohne Hybris.
Und schließlich landet auf einem
Umkreis wieder der altvertraute

Mittelpunkt.

Was ist eine „Friedens-Dschirga“? [Spiegel (u.ä.)-Ecke, weitere Folge]

Was ist eine „Friedens-Dschirga“? Ich weiß, dass die Frage missverständlich ist. Will ich wissen (oder den Leser/die Leserin gerne wissen lassen), was unter einer Friedens-Dschirga oder auch nur einer Dschirga zu verstehen ist? Oder zielt die Frage darauf ab, ob die Dschirga wirklich bzw. in diesem speziellen Fall dem Frieden dient?

So ähnlich ging es mir mit einem Artikel in der Esslinger Zeitung (EZ) vom heutigen 13. August.
Friedens-Dschirga“ in Kabul beendet – so ist er überschrieben. In dem Artikel ist dann davon die Rede, dass „die Ratsversammlung hunderter Stammesführer aus Afghanistan und Pakistan beendet worden“ sei. Bezieht sich das „die“ vor der Ratsversammlung auf die Tatsache, dass eine Ratsversammlung in diesem Teil der Erde als Dschirga bezeichnet wird oder darauf, dass die Versammlung gemeint ist, in der es um den Frieden ging? Je nach Bezug heißen dann die Anführungszeichen im Titel, dass im Artikel eine Worterklärung von Dschirga an sich zu erwarten ist oder dass an dem Charakter der Versammlung als eine zum Frieden führende gezweifelt wird.

An den oben zitierten Satz über die Beendigung der Versammlung schließt sich dann folgender Satz an: „Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf, der überraschend zum Abschluss der sogenannten Friedens-Dschirga in die afghanische Hauptstadt gereist war, räumte ungewöhnlich deutlich eine Mitverantwortung Pakistans am Wiedererstarken der radikal-islamischen Taliban ein.“

Ob das dem Frieden dient, das wird offenbar dadurch in Frage gestellt, dass im nächsten gleich langen Abschnitt von einem Taliban-Angriff auf eine US-Basis in Süd-Afghanistan und über die Lage im Geiseldrama berichtet wird. Genau gesagt wird der Zweifel allerdings nicht. So bleibt für mich der Schluss, dass sowohl die Anführungszeichen im Titel als auch der anführungszeichenfreie Gebrauch von Friedens-Dschirga zusammen mit dem Adjektiv sogenannt eher einen im Bericht versteckten Kommentar als eine einfache Worterklärung darstellen. Denn sonst hätte man im Titel ganz einfach auf die Anführungszeichen verzichten können.

Mangel an Beweisen – Spiegel (u.ä.)-Ecke, weitere Folge

Die Esslinger Zeitung lässt am 6. August im ‚Zitat des Tages‘ Manfred Krautkrämer, den Verteidiger von Max Strauß zu Wort kommen. In seinem Plädoyer im Steuer-Strafprozess gegen den „bayerischen Politikersohn“ vor dem Augsburger Landgericht sagte er:

„Max Strauß war vor allem Sohn des allseits hoch verehrten Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß.“

Die EZ ließ sich damit wohl alles offen für die Berichterstattung am folgenden Tag: Anerkennung für die gesamte Familie Strauß, Hohn für den Verteidiger – oder Indifferenz. Je nach Ausgang des Urteils, das am Tag des Zitierens erwartet wurde.

Dieses Urteil war dann eigentlich nicht erstaunlich (weil das Gericht wohl ebenso von der Familie Strauß überzeugt war wie der zitierte Verteidiger): Max Strauß wurde „vom Vorwurf der Steuerhinterziehung freigesprochen“ – so die EZ heute. Weiter die EZ: „Das Landgericht Augsburg sah in seinem gestern verkündeten Urteil keine Beweise dafür, dass der 48-Jährige vom Waffenlobbyisten Karlheinz Schreiber Geld erhielt und nicht versteuerte.“ Der Richter habe sich in seiner Urteilsbegründung überzeugt gezeigt, dass die Zahlung von 338 000 Euro an Max Strauß nicht erfolgt sei.

Dass das nur einem Freispruch mangels Beweisen entspricht, wird in der EZ nicht ausdrücklich gesagt.

Nachwuchs

Meinem erst vierjährigen Enkel hatte ich das bekannte Lied „1,2,3,4,5,6,sieben/in der Schule wird geschrieben/in der Schule wird gelacht“ nicht mit dem üblichen Schluss „bis der Lehrer pitsch, patsch macht“ bekanntgemacht, sondern meinen Schluss angefügt: „weil das so viel Freude macht“.

Man muss wissen, dass der kleine Kerl schon als Zweijähriger ein Riesen-Interesse an Buchstaben hatte. Und auch Zahlen hatten und haben ihn fasziniert. Und nun macht ihm Schreiben und Lesen einen gewaltigen Spaß.
Nun hat er gestern wieder mal etwas gesungen, ja, das tut er auch gern. Und ich hörte:

1,2,3,4,5,6,sieben;
acht, neun, zehn, das wird geschrieben.

Auf mein Erstaunen hin erzählte er mir, das habe er erfunden!

Leumond

Pünktlich zum 1. August kam das Online-Magazin für Kurztexte Leumond als Neuanfang-Ausgabe nach längerer Pause wieder ins Netz und soll monatlich weiter erscheinen.

Mein Gedicht Auf lange bildet in dieser August-Ausgabe den Auftakt der Beiträge. Sie finden es in Leumond hier: https://www.leumond.de/?beitrag=184

Tragfläche

Im Trudel trübster Wirrnis
trägt uns doch
die Kenntnis bess’rer Zeiten,
in die wir unsre Füße
selber stellten oder
die Mütter sich
unter dem Höhlen-Vordach
an das Feuer setzten oder
die wir uns malen
in das baldige Erstehen
der reservierten Ecke
eines Paradieses.

Vom Baum der Erkenntnis – Spiegel (u.ä.)-Ecke, weitere Folge

Früchte des Paradieses
Vom Baum der Erkenntnis
Des Guten und Bösen
Scheint der neueste Spiegel
Genossen zu haben.

Und das Urteil müsse nicht sein:
Vertrieben und blind,
Sondern fragend und wissend
– folge man nur
Den Urschlüsseln des Zugangs:
Recherche und Annahme
Der Frucht:

Moralische Grundmuster
Schon im Gehirn
Vorgefertigt instinkthaft:

Es ist Dir gesagt, Mensch,
Was gut ist
Und was das Menschsein erfordert.

Ist der Ort des Gefühles dafür
Einmal zerstört,
Gelingt auch ein
Anerkanntes Urteil
Nicht mehr.

Ist das nun so?
Genügt uns ein einziges
Interview-Streitgespräch
Schließlich
Zur Annahme
Dieses wohl
Oder Jenes?

Dies ist ein Kommentar zu dem Spiegel-Titelthema „Das Böse im Guten“ vom 30.7.07.
Das Streitgespräch hat der Spiegel zwischen dem Hirnforscher Hans Markowitsch und dem Sozialwissenschaftler Philipp Reemtsma arrangiert.
Über meinen obigen Kommentar hinaus ist mir noch interessant, dass die Recherche des Spiegel sich in einem Punkt mit dem Ergebnis eines psychologischen Kongresses der Telefonseelsorge weltweit in Prato (Toskana) letzten Monat deckt: nämlich dass die Gefühle bei allem Verhalten von Menschen (und auch die Möglichkeit verschüttete positive Gefühle wieder neu zu lernen) eine zur Zeit noch zu sehr unbeachtete Rolle spielen.
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