Sollten wir nicht im Schönen ertrinken,
denn wenn ich”˜s höre, dass es dieses
vollkommen geben könnte,
wird mir so schwer ums Herz.
Dies Los, es wäre ja nicht meins,
wenn ich im Schönen
ertrinken könnte,
ach, ich weiß es ja,
es ist unmöglich,
und ich muss dieses Los wohl tragen.
Denn dass das Schöne besser wäre,
ich weiß es sicher. Es
ist so klar, dass eine bessre Welt
gewisslich möglich ist,
doch eine gute?
Nein, nein!
Ich will es glauben,
dass wir in bessren Zeiten
leben könnten
und es schon tun,
wenn ich Vergangenheit,
Geschichte recht verstehe:
Sie lehrt uns doch,
dass wir es besser haben heute,
doch wohl nicht gut genug.
So muss ich leider
um das Bessre kämpfen,
mit feingeschliffnen Waffen wohl,
die niemanden verletzen
und erst recht die Frauen nicht.
Sie mussten ja jahrhundert-
tausend-lang noch mehr erdulden
als wir Männer.
Uns sei das sogenannte Gute
noch lange
nicht gut genug.
Darum vernehme
ich gerne dieses Weh,
das sich mir einschleicht,
wenn ich merke:
Das wirklich Gute
können wir nicht wirken,
das Bessere jedoch
das lass uns fördern!
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Wir wollen nun. Ja, wir wollen!
Auch wenn die Linken nicht gefallen
trotz allem für die bessre Welt eintreten.
*ein Achtundzwanziger
Als das Theodor Fontane 1859 schrieb,
dachte er natürlich nicht
an das Desaster Amerikas
und seiner Untergebenen
in Afghanistan 2021: noch nicht:
„Die hören sollen,
die hören nicht mehr.
Vernichtet ist das ganze Heer.
Mit dreizehntausend der Zug begann.
Einer kam heim aus Afghanistan.“
Doch „der Freitag“ vom 19. August 2021
schreibt über die „westlichen“ Eroberer:
„Sie beschwören die Menschenrechte
und verüben Verbrechen
gegen die Menschlichkeit.“
Ist das nicht schlimmer?
Hört heute man endlich
„auf Fontanes britischen Reitersmann“:
„Bringe Botschaft aus Afghanistan“?
Wie schön ist doch die Welt heute,
wie schrecklich die Verbrechen an ihr!
Beides können wir nicht haben auf Dauer.
*ein Achtundzwanziger
Afghanistan, Afghanistan,
Wie wird das enden? Kommt neuer Schwung
in Talibans Herz und Sinn? Und den Verstand?
Und erst bei unseren Soldaten!
In Mali oder sonst irgendwo?
*ein Janka
Meine liebe Tante Marie
saß nie im Lehnstuhl meines Opas,
ihres Bruders, dessen Haushalt sie führte.
Auch nicht, als er noch täglich im Büro saß
der Degerlocher Kirchenpflege.
*ein Janka
Ein Schwarm von Schwalben.
Schwarze Silhouetten am Himmel.
Nur hin und wieder
blitzt ein silberner Bauch
beim Vorbeifliegen auf.
Schwäbisch Hall. Vor der Freitreppe.
Letzte Corona-Ansagen des Sprechers.
Das Licht geht an. Ein Tusch. Große Erwartung.
Eine Taube fliegt auf die Bühne. Und sie
hüpft eine Stufe hinab und noch eine.
Und sie fliegt weg.
Das Spiel „Nathan, der Weise“ kann beginnen.
Die wilden Bienen,
verteilt auf
dem üppigen Dost in der Sonne,
Nektar schlürfend,
wie hier und da ein Schmetterling,
sogar ein Pfauenauge!
Sommer!