Vergangene Zeiten
Zeiten der Begeisterung.
Zeiten der Trauer,
ach, wie groß!
Zeiten der Nachwirkung.
Und Zeit, in der die Welt
stillzustehen scheint.
Dann wieder Zeiten der Hoffnung,
der Zuversicht.
Ära der Bewunderung,
aber auch der Enttäuschung.
Dann wieder Scherze
und Späße.
Und depressive Stimmungen.
Ach, was noch mehr?
Zeiten, Zeiten,
vergehende Zeiten,
vergangene Zeiten!
.
Was mir so alles einfällt, wenn ich an vergangene Zeiten denke: Da ist z.B. die Rede von Charles de Gaulle vor 60 Jahren in Ludwigsburg, wo ich als Student zu diesem Jugendereignis von der Pädagogischen Hochschule Stuttgart eine Einlasskarte bekam, um dem großen Mann zuhören zu können und das erste Mal das Gefühl hatte, das mit Europa könnte etwas werden.
Dann erinnere ich mich an 1965, als ich extra von Wernau nach Stuttgart gefahren bin, um die Königin Elizabeth II. bei ihrem Staatsbesuch in Baden-Württemberg auf dem Balkon des Stuttgarter Neuen Schlosses stehen zu sehen und zum Volk von Stuttgart zu reden. Oder sagte sie gar nichts? Ich weiß es nicht mehr, aber der Eindruck war enorm, obwohl ich ganz und gar „Republikaner“ (im besten Sinne) war. So viel zum Todestag der Königin dieses Jahr am 8. Mai 2022.
Die Saga ging damals um, dass Elizabeth eigentlich nicht die Schillerstadt Marbach, sondern das Gestüt Marbach auf der Schwäbischen Alb besuchen wollte, da sie es ja mehr mit Pferden als mit württembergischen Dichtern hatte. Deshalb fiel es ihr schwer, ihre Enttäuschung in der Schillerstadt zu verbergen.
Nun also ist doch noch ihr Sohn als König Charles III. In dieses Amt gekommen. Mein englischer Freund Anton Bantock, Enkel des Komponisten Sir Graham Bantock, hat damals, als der 20jährige Prinz Charles 1969 auf Caernarfon Castle in Wales von seiner Mutter zum „Prinz of Wales“ ernannt wurde und er eine Rede auf Welsh halten musste, gesagt, sein Welsh sei nicht so gut gewesen wie mein Brief in Welsh an den Ladenbesitzer in Harlech gewesen sei. Das war natürlich ein Scherz! Aber dass er jünger ist als ich, war mir bis heute gar nicht so klar.
Und da ist natürlich der 23. Juli 1971, als meine Frau mich zum Manne nahm und Anton Bantock und Hannas Schwester Grete Trauzeugen waren, und der 30. Juli, an dem wir den kirchlichen Segen dazu bekamen und da waren die vielen Reisen, die wir zusammen erlebt haben. Die bisher letzte war, dass meine Frau und ich, auf unserer Urlaubsreise dieses Jahr, einen gemeinsamen Besuch in Montagnola im Museum und im Dorf machten, das an Hermann Hesse erinnerte, den Nobelpreisträger in der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkrieges.
Und da waren die Kinderjahre im Zweiten Weltkrieg. Der Vater war „im Krieg“, war Soldat. Erinnerungen an den Krieg nur sehr bruchstückhaft. Aber viele Jahre später in einem Museum in Reutlingen späte Erkenntnis: die verriegelbare Tür im Keller des Gebäudes: wie die bei uns in Degerloch: dahinter der Keller als Unterschlupf beim Bombenfall! Mein festgehaltener Kommentar mit etwa 2 1/2 Jahren: „Holla“ beim Bomben-Einschlag drei Häuser weiter. Evakuierung im Schwarzwald mit meiner tapferen Mutter. Besuche bei meinem Vater ”“ auch in Konstanz. Er ließ mir die Locken abschneiden. Heimkehr nach Degerloch. Der Opa rettete das Haus, warf Brandbomben auf die Straße. Die Grundschule in Degerloch. Heimkehr des Vaters aus Kriegsgefangenschaft. Er brachte mich merkwürdigerweise aufs Eberhard-Ludwigs-Gymnasium. Am Anfang dieser Zeit musste ich von Degerloch mit der Bahn an den Schlossplatz fahren und dort umsteigen. Dabei hörte ich irgendwie, dass das Land Baden-Württemberg durch die Bildung der ersten Regierung unter Reinhold Maier mit der FDP/DVP und der SPD gegründet war.
Ich machte schließlich das Abitur. Dann wollte ich Volksschullehrer werden, besuchte das Pädagogische Institut, das dann Pädagogische Hochschule wurde.
Ach, da waren auch noch Kennedy’s Ermordung, da war die Mauer, deren Errichtung ich bei einem Industriepraktikum erlebte, da war Gorbatschow, der Fall der Mauer wieder, die deutsche Einheit, usw. usw.
Zeiten, Zeiten, vergangene Zeiten.
Aber nun doch ein paar Bilder aus Hesses Montagnola: