Nun werden wir
das Dröhnen der Flugzeuge
öfter hören:
Das größte Luft-Lande-Manöver
der Nato
seit ihrem Bestehen.
Gegen Rußland.
Weil die ja allein die Bösen sind.
Und die US-Amerikaner
die bravsten Lämmer.
So sagt man es uns.
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Unsere alte Aufzieh-Uhr,
Sie tickt und tickt so lang vor sich hin,
bis ich sie wieder dreizehnmal aufziehe.
*ein Achtundzwanziger
Umhüllt fast ganz vom Grün sind wir
zur Zeit auf unserer Terrasse;
es überwuchert uns schiergar mit Rosen.
Und ich bin so dankbar dafür, dass das
den Blick der Nachbarn beidseits auch begrenzt.
Vom Zug aus,
der nach Venedig fährt,
Blick auf die Lagune,
auf dem Damm nach den Inseln:
Der erste Campanile blinkt auf.
Dann vom Bahnhof
auf das Wasserboot:
die ersten Paläste
und kleinere Boote,
noch auf dem Canale Grande.
Rasch verlassen wir ihn,
der Weg führt einen kleineren
Kanal hinaus
in die Lagune
gegenüber der Begräbnisinsel
immer am Rande der Hauptinsel.
Wir sind da.
Wir finden unsere Wohnung
im dritten Stock:
mit schönem Interieur:
Sofas und Betten und Kunst.
Wir blicken hinaus
auf die enge Gasse,
die wieder ans Wasser führt
auf dem Platz an der Kirche.
Hier sind wir zu Hause.
Ein paar Tage lang.
Stufen gehen weit hinauf
an ein verschlossenes Tor.
Wäsche hängt unter den
zwei kunstvoll geschmückten
Spitzbogen auf Säulen.
Da hinten: die Gasse
wird durch einen Kanal
plötzlich beendet.
Wir sind dennoch auf dem Weg
nach San Marco
durch viele verworrene
Gässchen. Dort geht eine Brücke
über einen Kanal hinüber
auf einen Platz voller Paläste
mit vielen Balkönchen.
Dort aber eine Brücke,
die nur in ein Haus führt.
Vor jeder Haustüre hier: Boote!
Schließlich: Die Gegend von San Marco!
Und viele Bootsanlegestellen!
Und Restaurants und die Seufzerbrücke.
Plötzlich eine unüberschaubare Flut
von Touristen. Und der Dogenpalast!
Marmorüberschwemmt!
Weitere Inseln in der Lagune.
Wieder ein Campanile!
Laternen über Laternen!
Und Händler und Läden!
Und dann: d e r Campanile
von San Marco.
In Venedig sein.
Einfach sein.
Mit dem Wasserboot fahren.
Oder zu Fuß durch Venedig schlendern.
Einfach sein.
In Venedig aufwachen.
In einem Bistro frühstücken.
Den Weg vom Ospedale
nach San Marco
finden
ohne Stadtplan.
Einfach sein.
In der Menschenmenge am Rialto
sich einfach treiben lassen
auf die eine Seite des Canal Grande
oder auf die andere Seite.
Einfach sein.
Am Abend sich auf die
nächstbeste Kneipe einlassen.
Sehen, wie die Touristen
immer weniger werden.
Einfach dasein.
Und wenn die Sonne untergegangen ist,
einfach dableiben
und irgendwann ins Bett sinken,
dageblieben sein.
Hoch hinaus wollten wir,
weit über der Stadt
Venedig zu sein
und da bot sich der Campanile
von San Marco:
Wir stellten uns an
in der Schlange
(denn etliche wollten da rauf)
und kamen schließlich
an den Verkauf der bigliette
für den Aufzug.
Oben an bot sich ein Bild
der Kuppeln von San Marco,
des Dogenpalasts
mit all seinem Marmor,
des großen Platzes
San Marco
und dann so nah:
die unzähligen Gassen
und viele Kanäle,
besonders der Canale Grande,
aber auch die Wasserstraßen
zwischen den Inseln
mit all den prächtigen
Palästen und Kirchen
und Museen und
auch normalen Bürgerhäusern
und all dem normalen
und nicht normalen Leben,
dem Flair dieser Stadt,
für viele die Verheißung
mittelalterlichen Lebens,
auch ohne Autos,
dafür Boote und Schiffe
und Gondeln.
Wir waren überwältigt.
Ich holte mir vom inzwischen blauen Himmel
die feine Federwolke, die übrigblieb,
tauchte ihren Kiel in Tinte
und schrieb mit ihr
ein Gedicht über Venedig.
Und schon wirkte der Zauber:
Im Bäckerladen sah ich
auch rote Wecken liegen,
das Kind spielte
mit der Speisekarte im Lokal
liebreizend als Ort des Verbergens
für seine Spielfiguren
und für sein Gesicht.
Und wir fanden den Weg
zu San Marco
ohne Stadtplan
von unserer Ferienwohnung aus
in der Nähe vom Ospedale.
Das feine Rot in der weißen Blüte
vom Apfelbaum
am Pfarrhaus,
es strahlt so ein helles Licht aus
von Unendlichkeit
und ist doch jedes Jahr
ganz neu im Mai
oder schon im April.
Vorgestern noch:
ein leichtes Ahnen nur
von fast ausschließlich
geschlossenen Blüten.
Doch viele Jahre schon
besteht es immer wieder,
ganz anders als die Botschaft
des Pfarrers,
die Tausende von Jahren
so weiter angeblich gilt,
ganz ohne Pause,
immer.
Nach Blüten und Knollen dauernd
zu suchen und sie auch zu sammeln,
sollte schon immer der Menschen Begehr sein,
nicht nur der Frauen, nein, auch der Männer, und
ist ja im Frühling ganz neu wieder möglich.
* ein Janka
Am Ostermontag war ich am Bodensee,
dort wo man hinter dem Wasser
zuerst die Insel sieht, auf der Lindau liegt,
saß dort auf einer Baumwurzel
inmitten eines Kiesstrandes
und blickte auf die Sicht, die man dort hatte.
Hinter mir lud ein Cafe zum Schmausen ein,
vor mir stand auf einer Art Anlegestelle
eine Art Signalmast.
Links davon war der Pfänder zu sehen,
rechts neben der Insel kam gerade ein Schiff
auf das Eiland zu und in der Ferne
waren ein paar Häuser von Bregenz erkennbar.
Und noch weiter rechts sah man das Tal des Rheins
in Vorarlberg und in der Schweiz und in Liechtenstein
zwischen den Bergen sich erstrecken.
Noch weiter rechts lagen die Berge bis hin zum Säntis
hinter dem weiten Bodensee. Herrlich
war die Landschaft mit schneebedeckten
Gebirgen und leicht schon grünen Vorbergen.
Ich hatte das Gefühl von Urlaub
und sammelte merkwürdige Steinchen
vom Boden rings um meinen Platz.