Lyrisches von Helmut Maier

Kategorie: Neue Maier-Lyrik (Seite 14 von 15)

Streitschlichter

An vielen Schulen gibt es
Streitschlichter,
oft gut ausgebildet.
Zwischen Staaten allerdings
findet man sie leider fast nicht.

Aber wir brauchen
sie doch,
solche Streitschlichter,
bevor es zu Kriegen kommt.
Ja, wohl auch,
wenn es bereits zum Krieg
gekommen ist.

Und was könnte ein Mediator,
der vor kriegerischem Leid
schützen könnte,
nicht alles bewirken!

Wir müssen für Mediation,
für Streitschlichterei international,
auch Geld ausgeben!

Gewiss, es gibt keinerlei Garantie,
dass Streitschlichterei,
sicherlich Sicherheit schafft.

Aber unter Umständen
schafft er mit viel weniger Kosten,
auch an unendlich viel
menschlichem Leben, Unglück
und Leid,
doch Frieden.

Aber wollen wir wirklich
Mediation,
und zwar mit Mediatoren
mit spezifischen Kompetenzen?

Oder sind wir selber
Partei?

Kriege

Ist nur der bösartige Krieg,
der von Putin gegen die Ukraine,
wirklich schlimm?
So las ich es in der Zeitung.

Sind Kriege nicht alle
bösartig und schlimm?
Auch die von den guten,
die ihn führen,
um irgendeinem Land
die Demokratie
aufzudrängen?

So versucht man wohl,
Kriege zu rechtfertigen,
obwohl sie alle
bösartig und schlimm sind.

Warum sind Kriege
sonst möglich?

Pfarrgarten

Knoblauchrauten
am Rande des Pfarrgartens.
Darüber
ein prächtig blühender Apfelbaum,
der hängt
über den Zaun.
Verwunschen ist alles.
Nicht wirklich wahrhaft.
Aber er hat was Zauberisches.

Nicht so wie die Religion
des Pfarrers.
Die ist weniger
als wirklich wahrhaftig.
Altmodisch
durch und durch.

Avalon-Gefühle

Ich fuhr mit dem Auto
durch himmlische Gefilde.

Avalon füllte die Hänge ringsum:
Apfelbäume blühten
rosarot und strahlend in Weiß.

Avalon-Apfelland
erfüllte die Luft,
drang in mein Herz,
bewies Existenz,
Weiß, durchwirkt von rosarot,
ein Wunder der Natur.

Und ich wusste: es war Avalon,
das mich bewegte,
und ich fuhr weiter
mit neuem Bewusstsein.

Und es war das Wunder,
das zeigte voller Inbrunst:
Frieden war möglich,
ein Frieden,
für den es sich lohnte zu kämpfen

ohne Gewalt, aber dringend.

Denk ich an die Ukraine

Denk ich an die Ukraine in der Nacht,

so bin ich wieder um den Schlaf gebracht.

Wie in jener

ebenso finsteren Nacht:

Ich saß wieder im Keller,

als die Bombe fiel

und ich nur „Holla“ sagte.

Schon hatte ich das feuchte Tuch

vor dem Mund.

Es staubte ja sehr.

Meine Mutter hatte es mitgenommen

von der Wohnung in den Keller.

Sie hatte wohl Übung.

.

Ich weiß es ja nur

aus dem Brief meiner Mutter

an meinen Vater im Feld.

.

Wir waren nicht getroffen.

Drei Häuser weiter

war die Bombe gefallen,

zerstörte das Haus.

.

Ich sehe die Mutter in Mariupol.

Auch sie im Keller des Hauses

mit ihrem Kind.

Ihr Haus traf die Bombe.

Viele Häuser wurden getroffen.

Sie hielt das Kind.

Es war tot.

.

Ich sehe die Mutter im Jemen.

Auch sie hielt ihr Kind in den Händen.

Bomben fielen.

Das Kind war tot.

.

Ich sehe die Mutter in Somalia.

Auch ihr Kind starb.

Es war verhungert.

.

Ich sehe die Mütter im Irak.

Bomben gegen Sadam

töteten ihre Kinder.

.

Ich sehe Mütter

in Palästina.

Tot sind die Kinder.

Bei der Vertreibung gestorben.

.

Und sage ich nur

„Holla“?

Weitere Chance(n)

Erste Chance vertan?
Kommen jetzt nicht die Außenminister dran,
sondern Putin und Serenskyj?
Die zweite Chance
muss jedenfalls
genützt werden.
Wer auch immer.
Wann auch immer.
Rasch jedenfalls!

Hilflosigkeit

Weiß Putin, was er tut?
Kann ein Despot das wirklich?
Wir wissen, dass wir machtlos sind
angesichts der Atomwaffen in Russland.
Wir können nur Flüchtlinge
aus der Ukraine aufnehmen.
Und Waffenhilfe leisten.
Und dieses mit schlechtem Gewissen.
Was soll nun werden?

Ukraine 2022

Wer immer nur
„der andre muss sich zurückziehen“ ruft
und nie
„ich selber muss endlich mich bewegen“,
der ruft zum Sterben.

Am besten wäre es,
wenn beide sich die Hände reichten
und beide sagten: „ich habe nur teilweise Recht“.

Dann wäre Frieden noch möglich.
Aber doch vielleicht auch, wenn es nacheinander käme.

Treffen*

Spaziergang bei schönstem Wetter.
Wir trafen einen jungen Mann, der
las Müll vom Boden auf und meinte: „Prima,

wieder Geld gespart fürs Fitness-Studio.“
Er meinte die kostenlosen Kniebeugen.

*ein Janka

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