Lyrisches von Helmut Maier

Kategorie: Neue Maier-Lyrik (Seite 14 von 15)

Avalon-Gefühle

Ich fuhr mit dem Auto
durch himmlische Gefilde.

Avalon füllte die Hänge ringsum:
Apfelbäume blühten
rosarot und strahlend in Weiß.

Avalon-Apfelland
erfüllte die Luft,
drang in mein Herz,
bewies Existenz,
Weiß, durchwirkt von rosarot,
ein Wunder der Natur.

Und ich wusste: es war Avalon,
das mich bewegte,
und ich fuhr weiter
mit neuem Bewusstsein.

Und es war das Wunder,
das zeigte voller Inbrunst:
Frieden war möglich,
ein Frieden,
für den es sich lohnte zu kämpfen

ohne Gewalt, aber dringend.

Denk ich an die Ukraine

Denk ich an die Ukraine in der Nacht,

so bin ich wieder um den Schlaf gebracht.

Wie in jener

ebenso finsteren Nacht:

Ich saß wieder im Keller,

als die Bombe fiel

und ich nur „Holla“ sagte.

Schon hatte ich das feuchte Tuch

vor dem Mund.

Es staubte ja sehr.

Meine Mutter hatte es mitgenommen

von der Wohnung in den Keller.

Sie hatte wohl Übung.

.

Ich weiß es ja nur

aus dem Brief meiner Mutter

an meinen Vater im Feld.

.

Wir waren nicht getroffen.

Drei Häuser weiter

war die Bombe gefallen,

zerstörte das Haus.

.

Ich sehe die Mutter in Mariupol.

Auch sie im Keller des Hauses

mit ihrem Kind.

Ihr Haus traf die Bombe.

Viele Häuser wurden getroffen.

Sie hielt das Kind.

Es war tot.

.

Ich sehe die Mutter im Jemen.

Auch sie hielt ihr Kind in den Händen.

Bomben fielen.

Das Kind war tot.

.

Ich sehe die Mutter in Somalia.

Auch ihr Kind starb.

Es war verhungert.

.

Ich sehe die Mütter im Irak.

Bomben gegen Sadam

töteten ihre Kinder.

.

Ich sehe Mütter

in Palästina.

Tot sind die Kinder.

Bei der Vertreibung gestorben.

.

Und sage ich nur

„Holla“?

Weitere Chance(n)

Erste Chance vertan?
Kommen jetzt nicht die Außenminister dran,
sondern Putin und Serenskyj?
Die zweite Chance
muss jedenfalls
genützt werden.
Wer auch immer.
Wann auch immer.
Rasch jedenfalls!

Hilflosigkeit

Weiß Putin, was er tut?
Kann ein Despot das wirklich?
Wir wissen, dass wir machtlos sind
angesichts der Atomwaffen in Russland.
Wir können nur Flüchtlinge
aus der Ukraine aufnehmen.
Und Waffenhilfe leisten.
Und dieses mit schlechtem Gewissen.
Was soll nun werden?

Ukraine 2022

Wer immer nur
„der andre muss sich zurückziehen“ ruft
und nie
„ich selber muss endlich mich bewegen“,
der ruft zum Sterben.

Am besten wäre es,
wenn beide sich die Hände reichten
und beide sagten: „ich habe nur teilweise Recht“.

Dann wäre Frieden noch möglich.
Aber doch vielleicht auch, wenn es nacheinander käme.

Treffen*

Spaziergang bei schönstem Wetter.
Wir trafen einen jungen Mann, der
las Müll vom Boden auf und meinte: „Prima,

wieder Geld gespart fürs Fitness-Studio.“
Er meinte die kostenlosen Kniebeugen.

*ein Janka

Strahlend

Strahlend blauer Himmel heute.
Die Sonne scheint wie unverdienter Lohn.
Das Haus im Westen ganz in Licht getaucht.
Nur ganz, ganz unten Schatten unseres Kamins
am ockerfarbenen und leuchtenden
Sockel des Gebäudes.

Nur wenig länger
als eine Woche nach dem Imbolctag
ist nun schon fast
Frühling uns gegönnt.

Ich jauchze laut!
Kaum kann ich es fassen,
versinke voller Staunen
in dem Blau
und falte meine Hände
wie im Gebet.

Imbolc

So wie im Bauch der Mutter Erde
alles auf das kommende Wachstum
vorbereitet ist,
so soll es sein in dir!
Das Licht leuchtet schon so hell!
Wir sind schon in fester Erwartung
des erwachenden Lebens!

Die Göttin Brigid, die weise Göttin
rufen wir an, sie,
die Garantin des Wachstums,
das wir erleben.

Das Bannockbrot können wir backen.
Räuchern können wir.
Licht machen überall.
Aber nur kurz.

Glücklichsein gelingt wunderbar!
Es ist Imbolc.
Die Christen nannten es dann
Lichtmess.

Erfreuliches

Wie wunderbar!
Sehr erfreulich!
Oder: Wie schön!

Das Wetter?
Das Essen?
Begegnungen?

Nicht besonders!
Alles, was mich freut!
Überraschungen.
Etwas besonders Feines.
Eine lange ersehnte Post.
Etwas, zu dem ich sage: Wow!

Ach, wie ich mich danach sehne!
Auch schöne Tage,
mit schönem Wetter,
mit blauem Himmel.

Ein unerwarteter Kuss
meiner Liebsten.
Ein Wohlgefühl
besonderer Art.

Ein Brief, der mich packt.
Eben etwas Erfreuliches,
etwas, was jeden Tag passieren könnte,
oder auch nicht.

Ach, und etwas, woran
ich mich gerne erinnere.
Kleinigkeiten, wenig erwartet.
Große Feste, fröhlich mitgefeiert.

Etwas Erfreuliches eben.

« Ältere Beiträge Neuere Beiträge »

© 2024 Maier-Lyrik

Theme von Anders NorénHoch ↑