Lyrisches von Helmut Maier

Kategorie: Allgemein (Seite 42 von 96)

„Sex, Drugs & Broiler“ von Andrea Kuritko (Rezension)

Als ich Andrea Kuritko 2012 in Leipzig auf der Buchmesse traf, hatte ich keine Ahnung, welche Bedeutung Leipzig in ihrem Leben hatte ”“ dass Leipzig sozusagen eine Metapher für die wundersame „Wiedervereinigung“ der Deutschen für sie war. Das erfuhr ich erst durch ihr Buch „Sex, Drugs & Broiler“. Oder war es eher eine Metapher für die Erfahrung eines Umbruchs im Zeichen neoliberalen Expansionstriebs nach dem Fall der Mauer?

Diese Frage zu beantworten ist die Aufgabe, d.ie uns Andrea Kuritko vielleicht unbewusst aufgetragen hat. Sie hat sie mit so viel Feuer und Witz garniert, dass es eine Freude ist, das Buch zu lesen. Die Freude wird auch nicht getrübt durch die Tiefen menschlichen Daseins, die sie schildert: Männer, die so tief sinken, indem sie sich als überlegen fühlen und gerieren. Die Überlebenden dagegen einer von einer eigentlich humanistisch gesinnten Elite errichteten Staatlichkeit, die zur Diktatur degenerierte, deren Überlebende also, die aufs Neue ”“ und teilweise schlimmer ”“ untergebuttert werden. Schlimmer, weil die Demokratie nun in kapitalistischem Kleid auftritt und sich als Befreierin selbst derer aufspielt, die in dem überwundenen Regime besser zurechtkamen als im neuen.

Wie erwähnt: Der Witz und die Erzählfreude lassen das auf weite Strecken vergessen. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass hier eine Frau erzählt, die als Beobachterin in diesem Spiel mehr als in die Dinge Verwickelte alles wie in kindlicher Unschuld erlebt und sich nicht korrumpieren lässt und nur staunen kann, wozu Menschen fähig und verführbar sind.

Dass es Männer sind, die in so einer alle Chancen zu eröffnen scheinenden Umbruchszeit von dem „Virus der grenzenlosen Freiheit, weit weg von Mutti und den Bälgern, weg von Spießigkeit, Alltag und Langeweile“ befallen wurden, darf in einer neoliberalen Gesellschaft nicht verwundern. Dass die Autorin sieht, dass „alle, restlos alle, mit denen ich damals zu tun hatte, ”¦ infiziert“ wurden und „in das atemberaubende, scheinbar zügellose, Nachtleben von Leipzig ein“tauchten, beweist, dass der Firnis über der Kultur heutiger Demokratien ”“ aus denen sie ja kamen ”“ nur hauchdünn ist und in einer Umbruchszeit nichts mehr zusammenhält. Das zu erkennen könnte uns helfen, eine neue Gesellschaft anzustreben, in der wirklich Gerechtigkeit lebt.

Schubarts (und Schuberts) „Forelle“

Christian Friedrich Daniel Schubart hat eine Warnung vor Tyrannen geschrieben, die heimtückisch gegen Andersdenkende vorgehen (wie zum Beispiel gegen ihn, den Herzog Karl Eugen nach Blaubeuren gelockt hat und ihn dort verhaften ließ) – – und das während seiner Kerkerhaft auf dem Hohenasperg):

In einem Bächlein helle,
Da schoß in froher Eil
Die launische Forelle
Vorüber, wie ein Pfeil:
Ich stand an dem Gestade
Und sah in süsser Ruh
Des muntern Fischleins Bade
Im klaren Bächlein zu.

Ein Fischer mit der Ruthe
Wol an dem Ufer stand,
Und sah´s mit kaltem Blute,
Wie sich das Fischlein wand.
So lang dem Wasser Helle,
So dacht´ ich, nicht gebricht,
So fängt er die Forelle
Mit seiner Angel nicht.

Doch endlich ward dem Diebe
Die Zeit zu lang; er macht
Das Bächlein tückisch trübe:
Und eh´ ich es gedacht,
So zuckte seine Ruthe;
Das Fischlein zappelt dran;
Und ich, mit regem Blute,
Sah die Betrogne an.

Als Tarnung gegen die Zensur hat er noch diese Strophe hinzugefügt (die Franz Schubert n i c h t in sein Kunstlied einbezogen hat):

Ihr, die ihr noch am Quelle
Der sichern Jugend weilt,
Denkt doch an die Forelle;
Seht ihr Gefahr, so eilt!
Meist fehlt ihr nur aus Mangel
Der Klugheit; Mädchen, seht
Verführer mit der Angel ”“
Sonst blutet ihr zu spät.

Imbolc – Wiederholung angesichts der „Münchner Sicherheitskonferenz“

Imbolc
Vom Samstag, Februar 2nd, 2013

Lichtmess gibt uns ein Zeichen.
Wir Dummen verstehen´s sonst nicht:
Neubeginn gibt´s nicht umsonst:
Vorbereitungen gibt es gar viele,
damit im Märzen der Bauer ”¦
Damit der Beruf des Soldaten
nicht weltweit immer mehr
wird wieder geachtet,
nicht im Namen der NATO
reihenweise die Menschen geschlachtet
und beklagt
als Kollateralschäden die Opfer.
Raus, Deutschland, raus
aus der NATO.
Das gäbe ein Lichtmess-Zeichen
zum Jauchzen.

(Anmerkung: Ein Wort wurde geändert – wegen mehr „Realismus“: gäbe statt gibt)

Krieg ist nicht ultima ratio, sondern ultima irratio

Einen wichtigen Text von Otmar Steinbicker aus den„Aachener Nachrichten“, 2.5.2009 möchte ich allen Friedensfreundinnen und Friedensfreunden empfehlen, die über eine NATO-freie Welt nachdenken (und generell empfohlen sei auch https://www.aixpaix.de/) – auch wenn sich leider manches anders entwickelt hat als d a m a l s gehofft:

Krieg ist „ultima irratio“: Sicherheit gemeinsam gestalten

Nach 100 Tagen im Amt ist es noch zu früh, die Außenpolitik Barack Obamas zu beurteilen, dennoch zeichnen sich grundlegende Linien ab. Bemerkenswert sind Visionen wie eine Welt ohne Atomwaffen, auch die Radikalität, mit der der US-Präsident eine dramatische Kehrtwende gegenüber der Bush-Ära vollzieht: das Ende der Folterungen in Guantánamo, ein anderer Umgang mit Iran und Kuba. Dramatisch ist aber auch der Misserfolg dort, wo Obama die Bush-Politik nicht verändert, sondern fortsetzt, wie mit der Ausweitung des Krieges in Afghanistan und Pakistan. Nach nicht einmal einem Monat ist die neu verkündete Afghanistan-Strategie kläglich gescheitert. Das Menetekel, das „Newsweek“ zum Amtsantritt auf seine Titelseite schrieb, „Afghanistan ”“ Obamas Vietnam“, nimmt mehr und mehr Gestalt an. Wenn richtig ist, was vor Obama schon prominente ehemalige US-Politiker wie Henry Kissinger feststellten, dass nur eine Welt ohne Atomwaffen dauerhaft die Menschheit vor dem Einsatz dieser fürchterlichen Waffen bewahren kann, dann dürfen, ja dann müssen wir die Frage aufwerfen, ob wir nicht genauso dringend eine Welt ohne Krieg brauchen ”“ nicht als spinnerte Illusion, sondern als Einsicht in die Realität. Das Afghanistan-Desaster zeigt ebenso wie andere Militäraktionen, dass Kriege heute kaum noch zu gewinnen sind. Zu glauben, man könne damit Probleme lösen, erweist sich immer häufiger als tödliche Illusion. Zivile Konfliktbearbeitung dagegen kann Bürgerkriege beenden. Der designierte Karlspreisträger Andrea Riccardi hat das in Mosambik eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Krieg hat aufgehört, „ultima ratio“ zu sein, Krieg wird immer deutlicher zur „ultima irratio“. So ist es ein wenig still geworden um die vor wenigen Jahren noch hochgepriesenen Auslandseinsätze der Bundeswehr. Ihre Perspektive steckt in der Sackgasse Afghanistan. Längst sind die Generäle kleinlaut geworden, geben offen zu, dass ihre Fähigkeiten begrenzt sind, dass Militär keinen Frieden schaffen kann. Allenfalls Zeit gewinnen, damit Politik Frieden schaffen kann, lautet jetzt ihre Devise. Die offenkundige Krise militärischer Möglichkeiten stärkt die Chancen für eine neue Sicherheitsdebatte mit dem Ziel, ernsthaft den Krieg zu ächten. Der Schlüssel liegt in der von einem der Obama-Vorgänger, Woodrow Wilson, während des Ersten Weltkrieges entwickelten Konzeption der kollektiven Sicherheit. Dabei geht es darum, nicht die Sicherheit einzelner Staaten auf Kosten anderer Staaten, sondern die Sicherheit aller Staaten gemeinsam zu gewährleisten. Der Krieg muss als gemeinsame Gefahr für alle aufgefasst werden, der die Interessen der gesamten Gemeinschaft berührt ”“ Sicherheit wird damit als unteilbar betrachtet. Sicherheit lässt sich so nicht gegen andere Akteure organisieren, sondern nur gemeinsam gestalten. Die UN-Charta baut auf diesem Grundsatz auf. Auch unser Grundgesetz bekennt sich in Artikel 24 zur kollektiven Sicherheit. Positive Erfahrungen konnten wir am Ende des Kalten Krieges mit dem KSZE-Prozess sammeln. Sollte es eine illusionäre Vision bleiben, Obama zu wünschen, dass er seine Außenpolitik künftig an diesen realistischen Prinzipien ausrichtet? Der Preis ”“ die Aufgabe der Weltmachtansprüche der USA ”“ wäre hoch für ihn, der Gewinn für die Welt umso größer.“

Auf diesen Text bin ich über eine facebook-Diskussion gestoßen, die ich hier für facebook-Freund_innen noch empfehlen möchte: https://www.facebook.com/otmar.steinbicker/posts/700976786601545?comment_id=7330840&offset=0&total_comments=54&notif_t=share_reply

Bundeswehr

Aktiv gegen Stuttgart 21

Aktiv gegen Stuttgart 21

A: „Unsere Soldaten brauchen die Unterstützung des Volkes.“

Ich: „Aber unser Volk braucht nicht die Unterstützung der Soldaten. Fürs Elbehochwasser kann man das Technische Hilfswerk besser ausrüsten!“

Beleidigung – ein umrahmtes Gedicht

„die Kammer sieht ….. den Straftatbestand der Beleidigung.“

Über den rechten Glauben in Stuttgart

Ich habe den rechten Glauben
An die Unabhängigkeit der Gerichte
In der letzten Zeit verloren.

Mächtige und ihre Schergen
Bekommen das Recht nachgeschmissen.
Aufmüpfige können bestenfalls
Darum kämpfen mit wenig Aussicht
Auf wirklichen Erfolg.

Ich habe nur noch den Glauben,
Der bezeichnet werden kann
Als links. Den rechten Glauben
Aber habe ich verloren.

Siehe:https://www.bei-abriss-aufstand.de/2013/12/03/prozessbericht-und-urteil-im-berufungsverfahren-mueller-gegen-mueller-vor-dem-landgericht-stuttgart-am-freitag-29-11-2013/#more-49525:

Kann man schweigen? Kann man beim heutigen Verfahren „Müller gegen Müller“ am Landgericht begreifen, warum vom Angeklagten benannte Zeugen nicht zugelassen wurden? Kann man verstehen, dass der heute verhandelte Button durch einen Verwaltungsakt verboten war, dass aber trotz Antrags der Verteidigung das Original (genauer Wortlaut) des Verwaltungsaktes nicht vorgelegt werden musste oder konnte? Kann man begreifen, wie desinteressiert und nicht um die Aufklärung von Details das Landgericht bemüht schien? Sollte nicht wenigstens am Landgericht allen Spuren nachgegangen werden? Was ist somit der Unterschied von Amtsgericht und Landgericht in der Prozessführung? Kann man begreifen, welche Rolle Schöffen haben außer Statisten zu sein, die keine Fragen haben in einem komplizierten Geflecht von Prozessvorgängen? Kann man begreifen, mit welcher Hartnäckigkeit abgelehnt wurde, den Kläger und Hauptzeugen POK Müller vorzuladen? Kann man verstehen, warum im Prinzip Meinungsfreiheit besteht, aber im konkreten Falle nicht?

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