Lyrisches von Helmut Maier

Wandel (Bretagne XII)*

Vom Nebel verschluckt: die Sonne.
Sie hatte erst noch so warm gescheint.
Einen ganz wunderbaren Nachmittag lang.

*ein Achtundzwanziger

6 Kommentare

  1. Rachel

    Lieber Helmut,
    willst du uns aufs Glatteis führen mit deinem *gescheint*?
    Ich habe jedenfalls aus der Hitze heraus gelacht.

    Sie hat erst noch so war geschienen. – Oder bin ich von der Hitze auf dem falschen Weg????

    Egal, ein toller Achtundzwanziger ist es auf jeden Fall!!!

    Herzlichst, deine Lyrikfreundin Edith

  2. Helmut

    Liebe Edith,

    da geht es Dir wohl ähnlich wie mir, wenn ich den Satz höre oder lese: Die Mauern der mittelalterlichen Stadt wurden geschliffen. Da sträubt sich mein Sprachgefühl. Denn es muss (so empfinde ich es) „Die Mauern wurden geschleift“ heißen. So sieht es auch der Duden. Du hast wahrscheinlich noch mehr Recht, wenn Du über „gescheint“ lachen musst; denn der Duden gibt Dir Recht, dass es „geschienen“ heißen müsse.

    Ich aber halte es mit dem Kollegen, der hier: https://gutefrage.net/frage/hat-die-sonne-geschienen-oder-gescheint-schien-oder-scheinte-sie das Folgende ausführt: „Nördlich von Süddeutschland verwendet man, wenn man beispielsweise einen Tag mit schönem Wetter beschreibt, für das imperfektive Verb „scheinen“ das Präteritum und sagt: „Die Sonne schien.“ Man gebraucht dabei also die starke (oft „unregelmäßig“ genannte) Verbform. In Süddeutschland dagegen ist das Präteritum weniger üblich, dort sagt man: „Die Sonne hat gescheint.“ Man gebraucht dabei die schwache („regelmäßige“) Verbform. Die Alternative „… hat geschienen“ wird dort als völlig abwegig empfunden, man würde viel eher das Präteritum verwenden und „Die Sonne schien“ sagen.“

    Hier: https://deutschegrammatik20.de/verbformen/das-partizip-ii/partizip-ii/verben-mit-zwei-partizip-ii-formen/ findet man folgenden Hinweis:

    „Zum Verb scheinen wird in der Umgangssprache gelegentlich ein regelmäßiges Partizip II gebildet. Standardsprachlich ist das unregelmäßige Partizip.

    Beispiele: umgangssprachlich regelmäßiges Partizip II
    Infinitiv – umgangssprachlich – standardsprachlich
    scheinen – gescheint – geschienen“

    Nun koimmt mir das zwar einigermaßen entgegen, aber auch seltsam vor.Mir scheint mehr hinter dem unterschiedlichen Sprachgefühl zu stecken. Denn „geschliffen“ statt „geschleift“ scheint mir besonders norddeutsch vor, wo die Verben schleifen (für glattmachen) und schleifen (für einreißen) von der Aussprache nicht unterschieden werden können, während das „ei“ im Schwäbischen jeweils verschieden ausgesprochen wird und deshalb der Bedeutungsunterschied mit den verschiedenen Partizipformen geschliffen bzw. geschleift sich aufdrängt.

    Nun gibt es bei „scheinen“ keine unterschiedliche Aussprache, aber durchaus verschiedene Bedeutungen, die offenbar im Süddeutschen auch mit verschiedenen Vergangenheitsformen verbunden werden.

    Mir schien, die Sonne habe nicht lange genug gescheint, obwohl mir das nur so geschienen hat …

    Soviel dazu.

    Danke für Deine Nachfrage
    und sei lieb gegrüßt.
    Helmut

  3. Rachel

    Ja, gut, so weit dachte ich es auch, dass du an ältere Sprachweisen dachtest, doch ich dachte mir, dass du dann ja vielleicht alles in ’süddeutsch‘ gebracht hättest, nicht nur dieses eine Wort. Laaach, Denke nie gedacht zu haben, denn das Denken … usw.
    Aber ja, ALLES GUT, lieber Helmut.

    Heut grüße ich dich mit Regenfreude, endlich, nach vier Monaten Wasser von oben!!!!

    Hab es gut, lieber Freund
    herzlichst, Edith

  4. Helmut

    Liebe Edith,

    Also e r s t e n s dachte ich natürlich g a r nicht, sondern folgte automatisch meinem Sprachgefühl (das wohl wirklich an einer alten Schriftsprache, nämlich dem Mittelhochdeutschen orientiert ist).

    Zweitens muss zwischen Süddeutsch und Schwäbisch unterschieden werden. Es gibt am Mittelhochdeutschen orientierte Mundarten wie Schwäbisch, Fränkisch, Alemannisch oder Bayrisch. Wenn ich in m e i n e r Mundart schreibe, ist es jeweils eine Variante vom Schwäbischen.

    Aber auch wenn von der deutschen Hochsprache die Rede ist, gibt es z.B. norddeutsche und süddeutsche Varianten. Letztere ist natürlich mehr vom Mittelhochdeutschen und erstere mehr von der Schriftsprache, wie sie sich eher an der Luther-Sprache oder sogar am Niederdeutschen orientiert, beeinflusst.

    Diese Unterscheidungen sind mir wichtig. Beidesmal gibt es berechtigte wie als unberechtigt angesehene Sprachvarianten, die der Duden nicht akzeptiert oder nicht mehr akzeptiert, weil er ja für eine möglichst einheitliche Sprache eintritt. Das Alemannische hat da einen Sonderstatus, weil die Schweiz dahintersteht. Ähnliches gilt für das Österreichische. Das Schwäbische hat keinen ausländischen Staat hinter sich. Sonst könnte es die mittelhochdeutsche Tradition wohl leichter vertreten.

    Jedenfalls danke ich Dir für Deine Aufmerksamkeit
    und freue mich auch weiterhin auf freundschaftlichen Austausch.

    Herzlichen Gruß
    Helmut

  5. Rachel

    Du Lieber,
    du weißt, ich lerne von dir gerne und bin froh, dass du das das Mittelhochdeutsche pflegst und einfließen lässt.

    Alles Liebe dir
    mit erquicklich-regnerischen Gedanken
    Edith…. jaaaaaaa, hier regnet es!!!!!!

  6. Helmut

    Na, prima, liebe Edith, dass diese Dürre nun beendet iust. Die politische Dürre hält ja leider noch an.

    Übrigens: Dass mir die Tradition des Mittelhochdeutschen so am Herzen liegt, ist mir erst so richtig in dem Disput mit Dir hier deutlich geworden.

    Liebe Grüße
    Helmut

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