Lyrisches von Helmut Maier

Ein wenig Philosophie: Gut und böse

Gut und böse

Wikipedia entnehme ich das Folgende: „Der Wille ist nach [Hannah] Arendt der „Schiedsrichter zwischen Vernunft und Begehren.“ ”¦.. Die alten Griechen, Sokrates und Platon, kannten dieses Vermögen noch nicht. Paulus hat dieses Vermögen nach Arendt als erstes erkannt. Der Wille ist nach Arendt die erste Spaltung in mir und unterscheidet sich grundsätzlich vom Denken. Der Wille führt kein Zwiegespräch, keinen Dialog in mir, sondern es ist ein „gnadenloser Kampf“ zwischen mir und mir selbst.“

Das interpretiere und ergänze ich wie folgt:

Das Begehren, sofern es nicht unmittelbar ausgelebt wird, sondern sich der Vernunft stellt, fragt höchstens: Was ist für mich gut? Das Gewissen fragt: Was an Eigennutz kann ich vor der Gemeinschaft der Menschen verantworten? Den Kampf, der zwischen Begehren und Gewissen geführt wird, nenne ich die Entscheidung zwischen gut und böse. Wirklich gut ist, was ich sowohl für mich haben will als auch was ich vor der Gemeinschaft der Menschen verantworten kann. Böse ist, wenn ich nur an meinen Eigennutz denke. Immer noch gut – aber auf getrübte Weise ”“ ist es dem Nutzen der Gemeinschaft der Menschen den Vorrang einzuräumen und auf den Eigennutz zu verzichten. Ethisch gesehen entspricht Letzteres allerhöchstem Standard. Es hat etwas Heldenhaftes an sich. Allerdings nur, wenn keine andere Möglichkeit gesehen werden kann, stattdessen das wirklich Gute zu tun: dass mir selbst und der Gemeinschaft der Menschen das Handeln von Nutzen ist oder mindestens ihn nicht schmälert. Dabei darf kein Mitglied der menschlichen Gemeinschaft ausgeschlossen sein. Ist auch nur eines ausgeschlossen, ist die Handlung prinzipiell als böse zu beurteilen. Denn auch für eine kleine oder genauso größere Gruppe innerhalb der Gemeinschaft aller Menschen gilt: Nur an den Eigennutz zu denken ist böse.

(Siehe auch https://www.facebook.com/MyLadyArt/posts/10205356947784923

6 Kommentare

  1. Moni

    „Ein wenig Philosophie“ nennst du das?
    Es ist für mich wahnsinnig interessant, ein total neuer Zugang zu Überlegungen über gut und böse – danke, Helmut (siehst du, und wieder folgte ich auch dem „pfad“, den du uns zeigst und das sehr gerne).

    Einen schönen 3. Advent dir
    Moni

  2. Helmut

    Hannah Arendt inspiriert!

    Danke, liebe Moni,
    und ganz herzliche Grüße
    Helmut

  3. Petros

    Deinen Gedanken, Helmut, kann ich sehr gut folgen.
    Gruß
    Petros

  4. Helmut

    Danke, lieber Petros, das freut mich. Das geht mir in philosophischen Abhandlungen oft nicht so. Deshalb finde ich Hannah Arendt so erfrischend! Ihre Aussage über das Böse bei Eichmann, das sie als die Banalität des Bösen sieht, erklärt viel mehr als viele sonstige Abhandlungen über die Nazi-Diktatur.

    Ganz herzliche Grüße
    Helmut

  5. Worte sind wie Fenster

    Begehren und Gewissen,dieser ewige Kampf im Menschen – zwischen mir und mir.

    In diesem Satz:
    Ist auch nur eines ausgeschlossen, ist die Handlung prinzipiell als böse zu beurteilen

    schlummert das „stille Unglück“ und ein unentwegtes Insuffizienzgefühl.
    Wir können dem nicht gerecht werden. Keiner kann die ganze Welt retten.
    Siehst Du aus diesem Dilemma einen Ausweg?

    Liebe Grüße
    Barbara

  6. Helmut

    Nur durch Überspitzung (oder vielleicht auch nur Zuspitzung) kann vermieden werden, dass von einer selbstsüchtigen Handlung behauptet werden kann, sie sei gut. Denn das ist der Hauptfehler des Neoliberalismus – und ein tödlicher dazu.

    Danke für Deinen Kommentar, liebe Barbara,
    und herzliche Grüße
    Helmut

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