Lyrisches von Helmut Maier

Spätherbst*

Ginkgo im gelben Festtagskleid.
Drüber nacktes Geäst am Himmel.
Hinter dem Pfarrhausdach lugt keck was hervor:

Zerzupfter Zipfelmütze gleich
hexenmäßig das Dauergrün.

*ein Janka

4 Kommentare

  1. Quer

    Schön und märchenhaft dein Janka!
    Ja, der Ginkgo leuchtet jetzt sonnenhell und leuchtstiftfarben aus dem herbstlichen Grau (oder Blau).

    Lieben Gruss,
    Brigitte

  2. Helmut

    Danke, dass Du meinen Janka „märchenhaft genannt hast. Was kann der Poesie Schöneres bescheinigt werden?

    Liebe Grüße Dir, liebe Brigitte.
    Helmut

  3. syntaxia

    Ja, viele haben schon abgeworfen und manche schmücken sich nochmit Blättern.
    Ich frage mich, was für dich in dem Zusammenhang „hexenmäßig“ bedeutet, lieber Helmut!

    ..grüßt dich Monika

  4. Helmut

    Liebe Monika,

    Da hast Du mir eine schwierige Aufgabe gestellt. Was bedeutet (hier) „hexenmäßig“?

    Ich meine, manches ergibt sich aus dem Text:
    Zerzupft ist die Hexenmütze, keck lugt sie hervor – und das hinter dem Pfarrhausdach, gewärtig des hässlichen Erbes der Kirche(n), das den Begriff „Hexe“ herabgewürdigt hat von der Heilerin zur schädlichen Verräterin und Verführerin(so wie die Herrschenden heute noch mit Mahner_innen und Kritiker_innen umgehen). Dabei ist das hexenmäßig stupfelige Gestrüpp der Baumkrone dasjenige, das die Hoffnung auf das neue Grün im Frühling auch noch in dieser immer kälter werdenden (Jahres)zeit sichtbarlich aufrechterhält, obwohl das dann womöglich als keck gilt. Ja, also genügt das? Ich hoffe doch.

    Sei herzlich gegrüßt
    (und habe Dank für die Nachfrage, die mir manches von dem bewusst gemacht hat, was wohl unbewusst in den Text eingeflossen ist).
    In Verbundenheit
    Helmut

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