Lyrisches von Helmut Maier

Lyrik und Koinzidenz – lyriktheoretische Kurzüberlegung

Die Koinzidenz der Fälle regt ganz natürlich die poetische Ader der Dichterin oder des Dichters an. Natürlich? Vielleicht, auch wenn dann in Wirklichkeit keine kausale Verkettung der Umstände zu konstatieren ist, die wir irgendwie hineingeheimnissen wollen. Aber was ist schon Wirklichkeit? Womöglich nur das, was wirkt?

11 Kommentare

  1. Petros

    Die Poesie hat viel Raum. Man kann verbinden, trennen oder auf andere Art und Weise interpretieren.

    Die/Der LeserIn kann sich in vielerlei Hinsicht frei bewegen.

    Gruß
    Petros

  2. Helmut

    Danke für Deinen Kommentar, lieber Petros, eher aus der Sicht der LeserIn – im Gegensatz zu meiner Überlegung, die eher die SchreiberIn zum Gegenstand hat.

    Liebe Grüße
    Helmut

  3. Quer

    Vor Jahren habe ich mir mal ein Zitat von Max Frisch aus seinem Tagebuch von 1946-1949 notiert, das vielleicht hierher passen könnte:

    „Zur Schriftstellerei

    Im Grunde ist alles, was wir in diesen Tagen aufschreiben, nichts als eine verzweifelte Notwehr, die immerfort auf Kosten der Wahrhaftigkeit geht, unweigerlich; denn wer im letzten Grunde wahrhaft bliebe, käme nicht mehr zurück, wenn er das Chaos betritt – oder er müsste es verwandelt haben.
    Dazwischen gibt es nur das Unwahrhaftige.“

    In diesem Sinne mit lieben Grüssen,
    Brigitte

  4. Helmut

    Oh, das gibt aber Stoff zum Nachdenken. Ganz so resigniert möchte ich aber nicht unbedingt ans Schreiben herangehen. Das hängt vielleicht damit zusammen, dass ich nicht mit dem Schreiben mein Geld verdienen muss.

    Liebe Grüße Dir, Brigitte.
    Helmut

  5. ahora

    Du weißt, dass ich Wortspiele liebe …
    Wirk-lichkeit hm … schön und logisch.

    Liebe Grüße
    Barbara

  6. Helmut

    Logisch? Vielleicht. Eher: einleuchtend.

    Danke, liebe Barbara,
    und einen herzlichen Gruß
    Helmut

  7. Moni

    Das sind ja wirklich sehr interessante Gedanken zu einem interessanten Thema – ja, und diesmal tatsächlich von 2 Seiten zu betrachten, viel mehr als sonst.

    Grüße ins Wochenende
    Moni

  8. bruni kantz

    Dichter verknüpfen gerne und Zusammenhängendes wird mit poetischer Liebe in eine besondere Form gebracht.
    Der Wirklichkeit kann mitunter ein wenig nachgeholfen werden. *lächel*
    Was ist sie denn schon, diese Wirklichkeit?
    Das, was tatsächlich geschieht oder das, was wir real zu sehen glauben? Wir wirken an unseren Worten und Zeilen und bewirken dadurch, daß diese sich in besonderer Weise „zu unseren Gunsten“ verhalten. Durch unser poetisches Gestalten verhalten sie sich so, wie wir es von ihnen erwarten oder wir haben einen Durchhänger u. es gelingt uns nicht, sie zu bestimmten Taten zu zwingen.
    Die poetische, die dichterische Wirklichkeit ist mitunter eine ganz andere, als es die reale Wirklichkeit sein kann.

    LG von mir; hoffentlich klinge ich nicht zu verworren

  9. Helmut

    @Moni: Ja, genau. Das vergisst manches (=manche und mancher), dass Literatur nicht nur die Leserschaft, sondern auch die schreibende Zunft beim Schreiben beeinflusst.

    @Bruni: Ich glaube nicht, dass die dichtende Zunft Wirklichkeit verändern darf (und auch nicht will), indem eine Verfälschung der Wirklichkeit entsteht. „dicere“, von dem „Dichten“ herkommt, deutet ja darauf hin, dass dabei etwas Wichtiges, Richtiges „gesagt“ wird. Natürlich ist zu unterscheiden, inwiefern nur geschrieben oder gedichtet wird.
    Das Verb „erdichten“ dürfte also nicht benützt werden, wenn Wirklichkeit verfälscht, sondern wenn neue Wirklichkeiten geschaffen werden.

    Liebe Grüße Euch beiden
    Helmut

  10. bruni kantz

    Platon sagte, Dichten sei Lügen, lieber Helmut.
    Er hatte unrecht.
    Dann kam einer und sagte,
    Dichten ist verborgene Theologie (leider fällt mir im Moment nicht ein, wer es war, aber ich denke, es wird in der Sturm-u.Drangzeit gewesen sein. Kluge Sprüche kannten sie alle und waren gewaltige Weltverbesserer, aber eben nur auf dem Papier.
    Natürlich wird Wichiges und Richtiges gesagt u. daß Dichten die Seele befreit, ist jedem von uns sonnenklar. Es dringt durch sämtliche graue Schichten und läßt die Sonnenstrahlen tanzen… 🙂
    Liebe Grüße zum Wochenende von Bruni

  11. Helmut

    Recht herzlichen Dank für diese erweiterten Ausführungen, liebe Bruni.

    Herzliche Grüße zum 1. Advent
    Helmut

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

© 2024 Maier-Lyrik

Theme von Anders NorénHoch ↑