Lyrisches von Helmut Maier

Fehlende Friedensbedingungen

Wo heimgeleuchtet,
nicht heimgeleitet wird
mit der Fackel,
verfeinden sich Brüder.
Und die Schwestern
haben das Nachsehen.
Und nachgesehen
wird keinem noch was.
Die Fackel des Krieges
entzündet die Emotionen,
die im Nebeneinander
vermisst worden waren
im Frieden. Aber
sie verschlingen
die Zündler
alle.

8 Kommentare

  1. Petros

    Frieden ist in meinen Augen immer etwas Bedingungsloses, denn in der Bedingung wohnt schon der Konflikt.

    Gruß
    Petros

  2. Helmut

    Friedensbedingungen können meines Erachtens etwas sehr Gegensätzliches sein: 1. Frieden ermöglichende Voraussetzungen – so wie Pflanzen fruchtbare Erde brauchen, um gedeihen zu können: nämlich z.B. dass man eben keine Bedingungen stellt, um Frieden zu schließen (was dann 2. wäre: Bedingungen stellen – die der andere womöglich sowieso nicht erfüllen kann).

    Insofern scheint mir Dein Satz ein paradoxonhaltiger gelungener Aphorismus zu sein, lieber Petros.

    Liebe Grüße
    Helmut

  3. ELsa

    Ich finds ehrlich zu Kotzen, was da so passiert zu Christi Geburt.

    LG
    ELsa

  4. Helmut

    Da geht’s Dir nicht besser als mir, liebe Elsa. Was können wir tun, ohne antisemitisch zu erscheinen?

    Liebe Grüße
    Helmut

  5. LadyArt

    Lieber Helmut,

    ein ganz tiefes Gedicht, in jeder auch der aktuellen Beziehung.
    Dieser Konflikt ist so tief, der Graben so unüberwindlich – das ist mehr als nur territorialer Kampf, ein Blick in die Geschichte zeigt uns die Ursachen… Wasserprobleme heute, Trockenwüste gegen Plantagen, ein moderner Staat gegen …

    Ich sehe nirgendwo einen Ausweg, hierhin nicht und dorthin nicht…
    Aber ich denke, dass weder die Türken noch Syrien an einem Krieg interessiert sind, beim Iran bin ich mir nicht sicher.

    @Petros:

    Der von Dir ausgesprochene Gedanke, dass Frieden etwas Bedingungsloses sei ist so unglaublich „idealistisch“ – um nicht zu sagen „träumerisch“, dass es mir fast unwirklich erscheint.
    Gibt es denn überhaupt etwas auf dieser Welt ohne bestimmte Voraussetzungen/Bedingungen? Den Tag bedingt die Sonne und ihr Aufgehen, den Frieden bedingt die Waffenruhe, bzw. die Abwesenheit von Kampf, usw.
    Es gibt kein organisches Sein ohne Konflikt, es gibt kein unorganisches Sein ohne Konflikt, der Konflikt ist immanent, alles ist Chaos – alles ist bedingt voll Bedingung, sonst gibt es kein weiterhin, kein vorwärts, kein Wandel, kein Wachstum, kein Sterben, sonst wäre Stillstand… und den gibt es nicht, nirgendwo…

    Ach, philosophieren macht Spaß, lieber Petros…
    Danke für Deinen wunderbaren Satz!

    Gabriele

  6. Paul Spinger

    Lieber Helmut,

    ich sende Dir als Kommentar ein Gedicht des palästinensischen Dichters Mahmud Darwish:

    لم يسألوا: ماذا وراء الموت
    Sie fragten nicht: Was erwartet uns nach dem Tode?

    Sie fragten nicht: Was erwartet uns nach dem Tode? Die Karte vom Paradies
    kannten sie besser als das Buch der Erde.
    Stattdessen fragten sie:
    Was können wir vor diesem Tode tun? Nahe bei unserem Leben
    leben wir und leben doch nicht. Als ob unsere Leben
    umgrenzte Wüstenparzellen wären, um die die Herrscher der Immobilien
    und wir, die verschwundenen Nachbarn des Staubs, sich zankten.
    Unser Leben lastet auf der Nacht des Historikers: Sooft ich sie
    verschwinden lasse, tauchen sie aus dem Nichts wieder auf …
    Unser Leben lastet auf dem Maler: Sobald ich sie zeichne
    werde ich zu einem von ihnen und Nebel umhüllt mich
    Unser Leben lastet auf dem General: Wie kann nur von einem Gespenst
    Blut tropfen?
    Unser Leben bedeutet
    so zu sein wie wir sein wollen
    Wir wollen ein wenig leben, nur
    um der Auferstehung nach diesem Tode Achtung zu erweisen.
    Und sie gebrauchten unwissentlich
    des Philosophen Worte: Der Tod
    sagt uns nichts. Wir sind und er ist nicht
    Der Tod sagt uns nichts. Er ist
    und wir sind nicht.
    Dann ordneten sie ihre Träume
    auf eine andere Weise und schliefen ein im Stehen!

    aus dem Arabischen von Stephan Milich

    Liebe Grüße

  7. Helmut

    Liebe Gabriele, lieber Paul,

    Habt vielen Dank für Eure Ergänzungen zu meinem Text oder – besser gesagt – Euren Beifügungen, die mir so wertvoll sind, weil sie von Eurem Mitfühlen zeugen.

    Liebe Grüße
    Helmut

  8. Traveller

    mir geht es ähnlich wie ELsa

    ich würde am liebsten allen Beteiligten kräftig den Hinter versohlen wie kleinen Kindern (obwohl auch das eine Form von Gewalt ist)
    in meiner Naivität habe ich immer wieder Probleme damit, dass die Menschen nicht einfach gemeinsam klar kommen, nicht in Frieden miteinander leben können (statt gegeneinander)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

© 2024 Maier-Lyrik

Theme von Anders NorénHoch ↑