Lyrisches von Helmut Maier

Gratulation

Heute wird  Claude Lévi-Strauss 100 Jahre alt.

Bei ihm fasziniert mich der Gedanke,
„dass das Denken der Angehörigen der vermeintlich „primitiven“ schriftlosen Kulturen demjenigen der Menschen in modernen Industriegesellschaften in kognitiver Hinsicht keineswegs unterlegen, sondern weitgehend lediglich auf andere Ziele gerichtet ist.“ ( Wikipedia)
„Nach Lévi-Strauss kann der Forscher durch Analyse der Mythen zu den grundlegenden Strukturen des menschlichen Denkens vorstoßen. Da jedoch die Mythen ihrerseits ein Produkt der entsprechenden Kultur sind, geben sie Informationen über die die Kultur strukturierenden Denkgesetze, welche ihrerseits durch die Struktur und die Wirkungsweise des menschlichen Gehirns bestimmt werden, die die menschlichen Ausdrucksformen strukturieren.“ (auch Wikipedia)

Ich glaube, dass das auch für die Lyrik eine große Bedeutung hat. Wir Produzenten von Lyrik müssen uns unbedingt damit auseinandersetzen, was „die grundlegenden Strukturen des menschlichen Denkens“ sind.
So wie die Mythen können Metaphern und sprachliche Symbole die Dinge in diese Strukturen einbetten.

Ich verweise auch auf das SWR2Forum.

11 Kommentare

  1. manacur

    Lieber Helmut,
    ich kenne zu wenig von ihm.
    Hat er tatsächlich auch am Schluss seines Lebens noch vertreten, dass
    „Nur ein Außenstehender könne die ihr (…Kultur und Sprache…) zugrundeliegenden Regeln und Strukturen erkennen und interpretieren.“?
    LG
    Curt

  2. Helmut

    Da ich auch nicht genügend Informationen über Lévi-Strauss verdaut habe, kann ich Dir da auch keine präzise Antwort geben, lieber Curt. Außer Zweifel scheint mir allerdings, dass Außenstehende weniger betriebsblind sind als diejenigen, die unbewusst von den Regeln der Gesellschaft getrieben sind, in der sie leben.

    Liebe Grüße
    Helmut

  3. manacur

    Mag ja für die Kultur zutreffen, aber für die Sprache?

  4. Paul Spinger

    Ein wunderbarer Beitrag, jedoch:
    Wir sind keine Produzenten von Lyrik, ich zumindest nicht, denn die Lyrik erschafft uns, denn ein Teil unseres Selbst kann nur existieren, wenn er in Lyrik lebt.

    Liebe Grüße

  5. Brigitte

    Lieber Helmut

    Sie sind gewiss interessant, die „grundlegenden Strukturen des menschlichen Denkens“ (und Claude Lévi-Strauss‘ Verdienste möchte ich nicht schmälern), doch als Voraussetzung für Lyrikerinnen und Lyriker scheinen sie mir unerheblich.
    Und auch ich würde Dichter nie als „Produzenten von Lyrik“ bezeichnen, denn Lyrik lässt sich einfach nicht produzieren.

    Liebe Grüsse ins Wochenende
    Brigitte

  6. Helmut

    @Curt:
    Wenn ich das richtig verstehe, hat Levi-Strauss die These, dass nur ein Außenstehender die der Sprache zugrundeliegenden Regeln und Strukturen erkennen und interpretieren könne, nicht selber aufgestellt, sondern sie aus der Linguistik übernommen. Er hat sie nur auf die Kultur übertragen.
    Ich selber kann der These viel abgewinnen, da fast ausschließlich Schwäbisch Sprechende meiner Erfahrung nach z. B. den grammatikalischen Unterschied nicht erkennen zwischen „em Vadd’r sei erschts Kend“ (wörtlich übertragen: dem Vater sein erstes Kind) und „Vaters erstes Kind“.

    @Paul: Zuerst mal vielen Dank für die freundliche Aufnahme meines Beitrags.
    Natürlich kann ein Teil unseres Selbsts nur existieren, wenn er in Lyrik sich ausdrücken kann. Insofern erschafft uns Lyrik. Da uns die richtigen Worte aber nur zufallen (n i c h t im Sinne des Zufalls), wenn wir uns mit den relevanten Dingen auseinandergesetzt haben, gehe ich schon von einem Hervorbringen (= Pro-duzieren: herbei- führen) aus, auch wenn der Begriff Lyrikproduzent etwas flapsig klingen mag.

    Vielen Dank Euch beiden und liebe Grüße
    Helmut

  7. Helmut

    Liebe Brigitte,

    Da sind wir ja – zumindest vordergründig – verschiedener Meinung. Ich verweise Dich auf meine Antwort an Paul.

    Jedenfalls vielen Dank für Deinen Kommentar
    und liebe Grüße
    Helmut

  8. ahora

    Lieber Helmut, bei bestimmten Gedichten spüre ich sehr wohl, dass ich aus dem „mythischen“ Bereich schöpfe.
    Die Worte sind dann metaphorisch mehrfach mit Bedeutungen hinterlegt, die von „weither“ kommen – gleichzeitig sind sie ganz nah, sind Teil von mir. Ich denke genau wie Paul Spinger. Die Lyrik ergreift uns, schafft sich Raum, quillt sozusagen über.

    Liebe Grüße
    Barbara

  9. Helmut

    Liebe Barbara,

    Auch Dir lieben Dank für Deinen Kommentar. Ich vermute, dass Du und Paul auf der einen Seite und ich auf der anderen gar nicht so weit voneinander entfernt sind. Ohne input gibt es aber auch keinen output, nicht wahr?

    Liebe Grüße
    Helmut

  10. ahora

    wieso bist Du auf der anderen Seite? ;-). Warum entweder oder?
    In- und output geben sich die Hand, eins kann nicht ohne das andere. Das sehe ich genau so wie Du.

    Gruß
    Barbara

  11. Helmut

    Na, schön! Das freut mich.

    Herzlichen Gruß
    Helmut

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

© 2024 Maier-Lyrik

Theme von Anders NorénHoch ↑