Lyrisches von Helmut Maier

Zentrale Forderung

Das Auge trinkt
und schwindelt schier,
was ein Gefühl dem Menschen bringt
in seinem Innern, ja, grad hier.
Zucker-
Ahorn-
Rosen-
und Orangen-
hauch,
was meldet da der Bauch
dem Hirn?
„Ach Erde, Himmel, Arsch
und Zwirn,
ich hoffe, du hast nicht vergessen,
die rechte Handlung zuzumessen:
Nicht nur das Fressen wie bei Hammeln
soll da im Vordergrunde stehen.
Etwas ganz andres sollst du sammeln,
sonst wird es schlecht im Winter dir ergehen.
Im Zweifelsfalle wird die Seele darben,
sammelst du jetzt das Allernötigste nicht: Farben.

9 Kommentare

  1. Paul Spinger

    Jawoll! Ja, Farben brauchen wir!

  2. syntaxia

    Das ist ja ein Tonfall! 😉
    ..das musste mal gesagt werden! Recht hast du natürlich in meinen Augen, lieber Helmut.

    Zu wenig alle Sinne bedacht
    Maßlosigkeit den Reiz ausmacht
    Saisonal – das kennt man nicht
    Vergisst die Erntezeiten schlicht
    Dazu, woher die Dinge kommen
    Na, klar dem Supermarkt entnommen!
    Manches Kind ordnet dann zu:
    Lila ist die Farbe der Kuh!
    Der Herbst – wenn man danach fragt
    Heißt „Halloween“ ist angesagt
    Zu jedem Fest oberste Pflicht
    Essen und Kochen das Leibgericht
    Da sei dem heiligen Martin gedacht
    Mit Gänsen ihm das Opfer gebracht
    Erst stopft man ihnen qualvoll den Bauch
    Dann werden sie geschlachtet – alles Brauch…

    So ganz spontan dazu mein weiterführendes Denken

    ..grüßt Monika

  3. quersatzein

    Ja, ja doch: Farben, Farben, Farben,
    wir wollen ja nicht seelisch darben!

    Mir kommt da „die Maus Frederick“ aus dem zauberhaften Kinderbuch von Leo Lionni in den Sinn…

    Grüsse in den farbenfrohen Tag,
    Brigitte

  4. Helmut

    Vielen Dank für die Zustimmung Euch Dreien.(„Jawoll! Ja“ „Recht hast du natürlich“ „Ja, ja doch“ 🙂 🙂 – so viel Übereinstimmung aller drei KommentatorInnen, das war besonders schön, nicht wahr, lieber Paul? 😉 )

    @Monika: Der Bauch spricht so, was kann ich da machen? 🙂 (Ich habe erst kürzlich tatsächlich gelernt, dass es ein Darm-Hirn gibt, das unser Tun viel mehr bestimmt als das Kopf-Hirn!)

    @Brigitte: Die Maus Frederick spukte tatsächlich durch meine Gehirne (!), als die Ideen sich sammelten (!).

    Liebe Grüße
    Helmut

  5. ELsa

    Es ist wunderbar schnoddrig und zeitnah geschrieben, Helmut, ich habe den text richtig genossen!

    Farbenhungrige Grüße
    ELsa

  6. giocanda

    Wir genießen die Farben nicht mehr, sie fliegen uns um die Ohren – sie sind überall. Übersättigt übersehen wir oft die herrlichen Farben der Natur.

  7. Helmut

    Liebe Elsa, liebe Barbara,

    Vielen Dank für Eure Kommentare.
    Dass Du, Elsa, diesen Text genossen hast, freut mich sehr. Ich hoffe, dieser Herbst kann Deinen Farbenhunger stillen. Ich hoffe, dass auch Du, Barbara, diesen Herbst die Farben genießen kannst – ohne durch Übersättigung durch andere Farben zu sehr beeinträchtigt zu sein. Die muss man heutzutage tatsächlich nicht sammeln.

    Liebe Grüße
    Helmut

  8. Traveller

    man sollte meinen, nach Sommerblumen und blauem Himmel hätten wir genug Farben gesammelt

    aber die kräftigen und doch milden Farben des Herbstes sind es, die uns die dunkle Zeit erleuchten

    aufgerüttelt hast du uns, Helmut 😉

    lieben Gruß
    Uta

  9. Helmut

    „die kräftigen und doch milden Farben des Herbstes sind es, die uns die dunkle Zeit erleuchten“

    Lass uns das zur Richtschnur nehmen, liebe Uta!

    Liebe Grüße
    Helmut

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