Lyrisches von Helmut Maier

Die Quelle

Ich war einmal,
klingt fast wie ein Märchen,
ich war einmal im Land,
in dem tatsächlich die Buchen,
in dem die Eichen,
in dem noch andre Bäume
in Mengen stehen,

ich war einmal im Land,
wo Regen selten fällt,
wo kahle Wände hoch aufragen,
im Land, wo wir einst wanderten,
an diesem Tag wohl stundenlang.

Wir wanderten durch Wälder,
wo die Eichen häufiger sind
als hier bei uns, wo sie
jahrhundertalte hohe Stämme
so hoch gar in die Himmel heben,
als hörten sie nie auf.

Nein, dort sind sie bescheiden,
stürmen nicht so in die Höhe,
doch undurchdringlicher
sind alte Wege schnell bewachsen,
sind verwoben in Unendlichkeit
des Wesens.

Dort wanderten wir einst,
nur ein Ziel stets im Sinn:
die Quelle, wo aus dem Fels heraus,
aus einer Höhlung,
geformt wie die zwei Hände,
die aneinandergelegt,
mit Daumen ganz nach innen
unten gedrückt, so dass sie
den Boden eines Rinnsals bedeuten,
das heilende Wasser herausfloss.

Und schließlich standen wir dort,
standen staunend, sahen
aus der Mandorla,
über ein paar steinerne Stufen,
das Wasser in einer Rinne
herfließen zu uns,
wo wir es fassen konnten

und trinken.

11 Kommentare

  1. Bruni | Wortbehagen

    Ich mag Märchen sehr, lieber Helmut!

  2. Helmut

    Dabei ist dieses höchstens etwas ausgeschmückt (aber ganz nach Erinnerung). Aber trotzdem …

    Ganz liebe Grüße
    Helmut

  3. Anna-Lena

    Manchmal schickt uns die Erinnerung pure Sonnenstrahlen, mitten ins Herz!
    Herzliche Grüße
    Anna-Lena

  4. Helmut

    Ja, so wird das sein! Vielen Dank, liebe Anna-Lena!

    Herzlichen Gruß
    Helmut

  5. Syntaxia

    Das muss schön gewesen sein und sicher köstlich!

    Liebe Grüße,
    Syntaxia

    P.S.: Facebook kann ich nicht öffnen, weil ich dort nicht angemeldet bin.

  6. Helmut

    Danke vielmals, liebe Syntaxia!

    Ja, köstlich war das Wasser aus der Quelle gewiss – und eine wunderbare Erfahrung!

    Liebe Grüße
    Helmut

  7. Monika-Maria Ehliah

    So wunderschön und berührend! Liebe Abendgrüße!
    Segen!

  8. Helmut

    Vielen herzlichen Dank, liebe Monika-Maria! Du hast mir eine große Freude gemacht.

    Liebe Grüße
    Helmut

  9. gabriele pflug

    Das Gedicht finde ich wunderbar geschrieben.
    Liebe Grüße
    Gabriele

  10. Helmut

    Vielen Dank, liebe Gabriele. Das war wohl wie eine Vorahnung der Konjunktion von Saturn und Jupiter, die das Zeitalter des Wassermanns einläutete, sie fand immerhin am 21. Dezember 2020 statt.

    Liebe Grüße
    Helmut

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