Lyrisches von Helmut Maier

Denk ich an die Ukraine

Denk ich an die Ukraine in der Nacht,

so bin ich wieder um den Schlaf gebracht.

Wie in jener

ebenso finsteren Nacht:

Ich saß wieder im Keller,

als die Bombe fiel

und ich nur „Holla“ sagte.

Schon hatte ich das feuchte Tuch

vor dem Mund.

Es staubte ja sehr.

Meine Mutter hatte es mitgenommen

von der Wohnung in den Keller.

Sie hatte wohl Übung.

.

Ich weiß es ja nur

aus dem Brief meiner Mutter

an meinen Vater im Feld.

.

Wir waren nicht getroffen.

Drei Häuser weiter

war die Bombe gefallen,

zerstörte das Haus.

.

Ich sehe die Mutter in Mariupol.

Auch sie im Keller des Hauses

mit ihrem Kind.

Ihr Haus traf die Bombe.

Viele Häuser wurden getroffen.

Sie hielt das Kind.

Es war tot.

.

Ich sehe die Mutter im Jemen.

Auch sie hielt ihr Kind in den Händen.

Bomben fielen.

Das Kind war tot.

.

Ich sehe die Mutter in Somalia.

Auch ihr Kind starb.

Es war verhungert.

.

Ich sehe die Mütter im Irak.

Bomben gegen Sadam

töteten ihre Kinder.

.

Ich sehe Mütter

in Palästina.

Tot sind die Kinder.

Bei der Vertreibung gestorben.

.

Und sage ich nur

„Holla“?

4 Kommentare

  1. Gundel

    Was haben Männer für Leid in diese Welt gebracht! Frauen waren es einfach nicht, die Kriege angezettelt haben und vieles andere.
    Der Mensch ist dabei alles an die Wand zu fahren, was an Schönem aufgebaut wurde.
    Lieber Gruß 🪶
    Gundel

  2. Helmut

    Da hast du wohl Recht, liebe Gundel! Allerdings muss man berücksichtigen, dass Frauen früher viel weniger zu sagen hatten als heute. Das ist heute schon etwas besser. Also können wir noch hoffen!

    Liebe Grüße
    Helmut

  3. bruni8wortbehagen

    Einfach nur schrecklich, grauenhaft und ich verstehe nicht, warum dieses Leid immer wieder geschieht. Für was denn nur? Machtgedanken und Gier?
    Alles andere sind doch Ausflüchte und Lügen…

  4. Helmut

    Ja! Alles andere sind doch Ausflüchte und Lügen…

    Liebe Grüße
    Helmut

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