Lyrisches von Helmut Maier

Der Bär spricht


Wenn ich mal sterbe,
will ich als Bär sterben,
will alle Kraft in Kraftvolles stecken,
will dann aber loslassen dürfen,
das Los annehmen zu verschwinden,
ohne mich zu verlieren.

Ich will der Bär sein,
der einfach da ist,
auch wenn die Gesellschaft
ihn misstrauisch betrachtet
und will aber dieses Misstrauen
besänftigen ”“ und wenn möglich
die Freundschaft mit der
Gesellschaft aufgebaut wissen.

Ich will die Donau entlang
fahren und Donau sein,
ganz bärig mich diesem Fluss
hingeben in das große Revier
der Völker und Nationen.

Ach, streut meine Asche
in Neckar und Donau,
damit sie in beide Meere
hintreibe, in beide Richtungen
der Wasserscheide,
und freut euch
über meinen Tod
mehr als dass ihr weint,
weil ich ja ankomme im Meer.

Und bis es so weit ist,
will ich als Bär nicht in der Hängematte
liegen, selbst wenn ich wenig aus
dem Haus komme.
Ich will aber „Ent-bärung“
nicht leiden.

6 Kommentare

  1. Quer

    Es wäre schön, wenn die ganze Menschheit aus solchen bärenhaften Individuen bestünde, kraftvoll, besänftigend, freundschaftlich, gelassen…

    Einen lieben Gruss in dein Bärenrevier,
    Brigitte (noch Füchsin :–) )

  2. Helmut

    Ein so schöner Beitrag, liebe Brigitte – mit einer Würdigung, die ich natürlich niemals verdiene, weil das alles nur eine ewige Anforderung an meine Entwicklung sein kann! Aber den Gruß darf ich gerne annehmen

    und erwidern – der Füchsin.
    Helmut

  3. Syntaxia

    Hm, da kommt doch noch eine Meise hinzu! 🙂

    Der Bär, so gutmütig wenn er nicht gereizt wird denke ich. Er will wohl in Bewegung sein, nicht an einem Platz bleiben.
    Meinen Platz habe ich schon, auf einem Ruheberg unter einer Buche.

    Ich wünsche dir, dass es noch dauern wird, bis du die große Reise antrittst, lieber Helmut!

    Liebe Grüße,
    Syntaxia

  4. Helmut

    Liebe Syntaxia,

    Eine Meise s e i n – das stelle ich mir auch sehr schön vor. Ihr Gesang ist ja fast so schön wie die der der Amsel, allerdings ni cht so schnurrend wie jener. Ich habe gestern beim Besuch des Uracher Wasserfalls auch mein Bär-Sein sehr genossen. Ich bin meiner Frau, die von zwei Enkelkindern begleitet wurde, hinterhergehastet, weil ich noch (das war nicht ganz das Bär-Sein) einen Parkplatz auf dem überfüllten Besucher-Parkplatz gesucht habe, während sie schon vorausgegangen waren. Am Fuße des Wasserfalls habe ich meine Frau (noch) angetroffen; ich war richtig glücklich, dass ich das noch geschafft habe.

    Ich möchte gerade wirklich noch nicht die große Reise antreten; ich will ja, wenn ich die 80 erreiche, noch 99 werden! ( 😉 ) (Ich habe gerade wieder ziemlich Kraft in mir gespürt!)

    Hab Du eine schöne Zeit bei Deinem Ruheberg (und dem Weg dorthin!).
    Liebe Grüße
    Helmut

  5. Monika-Maria Ehliah

    Lieber Helmut,
    das sind sehr tiefsinnige Gedanken, sie beinhalten so viel.
    Klänge aus den verschiedensten (Gefühls-)Welten.
    Jedes Wort berührt mein Herz – dafür verneige ich mich in Dankbarkeit!
    Bleib gesund und wandle im lichten heilsamen Segen!
    Herzenswarme Umarmungsgrüße M.M.

  6. Helmut

    Ganz herzlichen Dank, liebe Monika-Maria, für die lieben Worte, die Du gefunden hast! Ja, es sind Gedanken, die aus meinem Innersten kommen. Angestoßen wurden sie durch lange Erfahrung mit dem großartigen Erlebnis mit einer indianischen Frau in Amerika.

    Ich schicke Dir auch ganz liebe Grüße
    Helmut

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