Lyrisches von Helmut Maier

Ein neuer Achtundzwanziger

Flüchtlingsproblem?

Hör‘ ich aus deutschen Mündern heut‘
schmähend „Rassenschande“ gegackert,
dann ist das eindeutig ein Deutschenproblem.

10 Kommentare

  1. Rachel

    Lieber Helmut,
    ich würde es fast ausweiten wollen,dein Deutschenproblem, denn wo haben die anderen EU-Länder sich versteckt, wenn es darum geht, auch diese Menschen aufzunehmen?

    LG, Edith

  2. Helmut

    Dass wir Deutschen offenbar nicht durchgehend etwas aus unserer nationalsozialistisch-rassistischen Vergangenheit gelernt haben, stimmt mich äußerst deprimiert. Dass andere Länder da von uns eigentlich gar nichts lernen können, ist mir leider klar.

    Danke für Deinen Kommentar und einen lieben Gruß, liebe Edith.
    Helmut

  3. Anna-Lena

    Was ist in Europa los? Schlimmer kann sich die Uneinigkeit in Europa nicht zeigen, wie in diesen Tagen. Ein Zeichen, dass das Wort Gemeinschaft bei vielen noch nicht angekommen ist.

    LG Anna-Lena

  4. Helmut

    Nationaldünkel und Mangel an Solidarität scheinen zu korrellieren.

    Danke, liebe Anna-Lena,
    und liebe Grüßüe
    Helmut

  5. bruni8wortbehagen

    Rassenschande? Lieber Helmut, gibt es Menschen, die dieses total bescheuerte Wort benutzen?

    Flüchtlingswelle ist auch kein gutes Wort für das, was wir zur Zeit erleben. Es erzeugt Angst, wie ein Tsunami, eine Riesenwelle, die alles mitreißt, niederreißt und aus den Angeln hebt, was vorher da war.
    Schon ist Angst erzeugt u. wir wundern uns dann, woher sie kommt.

    LG von Bruni

  6. Helmut

    Liebe Bruni,

    ich hätte es selber nicht für möglich gehalten. In einem Fernsehbeitrag bereiste eine – weiße – Reporterin mit einem schwarzhäutigen Berliner aus Afrika Sachsen. Mit versteckter Kamera wurden Szenen aufgenommen. Mehrmals hörte man das Wort „Rassenschande“ von Passanten und Passantinnen.
    Von da kommt auch die Angstmacherei.

    Ich danke Dir und grüße Dich herzlich!
    Helmut

  7. Gabriele Brunsch

    Lieber Helmut,liebe Edith, liebe Bruni,

    ich habe dieses Video auch gesehen, und war gar nicht erstaunt, da ich ähnliche Berichte schon vor einigen Jahren verfolgt hatte. Es hat sich nichts geändert. Wir, die wir in der Amerikanischen Zone gelebt haben, haben die Schwarzen Amerikaner erlebt, ihre Kinder mit deutschen Frauen kennengelernt, sie waren Bestandteil unserer Gesellschaft, sie gehörten dazu.

    Auch jetzt noch gibt es, zumal in meiner Gegend (die Amerikanischen Besatzer verließen uns doch erst vor wenigen Jahren), viele, viele kleine braune Kinder, immer wieder neue, gibt es, die ein wenig Englisch sprechen, aber perfekt Deutsch, gibt es da, weil einige Amerikaner hier geblieben sind, als Pizzabäcker oder Automechaniker arbeiten, etc. pp. und ein normal integriertes Leben führen.

    Diese lebensverändernde und ansichtenverändernden Gewöhnungsprozesse gab es dort nicht, wo das Wort Rassenschande so leicht über die Lippen geht.
    Mir ist es um diese Menschen bange, denn sie haben doch, zumal dort, durch die Unfähigkeit deutsches Fernsehen zu sehen, den Verschluss vor den bösen Einflüssen des Westens, die Gesinnung der Nazizeit ungefiltert weiter zelebrieren müssen … ich werde wieder Schelte bekommen. Ich weiß. Aber hat nicht ein Großteil der Intelligenz, einfach rübergemacht, und wenn sie nicht still waren und aufgemuckt haben, dann wurden sie interniert!
    ***
    Das Wort Flüchtlingswelle trifft es aber ganz genau, liebe Bruni, es ist ein Tsunami, ein Menschentsunami, das darf in der Masse, um die es hier geht, ruhig gesagt werden. Das muss Angst einflößen. Mit normalem Bagatellisieren und Beschönigen geht hier nichts weiter.
    Das Netz ist voll an Anschuldigungen, an Schuldzuweisungen, wer hier in der Vergangenheit der Buhmann war, wer was wohin geliefert hat, etc. – aber auch das bringt uns jetzt nicht weiter.
    Jetzt ist Jetzt.
    Hier kommen sie zu Tausenden, Zehntausenden, Hunderttausenden, in bunter Gruppe, verzweifelt, zerschlissen und verelendet – alles Menschen, die kein Zuhause mehr haben.
    Lieber Helmut, liebe Bruni, ich schreibe mir einfach ein wenig die Seele frei, sorry, ich muss es jetzt einfach tun. Zu wirr ist alles.
    Nichts wird mehr sein, wie es einmal war … Jetzt liegt es an uns, die neue Situation anzunehmen und Wege zu finden, mit Menschlichkeit und Aufgeschlossenheit die neue Welt so einzurichten, dass sie für uns alle gemeinsam mit den Neuankömmlingen lebenswert ist.

    Ich habe in meinem Leben schon sehr vielen Menschen persönlich geholfen. Zumal auch mit Unterbringung und großer Hilfsaktion als sie aus den neuen Bundesländern strömten. Die Gastarbeiterproblematik hat mich immer beschäftigt und auch dort habe unentgeltlich und privat viele Jahre intensive Arbeit geleistet. Irgendjemand sagte, sie sollten „dankbar“ sein. Hei, dankbar, das waren diejenigen, denen ich Federbetten schenkte und Kopfkissen, denen wir Geschirr gaben und Toilettenartikel, auch nicht. Dankbarkeit? Wenn Freundschaften entstehen, wenn man beispielsweise Zeit verbringt und auch Alltag miteinander teilen kann durch die Umstände, dann wird sich Dankbarkeit entwickeln, die dann so etwas wie Liebe und Respekt ist, die ein Leben lang dauert.

    Mir kommt da noch etwas in den Sinn. Die Mutter Christi wird in der Türkei verehrt als Mutter des Propheten. Ich habe ihren Geburtsort in der Nähe von Ephesus auf einem Berg besucht. Die MUtter Christi war Jüdin. Als sie, schwanger, mit Joseph an die Türen klopften um ein Nachtlager zu bekommen, da wurden sie überall abgewiesen. Diese Geschichte soll zeigen, dass Gastfreundschaft etwas ganz Wunderbares ist, auch soll sie anmahnen, dass, wenn die Herbergsleute Christen gewesen wären, diese Herzlosigkeit natürlich nicht da gewesen wäre… hach, da muss ich nur lächeln!

    In der Türkei habe ich verschiedentlich Gastfreundschaft erlebt, in einer Art, die man sie sich hier nicht vorstellen kann, und zwar ohne Hintergedanken und ohne pekuniäre Interessen.

    Danke fürs Lesen!
    Liebe Grüße
    Gabriele

  8. Helmut

    Ja, liebe Gabriele,

    ich habe es mit Interesse gelesen. Da sind eine ganze Reihe sehr einleuchtender Erklärungen geliefert worden, die sicherlich noch ergänzt werden könnten.
    Die Situation zeigt aber, in welcher Zerrissenheit die deutsche Gesellschaft mit den Ereignissen zurechtkommen muss.
    Schade nur, dass es offenbar das Machtwort der Kanzlerin brauchte – so spät es auch kam – um den Trend der Meinungen umzudrehen.

    Danke und liebe Grüße
    Helmut

  9. Gabriele Brunsch

    …und wie sie beschimpft wird, von allen Seiten hagelt es auf sie herunter.
    Die Entwicklung geht mit so einem Tempo voran, dass jeder Satz heute schon heute überholt wird.

    Jetzt sage ich aber etwas ganz anderes:
    Ich habe doch seit den 70ern keinen Fernsehapparat, d.h., ich schaue am Abend ein wenig über die Mediatheken am P.C.. Von der großen Anzahl an Shows und Comediekramquizundcosendungen hatte ich bis vor kurzem keine Ahnung. Jetzt, da ich über FB Ausschnitte über YouTube angeboten bekomme, mich dort ein wenig umschaue, merke ich erst, was hier passiert. Das haut mich um. Das ist doch die Endzeit, ich bin fassungslos. Die Leute fahren mit dem Auto, sie zahlen EINTRITT um sich z.B. diesen läppischen Quatsch eines Mario Barth anzuschauen und sie sitzen in ausverkauften Hallen und klatschen bei jeder Zuckung, die ihm mit schmalsinnigen Worten aus Mund und Gestik flutscht. Das ist die Masse der Deutschen, sie haben nichts besseres zu tun. So verbringt man doch den Abend in Harmonie mit der Einfalt! Gruselig!
    Umarmung
    Gabriele

  10. Helmut

    Die Rede von der „Rassenschande“ stammt aber ursprünglich aus einer Zeit vor der, die Du beschreibst, liebe Gabriele.

    Und zweitens: Ich habe es geahnt!:
    https://www.maierlyrik.de/blog/2015/09/14/lapidar-2/

    Gruß
    Helmut

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