Lyrisches von Helmut Maier

Regt Euch auf!

Beim Prozess gegen Jesus vor dem Hohen Rat sollen Zeugen ihm vorgeworfen haben, sie hätten ihn sagen hören: „Ich werde diesen mit Händen erbauten Tempel abreißen und in drei Tagen einen neuen Tempel bauen, der nicht mit Händen gemacht ist“ (Mk 14,58). Jesus brauchte kein Internet, damit ihm Schlimmeres passierte als dem britischen Touristen, von dem Max Schrems, 25, Gründer der Organisation ‚Europe versus facebook‘ in der sonntaz vom 6./7. Juli berichtet:

„Hast du diese Woche Zeit zum Quatschen, bevor ich Amerika zerstöre? Kuss“, twitterte ein britischer Tourist vor einem geplanten Partytrip nach Los Angeles. Dort angekommen, wurden Leigh Van Bryan und eine mitreisende Freundin verhaftet, für zwölf Stunden festgehalten und ausgewiesen.

So weit aus jenem Bericht. Er hat mich sofort an obige Bibelstelle erinnert, aber auch daran, dass offenbar moderne Demokratien nahe dran sind in solche Zeiten abzurutschen. Möglicherweise hat Leigh das Verb „destroy“ benützt, was ich glatt mal mit „unsicher machen“ übersetzen würde: „Hast du diese Woche Zeit zum Quatschen, bevor ich Amerika unsicher mache? Kuss“ – so würde die Twittermeldung dann heißen.

Wie unsicher müssen sich moderne Demokratien fühlen, wenn sie so überreagieren wie in diesem Fall?

4 Kommentare

  1. Anonym

    unglaublich!

    nachdenkliche grüße,
    monika

  2. Moni

    Das ist wirklich erschreckend.
    Das zeigt doch ganz deutlich, wie hochbrisant die Stimmung in den USA zur Zeit ist…
    Es ist also selbst heute noch (wie damals als die Römer…) gefährlich, ein Wort falsch zu übersetzen, anders zu interpretieren…
    Wir sagen sowas doch ganz unbewusst: „unsicher machen“.

    Auch nachdenklich
    Moni

  3. Petros

    Amerika… für mich tabu!

  4. Helmut

    Ich danke Euch sehr für Eure erschrockenen Kommentare, Monika, Moni und Petros.

    Herzlich
    Helmut

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