Lyrisches von Helmut Maier

Weitermarsch

Wie weit auch das Auge blicket:
nur Ruinen ringsumher.
Ach, sie wolln, dass ihr euch bücket.
Schultern tragen ach so schwer.

Dem Zwang mussten wir weichen.
Doch mächtig sind die Zeichen
der Zeit.

Ach, dass sie die Bäume fällen,
altehrwürdig in dem Park,
ach, wir werden doch am hellen
Tag noch so voll Hoffnung stark

demonstriern gegen das Unheil,
was auch immer kommen mag.
Haben wir nicht dennoch Anteil
an der Hoffnung neuem Tag?

Dem Zwang mussten wir weichen.
Doch mächtig sind die Zeichen
der Zeit.

Ach, wer kämpft, der kann verlieren,
wer´s nicht tut, der hat ja schon
aufgegeben zu marschieren,
kennt nur noch den Trauerton.

Dem Zwang mussten wir weichen.
Doch mächtig sind die Zeichen
der Zeit.

Nein, es muss doch weiter streiten,
wer nicht ganz verlieren will.
Vorwärts müssen wir doch schreiten,
gegen allen Overkill.

Dem Zwang mussten wir weichen.
Doch mächtig sind die Zeichen
der Zeit.

6 Kommentare

  1. manacur

    Erinnerte mich an Georg Herweg (1864) – Bundeslied

    Bet und Arbeit! ruft die Welt.
    Bete Kurz! denn Zeit ist Geld.
    An die Tür pocht die Not –
    Bete kurz! denn Zeit ist Brot.
    .
    .
    .
    Mann der Arbeit, aufgewact!
    Und erkenne deine Macht!
    Alle Räder stehen still,
    Wenn dein starker Arm es will.
    .
    .
    .
    Brecht das Doppeljoch entzwei!
    Brecht die Not der Sklaverei!
    Brecht die Sklaverei der Not!
    Brot ist Freiheit, Freiheit Brot.

    Bundeslied
    LG

  2. Helmut

    Mit ihm will ich mich nicht unbedingt messen, lieber Curt. Aber bestimmt haben die KZ-Insassen auch schon davon gewusst, als jemand von ihnen das Lied „Wir sind die Moorsoldaten“ geschrieben hat, nach dem mein Text gesungen werden kann.

    Liebe Grüße
    Helmut

  3. Helmut

    PS: Die erste Version meines Gedichts unter dem Titel „Marsch“ stammt übrigens vom September 2010, als der Nordflügel fiel: https://www.maierlyrik.de/blog/2010/09/19/2276/

  4. Traveller

    „Moorsoldaten“ – jetzt weiß ich, warum mir der Rhythmus deiner Zeilen so vertraut war

    lieben Gruß
    Uta

  5. Helmut

    Der Refrain hat’s mir besonders angetan. Er richtet mich durch irgendeine Art Hexerei immer wieder auf.

    Liebe Grüße, Uta.
    Helmut

    PS: Schon mal gesungen?

  6. Der Emil

    Ein passender Text. Nur eine Zeile fällt aus dem Rythmus:

    «demonstriern gegen das Unheil»

    Gesungen geht das wirklich nicht gut, da klängen “demonstriere-en gegen Unheil” oder “demonstriern gegen jedes Unheil” angenehmer …

    Hm.

    Beste Grüße aus dem regnerischen Halle (Saale)
    Der Emil

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