Lyrisches von Helmut Maier

Wegerich

Aktiv gegen Stuttgart 21

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Wegerich unentwegt
sieht die Wege Gehenden,
die Schwingenden
von Vergangenem
ins Zukünftige,
die Schwingenden
zwischen den Orten des Seins,
nachblickend
den sich Bewegenden,
den Bewegten,
die Wege
Kennenlernenden.
Es schwappt von einem Pol hin
zu dem andern.
Bewegung ist viel.
Kommt sie ans Ziel?

Wägend Vorteile
und Nachteile,
immer im Vorwärts
des Hin und Her.
Nichts bleibt
an dem Ort
des Wegerichs.
Die Waage,
wann pendelt sie
sich ein
auf den Ruhepunkt
der Gerechtigkeit?

Hat sie ein Gewicht?
Halten die geschundenen Füße
die Schmerzen aus
ohne die Labsal
vom Wegerich?

11 Kommentare

  1. LadyArt

    …was hast du da nur für eine wunderbare idee in ein gedicht gegossen: natur und philosophie, zeitläufe und alte, weise medizin, so viele gedanken und ebenen mit dem wegerich, der uns auf schritt und tritt begleitet und seine kraft im zustand der unachtsamkeit verloren hat… nur für eingeweihte ist er treuer weggefährte…

    ich freue mich
    gabriele

  2. bruni kantz

    Spitzwegerich, Breitwegerich. Es bewegt mich. Ich werde in meine Kindheit zurückversetzt. Ich sehe die Bleche, auf denen er trocknet. Unscheinbar sind sie, diese Pflanzen am Wegesrand, doch ich denke, ihre Heilkraft ist vielen bekannt. Lieber Gruß von Bruni

  3. Quer

    Mir schwebt da irgendwie unser aller Pilgerweg durchs Leben vor mit den auffallenden oder unscheinbaren Weggefährten der Natur.
    Wegerich – was für ein schönes Wort. Und was für schöne Kindheitserinnerungen daran!

    Liebe Grüsse,
    Brigitte

  4. Helmut

    @Isabella: Gehören Natur und Philosophie nicht ganz eng zusammen?

    @Bruni: Mein Enkel hat’s von seiner anderen Großmutter gelernt.

    @Brigitte: Wenn wir uns die Etymologie von „Weg“ klarmachen, dann ist es nicht der in eine Richtung festgelegte Pfad, sondern ähnelt eher dem alten kretischen Labyrinth, dessen Weg zwar auch zu e i n e m inneren Ziel führt (und wieder heraus), aber sich windet in vielerlei Richtungsbögen.

    Ich freue mich, wenn Erinnerungen an Kindheit und Eingeweihtsein erwachen, und danke Euch ganz herzlich für Eure diesbezüglichen Kommentare.
    Herzliche Grüße
    Helmut

  5. LadyArt

    …mich mit isabella zu verwechseln ist schon ein heftiges zwinkern wert 🙂

    liebe grüße
    gabriele

  6. Helmut

    Wie kann ich das je wieder gut machen, liebe Gabriele? Obwohl: Ich schätze Euch ja beide. Da ist das vielleicht gar nicht so schlimm …? 😉

    Liebe Grüße
    Helmut

  7. LadyArt

    …ich muss mich für deinen besuch auf ladyart-haiku bedanken und dich auf eine kleine änderung aufmerksam machen. ich trug es den ganzen vormittag mit mir herum, kam aber erst jetzt dazu es zu ändern. die steine sprechen zu mir…. ich habe die „wortklangfarben“ in „zeitklangfarben“ umgewandelt, das musste sein…

    ich denke du kannst meine gedanken nachvollziehen.

    bis bald…
    gabriele

  8. rosadora

    ja, da habe ich wenig hoffnung, dass die waage sich einpendeln kann. leben ist bewegung und zieht am wegerich vorbei, hoffentlich von jahr zu jahr, hoffentlich von der gegenwart ins zukünftige, hoffentlich in schönen schwingungen, die erhellen und manchmal auch erfreuen.

    danke für deinen beitrag
    rosadora

  9. Helmut

    Ich glaube, dass man in meinem Text nicht alles an e i n e m Bild festmachen kann. Da gibt es, muss ich zugeben, auch Widersprüche, die aber vielleicht nicht aufhebbar sind.

    Vielen Dank für Deinen Kommentar, liebe Rosadora,
    und herzlichen Gruß
    Helmut

  10. Traveller

    Wegerich – wie gekonnt du ihn aus dem Übersehen-werden holst
    bei deinen Worten sehe ich die Blüten wie ein Metronom im Wind pendeln
    und deine Gedanken in diesem Schwingen: *daumenhoch*

    lieben Gruß
    Uta

    • Helmut

      Liebe Uta,
      Danke für Deine nachdenklichen Zeilen. Mehr konnte ich mir ja als Kommentar wirklich nicht wünschen. Ja, Dein Bild vom Metronom passt hervorragend. Es ist auch für mich als Etymologie-Fan immer wieder faszinierend, was sich aus einer Wortherkunft ablesen lässt – hier das Schwingende, dessen Gegensatz des Unentwegten die ursprüngliche Bedeutung des Weges deutlich macht.

      Ja, der Alltag muss und darf weiterlaufen; und doch gibt es Zäsuren, die sogar eine CDU zum Nachdenken bringen.
      Liebe Grüße
      Helmut

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