Und willst Du nicht mein Diener sein,
dann schlag ich Dir den Schädel ein.
Ich tu´s vielleicht nur metaphorisch,
jedoch nicht minder effektorisch.
Über deine Verhältnisse lebst du;
da lass ich dich doch nicht in Ruh.
So sag ich schnell um Recht zu haben
und preise meine Rednergaben.
Oder ich nenn dich Kommunist,
der noch die Diktatur vermisst.
Da kann ich leicht dich richtig schneiden:
Du bist der Dümm´re von uns beiden.
Und nenne ich dich Terrorist ”“
Ob du das sicherlich auch bist,
das muss ich weiter nicht beweisen.
Jeder Esel lässt sich so abspeisen.
Und geht es wirklich dann um Geld,
ist´s um Ressourcen schlecht bestellt,
lass ich auch die Metapher weg
und schmeiß dich richtig in den Dreck.
Und Krieg ist dann, man kann es sehn,
ja keiner, wenn man´s so will drehn.
Und in der allergrößten Not
ist Krieg der Stunde doch Gebot.
Lieber Helmut,
ob Metapher oder nicht…
Dein Gedicht ist super.
Und der letzte Vers – wie wahr!
Vielleicht doch tatsächlich: „verlassen die Ratten das sinkende Schiff“ (egal wie es heißt) und bringen wenigstens i h r Schäfchen ins Trockene.
Und dann noch das öde Wetter…
Trotzdem liebe Grüße an Dich!
Moni
Abel steh auf
Es musste neu gespielt werden
Täglich muss es neu gespielt werden
Täglich muss die Antwort noch vor uns sein
Die Antwort muss ja sein können
wenn Du nicht aufstehst Abel
wie soll die Antwort
diese einzig wichtige Antwort
sich je verändern
wir können alle Kirchen schließen
und alle Gesetzbücher abschaffen
in allen Sprachen der Erde
wenn du nur aufstehst
und es rückgängig machst
die erste falsche Antwort
auf die einzige Frage
auf die es ankommt
steh auf
damit Kain sagt
damit er es sagen kann
Ich bin dein Hüter
Bruder
Wie sollte ich nicht dein Hüter sein
Täglich steh auf
damit wir es vor uns haben
Dies Ja ich bin hier
Ich
dein Bruder
Damit die Kinder Abels
Sich nicht mehr fürchten
weil Kain nicht Kain wird
Ich schreibe dies
ich ein Kind Abels
und fürchte mich täglich
vor der Antwort
die Luft in meiner Lunge wird weniger
wie ich auf die Antwort warte
Abel steh auf
damit es anders anfängt
zwischen uns allen
Die Feuer die brennen
das Feuer das brennt auf der Erde
Soll das Feuer von Abel sein
Und am Schwanz der Raketen
sollen die Feuer von Abel sein
Hilde Domin: Aus der Sammlung: „Ich will dich“
(S.170-171)
Ich danke Dir, liebe Moni. Das Wetter ist ja übrigens noch immer erträglich im Vergleich zu der unerträglichen Rechtfertigung der Ausübung von Kain-Qualitäten (die dann auch noch scheinheilig zurückgezogen wird!!!)
Ganz herzliche Grüße
Helmut
Auch Dir lieben Dank, Bea. Besonders für den Hinweis auf Hilde Domins Gedicht.
Mein Lyrik-Ich spricht allerdings dafür, dass wir sowohl Abels als auch Kains Kinder sind (obwohl das in unserer ‚Realität‘ gar nicht möglich zu sein scheint).
Herzliche Grüße
Helmut
Um in Deinem Bild zu bleiben: Abel hatte keine Kinder, also stammen wir alle von Kain ab, tragen das Kainsmal auf der Stirn, damit uns niemand erschlage, wie wir unseren Bruder erschlagen haben.
Danke, lieber Paul. Ob wir aber nicht doch im symbolischen Sinn zusätzlich Abels Kinder sein können?
„Wessen Hündchen sind wir“ habe ich deswegen in meinem Gedicht „Deutsches Stirb-und-werde“ von (spätestens) 2005 gefragt.
Liebe Grüße
Helmut
Kein Widerspruch. – Ich sehe das etwa so, wie es John Steinbeck in seinem Roman „Jenseits von Eden“ den Samuel Hamilton sagen lässt.
Liebe Grüße
Danke, lieber Paul. Nun bin ich allerdings nicht ganz so belesen … 😉
Liebe Grüße
Helmut
Lieber Helmut,
wir alle tragen den Schatten, das Kains Zeichen, aber auch das Licht (Abel?) in uns. Dein Gedicht ist toll!
Liebe Grüße
ELsa
Danke für Dein freundliches Lob, liebe Elsa. Vielleicht müssen wir uns endlich mal entscheiden?
Liebe Grüße
Helmut
So ist es. Aber warum? Weil sich die Menschen von ‚Gott‘ verstoßen fühlen (Kain-Motiv)? – Tolles Gedicht!
Ich denke, das Streben nach Besitzstandswahrung ist das zentrale Problem jeder Gesellschaft, ob national oder global, wenn es darum geht, Gerechtigkeit zuzulassen. Wer Gerechtigkeit von reicheren Schichten/Völkern einfordert, ist da moralisch besser dran als wer Gerechtigkeit fürchtet, weil sie Verlust an Besitzstand erwarten lässt. Viele Menschen/Völker sitzen da zwischen den Stühlen, sind also sowohl in der Position von Kain und Abel, fühlen sich also sowohl bedroht von den Ärmeren als auch übervorteilt von den Reicheren. Wenn man das als ‚Verstoßensein von Gott‘ im Sinne Kains bezeichnen will …
Vielen Dank, lieber Matthias, dass Du mich zu diesen Gedanken angeregt hast,
und liebe Grüße
Helmut
Ach, diese unseligen Brüder damals und jetzt:
Das Wort M I S E R A B E L muss von Kain sein …
Danke für die Denkanregung.
Gruss, Brigitte
Der eine ist miserabel, dem andern geht’s miserabel: patriarchale Doppeldeutigkeit!
Danke, liebe Brigitte,
und herzlichen Gruß
Helmut
@Helmut: Ja, man könnte vielleicht sagen: Die einen töten, um ihren Besitz zu wahren, die anderen, um ihn zu erlangen.
Das wäre vielleicht etwas zu speziell, lieber Matthias. Vielleicht so: Die einen bekämpfen die andern, weil sie etwas verteidigen wollen (z.B. ihren Besitz), die andern bekämpfen jemand, um etwas zu bekommen. Dabei sind die einen und die andern oft identisch.
Liebe Grüße
Helmut
Irgendwo, lieber Helmut, irgendwo treffen sich die Beiden auch in uns. Sie wissend ertragen und nachsichtig handeln uns und anderen gegenüber.
Liebe Grüße
Barbara
Aber nicht so nachsichtig, dass wir alles Unrecht dulden, nicht wahr, liebe Barbara?
Danke für Deinen Kommentar und liebe Grüße
Helmut