Lyrisches von Helmut Maier

Poetry Slam

Nun habe ich also auch einmal ein Poetry Slam miterlebt, beziehungsweise habe ich noch nicht wirklich ein Poetry Slam miterlebt, meine aber durch meine Erfahrung in diesem speziellen Fall mitreden zu können, wenn es um die Frage geht, was denn nun ein Poetry Slam sei und wie man es zu bewerten habe in seiner Qualität als literarisches Ereignis oder als Unterhaltungsveranstaltung, was die Frage einschließt, ob es bei der Lyrik (denn um solche sollte es doch bei etwas gehen, was englisch mit poetry benannt wird, obwohl es dem Wort nach dann ja auch um Poesie gehen könnte) auch so einen Unterschied geben könnte wie bei der E-Musik und der U-Musik, was ja auch immer eine umstrittene Frage ist; dies alles angesichts der Tatsache, dass es bei Poetry Slams ja auch, aber nicht nur um literarische Qualität, sondern ”“ vielleicht in größerem Maße ”“ um Qualitäten der Performance geht, was ja mit dem Ursprung des Wortes Lyrik, nämlich dem, was mit der Lyra vorgetragen werden soll, sehr viel zu tun hat ….

Ob so ein Text in seiner Atemlosigkeit für ein Poetry Slam passen könnte? Wohl weiß ich sogar, dass bei Poetry Slams nicht nur Lyrik zum Vortrag kommt, sondern auch Kurzgeschichten ihren Platz haben können. Dann wäre Prosa also möglich, wobei diese Prosa hier keine Kurzgeschichte darstellt …

Fragen über Fragen, wie sie sich mir stellten bei dem Erleben des „Poetry Slam ”“ dead or alive“ im Stuttgarter Theaterhaus am vergangenen Donnerstag. Die Karte(n) dazu waren ein eingelöstes Geburtstagsgeschenk, fußend auf einem Gutschein, den ich an meiner vorgezogenen Geburtstagsfeier Anfang August von meinen Kindern bekommen habe. Die haben mich also auf diese vorsichtige Weise mit etwas bekanntgemacht, was einen Menschen, der sich der Lyrik verschrieben hat, doch wohl interessieren sollte. Und obwohl ich allem, was mit Präsentation zu tun hat (also wohl auch einer Performance!), einigermaßen skeptisch gegenüberstehe, weil ja die Gefahr besteht, dass das, was präsentiert wird, gegenüber der Qualität der Präsentation/Performance in den Hintergrund treten könnte, habe ich mich neben der Erfahrung, die ich ja nun endlich auch einmal machen musste, gut unterhalten.

Wer nun noch genauer wissen will, worum es am vergangenen Donnerstag genau ging, dem empfehle ich, diese Seite zu lesen: https://stuttgart.sprechstation.de/?page_id=108 .
Und eine Darstellung, worum es bei Poetry Slams generell geht, gibt es zum Beispiel hier:
https://www.soundslikepoetry.de/Slaminfo.htm .

9 Kommentare

  1. syntaxia

    Lieber Helmut,

    ich bleibe skeptisch. Auch nach dem Lesen der von dir verlinkten Seite, denke ich bei dem Ganzen an eine Schlacht. Der Titel „dead or alive“ untermauert es für mich nur.
    Da bin ich sicher ganz anders gestrickt und mag solche Wetteifereien nicht.

    Es freut mich, dass du dich gut unterhalten hast. Das ist sicher auch das Ziel deiner Kinder gewesen als sie dir die Karten schenkten. 🙂

    ..grüßt dich Monika

  2. bruni kantz

    Lieber Helmut, endlich wurde dieses ominöse Poety-Dings mal angesprochen, erklärt und sogar Links hast Du dazu „preisgegeben“. Natürlich habe ich über diese Poety-Slams gelesen, sie sehr kritisch beäugt, aber erkannt, hier tut sich etwas im manchmal viel zu elitär anmutenden lyrischen Bereich, was das Verstaubte herauspustet und einen anderen Umgang mit dieser Art des „Erzählens“ zeigt.Ich selbst war noch bei keiner derartigen Veranstaltung, aber eine Freundin, die kein Gedicht zusammenbekommt, war sehr interessiert, nahm teil in Weinheim und war begeistert.
    Eines weiß ich ganz gewiss: In dieser Form des Darstellens geht es tatsächlich um eine Performence und jeder, der teilnimmt, kämpft! Er kämpft mit den Worten um die momentane Gunst des anwesenden Publikums…
    Ich würde in einer solchen Darstellung mit meinen Gedichten total untergehen. Das macht aber nichts. Ich bin kein Selbstdarsteller und bleibe lieber hübsch im Hintergrund. Würden alle auf der Bühne stehen, gäbe es kein Publikum mehr und vor wem würden sie sich dann profilieren können, die da „oben“ auf der Bühne?
    Also Bühne frei für die, die sich trauen und hoffentlich etwas können!

  3. Petros

    Unser Schreiben hier in den Blogs… mal sind wir Vortragende, mal Zuhörende, hat m.E. viel mit einem Poetry Slam gemein.
    Gruß
    Petros

  4. Helmut

    Ich danke Euch sehr, Monika, Bruni und Petros. Ja, gewiss hat die Bloggerei etwas von Präsentation, vielleicht sogar Performance. Das habe ich ja nicht prinzipiell abgewertet. Bloß die Prioritäten müssen stimmen.

    Liebe Grüße
    Helmut

    P.S.: Ich wäre natürlich schon daran interessiert, wie jemand das Slamming aus eigener Anschauung bewertet.

  5. mikel

    Slams sind einfach eine weitere Facette, es sollte mehr solche Facetten geben. Eine Erweiterung, kein Gegenüber. Das Entrinnen aus den Fängen der Fäuletons, der Leerstühle
    Es müsste noch viel mehr geben…ich suche immer noch MEHR Mitstreiter z.B. für die Twitter-Lyrik
    https://search.twitter.com/search.atom?q=%23twly

    oder die Literatur der Arbeit
    https://literaturblog-duftender-doppelpunkt.at/litpreis/

    Neues probieren, nicht stehen bleiben…

  6. Thomas Michel

    Lieber Helmut;

    das Interessante daran ist, dass viele der vorgetragenen Texte einem durchaus gut in Erinnerung bleiben, zumal sie mit dem Bild des Vortragenden verknüpft werden.

    Als Sprecher hat man den Eindruck, dass die Leute sich sehr darauf konzentrieren, was du sagst. Ich hatte damals in Marburg ziemlich weiche Knie und etliche Zettel.

    Das war mein einziger Versuch mit Poetry Slam. Als Anerkennung erhielten alle Dichter eine Tüte TomYum- Instant-Nudelgericht.

    Der Sieger, der erstaunlich lange gerappt hatte – erhielt einen Gipsabdruck vom Hinterteil des Veranstalters.

    Es war ein schöner Abend, und die vielen Leute haben viel Bier und Wein getrunken, was (möglicherweise) der tiefere Sinn der Veranstaltung war.

    Gruß an Dich,
    Thomas (was ist eigentlich aus Literature.de geworden? auf einmal waren all unsere Beiträge weg.)

  7. Helmut

    Lieber Thomas,

    Vielen Dank für Deinen Beitrag zur Abrundung des Bildes. Schön, auch von einem wirklichen Augenzeugen zu hören.
    Das bei literature.de hat mich auch geärgert. Nun gibt es ja vielleicht einen Neuanfang.

    Liebe Grüße
    Helmut

  8. fuer und wider der poesie

    Texte sollen durch den Vortrag, die `performance` eine weitere Ebene erhalten. Dadurch, dass der Schreiberling seinen Text nicht nur abliest, sondern ihn darstellt, kann er dem Zuschauer einen tieferen, zusätzlichen, anderen Zugang schaffen. Gilt nicht für alles was auf Slambühnen dargeboten wird, aber stellt mein Verständnis davon dar.
    Literarischer Anspruch und Wirklichkeit klaffen wahrlich ab und an weit auseinander. Aber dieses über einen Kamm scheren darf nicht einreißen!
    http://www.poetryclips.org – suchen: spiegel – anschauen!

  9. Helmut

    Danke Dir, Tobias.
    Das sind sehr aufschlussreiche und eindrucksvolle Beispiele, die Du uns da präsentierst!

    Liebe Grüße
    Helmut

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