Lyrisches von Helmut Maier

Dilemma

„Nun aufwärts froh den Blick gewandt
und vorwärts fest den Schritt!“
Vom Aufwärts war ich mal gebannt,
doch komm ich nicht mehr mit,
solang´s da zu ”˜nem HErren geht,
der unser Leben lenkt
und dabei nicht mal daran denkt,
wie´s um mein Wollen steht.

Und „vorwärts“ ging´s dann immer noch,
„Vorwärts und nicht vergessen
die Solidarität“ ”“ fragt bloß sich heut: mit wem?
Bloß einfach „vorwärts“ ist ja so bequem.
Bloß vorwärts neoliberal?
Ach liebe Zeit, das wär fatal.
Wenn links und rechts sich küssen,
dann müssen, müssen, müssen
ganz vorsichtig wir alle sein.
Sonst stehn wir irgendwann allein.

11 Kommentare

  1. Paul Spinger

    Wenn die Unterdrückten von früher selbst zu Kriegsbefürwortern und Neoliberalen geworden sind, sollte man sich fragen, on man sich auf dieses Dilemma der Wahl zwischen Pest und Cholera überhaupt einlässt. Und Solidarität? Die war und ist doch immer nur die gegenseitige Unterstützung der Armen und Schwächen. Alles andere hat diesen alten Ehrennamen der Arbeiterbewegung nicht verdient.

    Liebe Grüße

  2. Helmut

    Lieber Paul,

    Dass es auch gute Solidarität von Reichen mit Armen geben kann und muss, daran hat schon Willy Brandt in seiner Betonung der Solidarität der reichen Länder mit den ärmsten erinnert.
    Ansonsten muss ich Dir leider im Großen und Ganzen zustimmen, wenn auch die Frage bleibt, wie ganz pragmatisch ein Sieg der Erzkonservativen verhindert werden kann.

    Liebe Grüße und vielen Dank
    Helmut

  3. Paul Spinger

    Lieber Helmut,

    wenn Reiche die Armen unterstützen und ihnen helfen wollen, dann ist das gut, aber es ist keine Solidarität. An diesem Punkt hat Willy Brandt versucht die Begrifflichkeiten der Arbeiterbewegung zu verwässern, was ihm scheinbar auch gelungen ist, denn heute gilt ja alles als „solidarisch“, was irgendwelche Gegensätze zukleistert.
    Aber wie steht es bei Faust: „politisch Lied, ein garstig Lied“.

    (Übrigens: Dein Gedicht ist ausgesprochen gut!)

  4. Helmut

    „politisch Lied, ein garstig Lied“ – das sagt meiner Erinnerung nach nicht Faust, der ‚immer strebend sich bemüht‘, sondern jemand in Auerbachs Keller.

    Und was Solidarität angeht: Da stehen die Besitzlosen in einer Zweidrittelgesellschaft der Wohlhabenden wirklich bald allein, wenn die Solidarität so eingeschränkt werden soll, wie Du es siehst.

    Schön, wieder mal politisch (außer friedenspolitisch, wo ich geübter bin) zu argumentieren, lieber Paul.

    Danke und liebe Grüße
    Helmut

  5. Paul Spinger

    Lieber Helmut,

    was den „Faust“ angeht, hast Du natürlich recht. – Die Besitzlosen dieser Gesellschaft stehen meiner Meinung nach schon lange allein. Zynisch betrachtet könnte man sagen, dass sie nur deshalb nicht völlig im Elend leben, weil die Besitzenden den Anblick und die Konsequenzen des Massenelends nicht ertragen können.
    Aber ich bin nur ein kleiner, vereinzelter Linksradikaler, der stolz ist auf seine kämpferischen Vorfahren, die die wichtigsten Menschenrechte erstreiten halfen. Darum liegen mir auch die Traditionen der Arbeiterbewegung in ihrer Unverwässertheit so am Herzen.

    Liebe Grüße

  6. Helmut

    Lieber Paul,

    Ist es nicht die Frage, ob Solidarität nicht doch unter „Menschen“ oder unter „Proletariern“ (alle, die ihre Arbeitskraft verkaufen müssen) möglich sein muss – trotz oder wegen aller Linksradikalität?

    Liebe Grüße
    Helmut

  7. Paul Spinger

    Solidarität unter Menschen: ja, natürlich! Das ist ja der Kern der Solidarität. Aber Solidarität zwischen gesellschaftlichen Gruppierungen oder Ländern, das ist etwas anderes, das ist keine Solidarität, weil der Grundgedanke der gegenseitigen Hilfe auf völlig gleicher Augenhöhe fehlt, es sich also um Hilfe handelt, der das tiefe Verständnis der Gleichheit nicht zu Grunde liegt, sondern der Gedanke des „Helfen müssens“. – Solidarität ist, wenn ich Hunger habe, und mein Brot, das kaum für mich reicht, mit den anderen Hungrigen teile. Wenn ich mehr habe, als ich brauche, und das an die anderen verteile, ist das keine Solidarität, sondern „Caritas“.

    Liebe Grüße

  8. Helmut

    Gerne lasse ich Dir den Begriff Solidarität und ziehe mich auf die Hoffnung auf Caritas zurück. Welche Parteien da für mich auf gar keinen Fall in Frage kommen – trotz oder wegen der angeblich christlichen Farbe und trotz oder wegen der unterschiedlich gesehenen Liberalität, ist mir schnell klar. Schwieriger ist es da bei den Konkurrenten im selben Lager.

    Liebe Grüße
    Helmut

  9. giocanda

    Solidarität.
    Demnächst fällt es jemandem ein, die Verschiebungen der Steuergelder an die Banken als notwendigen solidarischen Akt hinzustellen ;-).
    Mich würde es nicht wundern.
    Mit Interesse bin ich Euren Gedanken gefolgt.
    Wenn Worte ihren Sinn verlieren, verliert man den Boden unter den den Füßen. Man kann nur noch schweigen, um Missverständnissen aus dem Weg zu gehen.

  10. Helmut

    Babylon?

    Vielen Dank, Barbara, und liebe Grüße
    Helmut

  11. giocanda

    Ja, Babylon.
    Ich wundere mich immer wieder, dass man gleichzeitig so zufrieden sein kann – wahrscheinlich sind wir Weltmeister im Verdrängen. 😉

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