Richda
hoißt bei ons Schwoba
net: urdeila,
scho gar et
v´r-urdeila.
Erschd
wamm´r ebbas
nemme richda ka,
wann´s also ganz kaputt isch,
schmeißt m´r´s weg.
D´Bibel v´rschdanda
isch do ganz schee
schwierig,
wann´s do hoißt:
Richtet nicht,
auf dass ihr nicht
gerichtet werdet.
Hallo Helmut,
so ist das mit der Bedeuten von Worten. Und wenn dann noch Mundart dazu kommt…
Gestern schrieb ich:
„Wir lesen, was wir wollen… in den Augen ebenso,
wie in Worten und zwischen den Zeilen.“
Gruß
Petros
Danke, lieber Petros.
Wenn wir nur das lesen, was wir wollen, ist das wohl so. Ohne weitere Kenntnis als nur die unmittelbare Begegnung mit Worten (und Augen) sind Missverständnisse vorprogrammiert. Daher kommt wohl das Interesse an Vergangenem, an dem, was hinter uns liegt: das Interesse der Historiker an den Hintergründen.
Liebe Grüße
Helmut
Diesen Ausdruck kenne ich auch im Sinne von „das lässt sich schon noch richten“ (womit ein Zurecht-, ein Geradebiegen oder ein Wiederinstandstellen – meist von Gegenständen – gemeint ist).
Gruss, Brigitte
Ja, liebe Brigitte, das Wiederinstandsetzen von Dingen oder Zuständen wollen wir Schwaben gar nicht als eine Bedeutung von „richten“ für uns allein in Anspruch nehmen (obwohl es natürlich zu der uns nachgesagten Sparsamkeit passt – hier wohl eher auf die Altwürttemberger bezogen).
Das „richten“ im Sinne des Richters ist uns bei diesem Wort aber (soviel ich weiß) ganz fremd.
Vielen Dank für Deine Ergänzung
und liebe Grüße
Helmut
Ich finde den Gedanken der letzten Strophe umwerfend, urkomisch. Wie soll das ein sparsamer Schwabe verstehen?
Nicht richten und selber nicht gerichtet werden, wenn es noch irgend geht. 😉
Gruß
Barbara
Dass Du Spaß daran hattest, freut mich natürlich sehr, liebe Barbara. Vielleicht hast Du aber auch ein bisschen mein Aber gegen das angeblich zurechtbringende hochdeutsche Richter-Richten herausgehört?
Liebe Grüße
Helmut
Lieber Helmut,
gerade lese ich Dein tiefgründiges Gedicht und die Kommentare.
Ja, unsere Sprache ist schon ein tolles Gebilde. Aber wir müssen sehr nachsichtig mit ihr sein, zumal mit der Sprache der Bibel. Ihr verdanken wir schließlich unsere einheitliche deutsche Sprache und das immerhin seit einigen Hundert Jahren, und das archaisch starre Festhalten Bibelbewahrer schließlich lässt uns in den Genuss kommen, solche schönen Sätze lesen zu können.
Gib mal „richten“ bei Leo-Englisch ein, da bekommt man ein üppiges Arsenal englischer Entsprechungen, das einem erst die Vielfältigkeit des Wortes in der Deutschen Sprache bewusst macht.
Da ist nichts einfach, das ist eines der Wörter, die es wahrlich in sich haben…gepfeffert!!!
Behutsam umgehen mit der Sprache der Bibel, das meine ich ganz konkret auch deshalb, weil doch der arme Luther und sein Helfer Melanchthon ja auch nur brav nach ihrem besten Wissen und Gewissen mit den Wörterbüchern, die ihnen die Scholastik überlassen hat übersetzt haben und sie haben die Deutsche Sprache genommen, aus dem Dialekt, der ihnen vertraut war… und da kam dann halt so was raus.
Aber darüber gibt es einige Doktorarbeiten, die es genau und im einzelnen belegen können, was hier alles schiefgelaufen ist und vor allem, was in der Folgezeit nicht korrigiert worden ist, weil es sich so gefestigt hatte, dass es unausmerzbar geworden war.
Wenn Richter über Richter richten, gehen Recht und Wahrheit oft zunichten
…das ist so ein altes Sprüchlein, das doch genau hierher passt…
LG
Gabriele
Danke für den Link, lieber Petros.
Liebe Grüße
Helmut
Liebe Gabriele,
Nichts liegt mir ferner als Luther in seiner Meisterleistung für die neuhochdeutsche Sprache zu schmälern. Da hat „richten“ wirklich eine große Vielfalt an Bedeutungen. Die hat es im Schwäbischen nicht; und nur darüber habe ich geschrieben. Dass das mit leicht grimmigem Humor geschehen ist, liegt sicher daran, dass das Schwäbische als ausdrucksstarke Mundart eher einen schlechten Ruf in Deutschland hat, dem ich entgegenwirken möchte.
Vielen Dank
und liebe Grüße
Helmut