Lyrisches von Helmut Maier

Lehren aus der Etymologie für den Friedenswillen

Verzeihung versagen dem Schuldiger:
zweifache Verneinung von Dichten.
Sagen, was ist, zeigen,
wie sich´s verhält
– ein Verdikt ist ein Verdikt:
vere dictum: wahr gedichtet,
nicht: erdichtet, erfunden.
Vere!
Und doch nicht verdammen.
Die Hölle in den Bereich
der Fabel verweisen,
wenn die als lehrhafte Dichtung
nicht wirkt, sondern
aussondert und abschiebt
mindestens, eher
vernichtet.

Alles verstehen
heißt alles verzeihen.
Warum soll das nicht wahr sein?
Manchmal hilft”˜s schon,
die Wunde verbinden.

Etymologische Verwandtschaften zu ”šzeihen”˜ sind dick gedruckt;
inhaltliche Entsprechungen dazu zusätzlich gesperrt gedruckt.

7 Kommentare

  1. giocanda

    … Alles verstehen
    heißt alles verzeihen …

    … Manchmal hilft‘s schon,
    die Wunde verbinden …

    nichtsdestotrotz sickert Blut durch den Verband.
    Die Hölle eine Fabel?

  2. Helmut

    „nichtsdestotrotz sickert Blut durch den Verband.“
    Ja, liebe Barbara, oft auch, aber nicht notwendigerweise immer.
    Und ist die Hölle nicht wirklich oft nur eine Erfindung, wenn auch vielleicht nicht notwendigerweise immer?

    Ich denke, mindestens wären viele Höllen vermeidbar, wenn Menschen mehr in friedlicher Absicht aufeinander zugehen könnten.

    Liebe Grüße
    Helmut

  3. giocanda

    Jeder will den Frieden, fragt man ihn.
    Wieso klappt es dann nicht zwischen uns Menschen, wenn es darauf ankommt?

  4. Helmut Maier

    Weil wir nicht so leicht verzeihen können.

  5. Elke

    Vere dictum- wahr gesprochen.
    Wer aber sagt, was da wahr ist und was erDICHTET?

    Dein Gedicht ist ein ganz besonderes, lieber Helmut.

    Es ist durchdrungen von einer tiefen Sehnsucht nach der verstandesmäßigen und gefühlsmäßigen Entscheidung der Menschen, aufeinander zuzugehen. Und es ist greift die Frage nach dem auf, was denn Wahrheit ist, von der wir wissen, wie schwer sie zu finden ist, vor allem in einem selbst, weil wir subjektiv spiegeln.

    Mich fasziniert der Einstieg in deinen Text, die direkte Verbindung zum Vaterunser und indirekt zum Inhalt der Bergpredigt.

    Mich selbst trägt immer wieder die Hoffnung, dass Menschen lernen können zu verzeihen, im Großen wie im Kleinen. Diese Hoffnung finde ich zum Schluss deines Gedichtes aufgegriffen. Und so berührt es mich neben der Sachebene auch im Gefühl,

    herzlichst, Elke

  6. Petros

    Traue
    Mich. Ver-
    Traue
    Jenem Wort

    Binde
    Mich. Ver-
    Binde
    Mich ans Hilf

    Zeihe
    mir. Ver-
    Zeihe
    Meinem. Vere.

    Gruß
    Petros

  7. Helmut

    Elke und Petros,

    Vielen Dank für das Einfühlen und dafür, dass Ihr diesem Einfühlen Ausdruck verliehen habt. Ihr macht mich schon einigermaßen verlegen.

    Liebe Grüße
    Helmut

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