Lyrisches von Helmut Maier

Vor-Urteil

Ein riesiger Stecken nur,
in den Himmel ragend:
im Sommer ein Baum.
Ein paar struppige Reiser daran.
Hoffnungslos
scheint es.
Ich weiß:
Sie werden grünen
und spotten
über die kurze Lebenszeit

der Menschen.

Kommentargedicht von Paul Spinger :

Ach nein, oh nein,
Sie spotten nicht.
Was soll schon sein?
Novemberlicht
Verbirgt nur,
Aber spottet nicht.

Man möchte meinen, ´s wär ein Traum,
Denn alle Kraft steckt tief im Baum.

8 Kommentare

  1. quersatzein

    Das kann ich mir nicht vorstellen, dass Bäume spotten – das ist doch eine durch und durch menschliche Regung, so wie Vorurteile oder Hoffnungslosigkeit…

    Aber das Grünen ist Sinnbild für Zukunft und (Über-)Lebenskraft.

    Vorerst werden wir uns aber dem Winter zuwenden müssen oder dürfen, je nachdem.

    Mit lieben Grüssen
    Brigitte

  2. syntaxia

    Das erinnert mich an meine Weidenzweige, die ich einmal in die Erde steckte. Nach kurzer Zeit hatte ich einen wirklich schönen Baum, in meinem Garten am Teich. Ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte(und größer..).
    Die Zweige waren im Winter eine feine Dekoration, nur Wasser durfte nicht rankommen, dann trieben sie sofort aus.
    Als die Weide aus Sicherheitsgründen gefällt werden musste, trieben auch die Aststücke zunächst noch aus..
    So ein geballter Lebenswille, wie ihn die Weide hat, das finde ich schon bewundernswert.

    ..grüßt Monika

  3. manacur

    Ein Weidenzweig
    erfüllt genau
    den hier gezeigten Weg

    der selbst als Baum
    ähnlich dem Schilf
    den Stürmen widersteht

    er beugt sich lieber
    statt zu mauern
    so kann er leicht
    die Menschen überdauern

    Lieber Helmut,
    war das gemeint?
    Gruß
    Curt

  4. Helmut

    Unsere Erfahrungen mit Bäumen sind ja so vielfältig, dass sie nicht alle in ein Gedicht und in einen Kommentar passen. Habt vielen Dank für Eure Überlegungen und Berichte.
    Mit „im Sommer“ meinte ich in meinem Beispiel zuallererst (aber nicht nur) „vergangenen Sommer“, und mit dem ‚riesigen Stecken‘ meinte ich kein kleines Reis, sondern wirklich einen schon ‚fertigen‘ Baum; aber das ist wahrscheinlich nicht das Entscheidende, sondern tatsächlich die unbändige, für uns Menschen kaum erschließbare Lebenskraft, die ich mit dem Bild des Spottens auszudrücken suchte.

    Vielen Dank nochmal Euch dreien: Brigitte, Monika und Curt, und liebe Grüße
    Helmut

    P.S.: Beim Titel „Vor-Urteil“ geht es nicht um das der Bäume, sondern um unseres!

  5. Paul Spinger

    Ach nein, oh nein,
    Sie spotten nicht.
    Was soll schon sein?
    Novemberlicht
    Verbirgt nur,
    Aber spottet nicht.

    Man möchte meinen, ´s wär ein Traum,
    Denn alle Kraft steckt tief im Baum.

  6. Helmut

    Vielen Dank für die Ergänzung, wenn’s nicht sogar eine Apologie war.

    Liebe Grüße
    Helmut

  7. Petros

    Warum sollte ein Baum nicht spotten?!

    Gruß
    Petros

  8. Helmut

    … und wäre es der Spott der Menschen über den „dürren“ Stecken – diese Energie könnte ja auf sie zurückstrahlen …

    Danke, lieber Petros, und liebe Grüße
    Helmut

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

© 2024 Maier-Lyrik

Theme von Anders NorénHoch ↑