Lyrisches von Helmut Maier

Sicherheitsdenken seit der Bronzezeit

Schwerter schneiden
Keine Brote im Frieden.
Doch wer will verzichten
Auf den goldenen Glanz
Ihrer Klingen?

Wälle schützen den Wohlstand
Für Wohlgeborene freilich.
Doch angeborene Warner
Gehen verloren im Wahn
Schützender Bauten.

Wo Gefahren verschwinden
Aus dem Bewusstsein,
Verlieren sich Erbarmen
Und Güte.

Wie kann ein liebender Gott
Ein feste Burg sein?

In der Sorglosigkeit der Sicherheit
Vergisst man, wie notwendig
Der Verzicht auf die Macht ist.

Und schon naht das Verderben,
Mit dem niemand gerechnet.
Unausweichlich erscheint
Auch die letzte Katastrophe,
Wenn keine Flucht mehr
Gedacht wird.

12 Kommentare

  1. Petros

    Zitat:
    „Wie kann ein liebender Gott
    Ein feste Burg sein?“

    In ihm finde ich Geborgenheit und Trost, die Sicherheit, die mir sonst niemand gibt.

    Und dazu:

    Zitat:
    „Wälle schützen den Wohlstand
    Für Wohlgeborene freilich.
    Doch angeborene Warner
    Gehen verloren im Wahn
    Schützender Bauten.

    biete ich dir mein „Wehe, wehe…“ an.

    Gruß
    Petros

  2. Helmut

    Lieber Petros,

    Die Metapher „ein feste Burg“ für einen Gott, der als liebend gedacht oder geglaubt wird, finde ich nach wie vor katastrophal. Sie greift auf eine verhängnisvolle Entwicklung zurück, die spätestens seit der Bronzezeit auf Verteidigung von Privilegien oder größenwahnsinnigen Vorstellungen von Machbarkeit ausgerichtet ist. Die Metapher steht auch für eine Ideologie, die bei uns Menschen größtenteils die Warn-Instinkte vor Gefahren hat verkümmern lassen, mit Hilfe derer man sich der Gefahr ohne den Übermächtigkeitsphantasien zu erliegen entziehen könnte. (Das gleiche gälte natürlich auch für eine Göttin.)

    Also nichts dagegen, wo Du Trost findest.

    Liebe Grüße
    Helmut

  3. Petros

    Hallo Helmut,
    ich kann stehen lassen, was du schreibst. Deine Metapher, dein Bild, dein Inhalt.
    Auch deine Begründungen kann ich nachvollziehen, und sie scheinen mir hinreichend Grund, deine Position zu beziehen.

    Dieselbe Metapher, mein Bild, mein Inhalt… ich halte hier ein andere Postion, sogar eine Gegenposition für möglich. Oder stellst du die Dinge dar, wie sie sind? 😉

    Gruß
    Petros

  4. Helmut

    Die Metapher “ein feste Burg” für einen Gott, der als liebend gedacht oder geglaubt wird, finde ich nach wie vor katastrophal.

    – „finde ich“ !! 🙂

  5. manacur

    me too
    LG
    Curt

  6. Helmut

    Das freut mich sehr, lieber Curt.

    Vielen Dank und liebe Grüße
    Helmut

  7. Paul Spinger

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass irgendein wahnsinniger Pope auch die Atombomben auf Hiroschima und Nagasaki „gesegnet“ hat, weil sie ja der Sicherheit Amerikas dienten. Sogar die SS hatte ihre Feldgeistlichen.
    Aber im Kleinen sichern wir ja auch im alltäglichen Leben alles mögliche vor den Anderen. Wo findet man heute noch ein Dorf, in dem die Haustüren tagsüber unverschlossen bleiben?
    Eine sehr nachdenklich stimmende Aufforderung sehe ich in Deinem vorzüglichen Gedicht.

  8. Helmut

    „im Kleinen sichern wir ja auch im alltäglichen Leben alles mögliche vor den Anderen.“
    Damit hast Du mich natürlich erwischt, lieber Kurt. Da bin ich genauso sicherheitsorientiert wie die meisten. Das finde ich schon schade, dass ich da keinen Ausweg weiß. Bei den Atombomben auf Hiroschima und Nagasaki ist es wohl deutlich, dass es so nicht geht.
    Wichtig war es mir nämlich auf jeden Fall, dass aus Sicherheitsdenken heraus erstens andere in ihren Rechten (und besonders dem auf körperliche Unversehrtheit) nicht beeinträchtigt, geschädigt werden, ja, sie ihnen abgesprochen werden; zweitens, dass wir Gefahren vermeiden könnten, wenn wir gelernt hätten, nicht auf unsere Allmacht zu vertrauen.

    Vielen Dank und liebe Grüße
    Helmut

  9. Petros

    Ich fühle mich bedroht, von der WortGEWALT, die ich hier lese. Aber die Welt findet überall ihre Prediger, ob es nun wahnsinnige Popen sind oder anders Motivierte.

    Vertrauen entwickelt sich nicht zuallerert in der (Über)betonung der Missetat und Schuld anderer, sondern es ist die Hand, die gereicht wird ohne nach Schuld oder Unschuld zu fragen, so im du und du.

    Gruß
    Petros

  10. Paul Spinger

    Lieber Petros, ich denke Du fühlst Dich nicht von der Wortgewalt bedroht, sondern davon, dass Deine Ansichten nicht bestätigt werden.
    Unser Sicherheitsdenken baut ja auch „gedankliche Zäune und Burgen“. Es geht auch nicht darum jemandem die Schuld oder Unschuld zu geben, sondern darum die Ursachen für, ja eben auch die Gewalt, Macht- Sicherheits- und Wohlstanddenken zu benennen. Jemandem der machtbesessen ist kann ich nicht die Hand reichen, er wird hineinbeißen.

  11. Petros

    Lieber Paul,
    „Angriff ist die beste Verteidigung“, und so weiter und so weiter und so weiter…. Ich lasse mich darauf nicht ein.
    Ich erkenne an, dass du meine Ansicht nicht teilst. Ich sehe, dass andere im Prinzip zumindest, dir beipflichten.
    Ich habe hier wohl tatsächlich nicht erkannt, dass es um DIE Ursachen geht.
    Dies aber dazu:
    In meinem Denkmodell ist UR-SACHE des bestehenden Menscheits-Konfliktes immer mit Schuld- oder Unschuldhaftem belegt, und dabei geht es meistens nicht um Unschuldsvermutung sondern um Schuldzuweisung. Hinzu kommt, dass sich die Anwälte und Richter zumeist in einer Helikopter-Position wähnen.

    Und:
    Wenn ich in meinem Glauben meinen liebender Gott für mich als feste Burg ansehen kann, so bin ich der letzte, der sich hier in einem missionarischen Dienst glaubt.

    Gruß
    Petros

  12. Paul Spinger

    Lieber Petros,
    der Unterschied zwischen Deiner und meiner Anschaung ist genau der von Dir angeführte. Für mich gibt es den mit Schuld geborenen Menschen nicht.
    Aber, wie Du siehst, können auch Menschen mit völlig unterschiedlichen Weltanschaungen friedlich und vernünftig miteinander reden, ohne sich an die Gurgel gehen zu müssen. Das ist doch tröstlich, oder nicht?

    Liebe Grüße

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